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Panic

Panic

Titel: Panic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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falsch, möcht ich meinen. Jäger sind noch schlimmere Aufschneider als Angler.«
    Sheila sah mich an. »Waren Sie erfolgreich … heute?«
    »Hatte schon zum zweiten Mal einen Hirsch vor der Flinte, aber keine Gelegenheit zum Schuss.«
    »Wie schade«, sagte Sheila.
    »Das find ich auch«, sagte Theresa. »Stellen Sie sich bloß mal vor, was Earl für ein langes Gesicht gemacht hätte, wenn Sie erfolgreich gewesen wären. Zwei Frauen erlegen kapitale Hirsche, während er diesen Kümmerer anbringt.«
    »Theresa!«, schimpfte Sheila.
    »Ach komm schon, sein Bock ist erbärmlich klein. Und ich hab das Gefühl, dass Diana allerhand vertragen kann.«
    »Wenn Sie sich da mal nicht täuschen«, sagte ich ruhig.
    Sheila lachte nervös und band sich die Schürze neu. »Tja, heute gibt’s Lasagne. Hoffentlich mögen Sie Lasagne und Salat und haufenweise Knoblauchbrot.«
    Ehe ich antworten konnte, kam Cantrell durch die Schwingtür. Er sah von einer zur anderen und zwang sich zu einem Lächeln. »Essen fertig, Schatz?«
    »Schon, aber Grover ist noch nicht da«, platzte Sheila heraus.
    »Ein Vogel, zu dem ’ne Katze ins Nest glotzt, könnte nicht ängstlicher sein«, sagte Theresa. »Grover sitzt heute eben ein bisschen länger auf seinem Felsen als sonst.«
    »Mike?«, sagte Sheila. »Jemand sollte nach ihm sehen, finde ich.«
    »Er wird schon noch kommen«, sagte Cantrell.
    »Mike, bitte!«
    Cantrell warf die Arme in die Luft und rief: »Das ist doch zum Verrücktwerden hier. Ich werd Tim zu ihm runterschicken.«
    Theresa sah finster drein, als sie das voll beladene Tablett an Cantrell vorbeibalancierte. »Das hat man gern. Zuerst schnappt er meinem Mann den Job weg und jetzt will er ihn auch noch zum Laufburschen degradieren!«
    »Komm mir jetzt nicht dumm, Theresa!«, warnte Cantrell. »Dafür bin ich nicht in Stimmung.«
    »Du bezahlst uns, Kumpel«, sagte sie kühl, »aber wir gehören dir nicht, verstanden?«
    »Ich hab Gäste, die ihren Standort wechseln wollen«, erwiderte Cantrell spitz. »Ich muss mich um sie kümmern. Wär dir vielleicht lieber, ich würd den armen Patterson aus dem Bett scheuchen?«
    Sheila wandte sich ab, kratzte sich am Hals. Ihre Augen wurden wässrig. Was für ein eiskalter Hund, dachte ich. Theresa stellte das Tablett kurz ab und meinte widerwillig: »Ich werd Tim fragen, ob er netterweise mal kurz zum Deppenfelsen runtergeht.«
    »Recht herzlichen Dank«, sagte Cantrell. Er wartete, bis Theresa aus der Tür war, und wandte sich dann mir zu. »Ich muss mit meiner Frau sprechen. Allein.«
    »Ich wollte nur wissen …«
    »Später, Mrs. Jackman.« Seine Stimme hatte einen drohenden Unterton. Ich zog den Kopf ein und ging an Theresa vorbei hinaus in die Halle, wo die anderen Jäger sich fröhlich unterhielten.
     
    Bei Tisch hörte ich Butch pflichtgemäß zu, wie er über sein Jagdglück schwadronierte, das ihm den Hirsch beschert hatte; dabei wäre ich ihm am liebsten über den Mund gefahren, um allen von den entsetzlichen Vorfällen im Wald zu erzählen. Dann dachte ich: Vielleicht ist Butch ja der Schuldige, er jagt schließlich auch mit Pfeil und Bogen, und biss mir auf die Zunge.
    Kurz bevor das Dessert serviert wurde, verkündete Earl, der fast den ganzen Abend stumm vor sich hin gesoffen hatte: »Mir gefällt mein Hirsch. Ehrlich.«
    Die Gespräche verstummten, da sagte er es noch einmal.
    Lenore betrachtete ihn von der Seite. »Du bist mir vielleicht so ein Jäger vor dem Herrn!«
    »Dieser Hirsch ist neben einem Riesen hergelaufen, nur haben die beiden hinter den Bäumen die Rollen vertauscht«, behauptete Earl. »Ich hab Geweihstangen gesehen und eine Schulter, und da hab ich geschossen. Der Hirsch ist in Ordnung.«
    »Das war Kindsmord, wenn du mich fragst«, schnaubte Lenore.
    »Wie goldig du sein kannst, Schatz«, fauchte Earl. »Vielleicht sollte ich den anderen ein paar Dinge über dich erzählen, die gar nicht so goldig sind.«
    Einen kurzen Augenblick verlor Lenore die Fassung, wie schon am Abend zuvor, als Earl mich betatscht hatte, fing sich aber gleich wieder. »Du hast ja noch Zeit, Schatz. Morgen ist auch noch ein Tag.«
    Earl lächelte. »So gefällst du mir schon besser.«
    Ich sah zu Cantrell hinüber, der den Blick abwandte, dann zu Griff, der an die Decke starrte. Da stieß Theresa die Schwingtür auf, beladen mit einem Tablett voller Erdbeerkuchen. Ich konnte kaum noch die Augen offen halten, geschweige denn, einen klaren Gedanken fassen. Ich brauchte dringend

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