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Panic

Panic

Titel: Panic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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unserem Sparkonto ab und buchte die Jagd. Mit weiteren zweitausend Dollar finanzierte ich die Flugtickets und besorgte mir die nötige Ausrüstung.
    Kevin hatte unsere Konten sperren lassen, nachdem ihm aufgefallen war, wie viel ich abgehoben hatte.
    »Wie konntest du dir so viel Geld nehmen, ohne mich zu fragen?«, wollte er wissen.
    »Du hättest es mir nicht gegeben«, antwortete ich. »Und ich hab’s gebraucht. Du hättest mich nicht verstanden.«
    »Du hättest es wenigstens versuchen können«, sagte er. »Diana, ich habe langsam das Gefühl, als würde ich dich überhaupt nicht mehr kennen.«
    Ich zögerte, als ich sein trauriges Gesicht sah. »Vielleicht tust du das auch nicht, Kevin. Vielleicht ist das ja das Problem. Aber bevor ich dir sagen kann, wer ich bin, muss ich auf die Jagd gehen.«
    »Auf die Jagd? Dafür gibst du neuntausend Dollar aus?«, rief er. »Kommt nicht in Frage. Ich hasse die Jagd. Du wirst anrufen und dir das Geld zurückzahlen lassen.«
    »Und wenn ich es nicht tue?«
    Kevin sah mich eisig an. »Diana, du hast mal gesagt, wenn mir etwas an dir läge, sollte ich keine Fragen über deinen Vater stellen. Und ich habe deinen Wunsch respektiert, auch wenn es mir schwer fiel. Jetzt sage ich dir, wenn du mich liebst, dann holst du das Geld zurück, so einfach ist das. Also, liebst du mich?«
     
    Ich zwirbelte die Eulenfeder in der Hand und musste mir eingestehen, dass ich die Frage im Augenblick nicht beantworten konnte. Zu Anfang war alles sonnenklar gewesen, jetzt waren Wolken aufgezogen. Ich hatte ihn geliebt. Jetzt war ich mir nicht mehr so sicher.
    Um mich auf andere Gedanken zu bringen, betrachtete ich die Eulenfeder im Schein der Gaslaterne. Die weißen Daunen wuchsen filigran aus dem Kiel. Ich zupfte eine heraus und blies. Sie stieg auf und schwebte in meinen Schoß. Ein weiches, zartes Etwas.
    Warum Federn?, fragte ich mich. Warum die Federn von Raben und Eulen? Die Killer hatten uns eine Botschaft zukommen lassen. Nur welche? Der Rabe war ein Aasfresser. Die Eule ein Raubvogel. Ich sah keinen Zusammenhang.
    Ich legte die Feder unter ein Trinkglas, das verkehrt herum auf dem Tisch stand. Es war jetzt kurz vor Mitternacht. Plötzlich fühlte ich mich so müde wie noch nie. Ich behielt die lange Unterwäsche an und nahm das geladene Gewehr mit ins Bett.
    Ich blieb noch lange wach, wehrte mich gegen den Schlaf, weil ich die Augen schließen und das Knarzen der Balken im Wind und das Schneetreiben gegen das Fenster hören wollte. Nichtsdestotrotz kam schließlich der Schlaf, und meine Willenskraft reichte nicht mehr aus, um gegen ihn anzukämpfen.

Neunzehnter November
    Am folgenden Morgen hatte sich der Himmel kaum gelichtet, da hörte ich draußen im pfeifenden Wind die Holzdielen der Veranda knarzen.
    Ich lag schon fast eine Stunde lang wach, eingekuschelt in der Kälte, und wartete darauf, dass es hell wurde, weil ich in der Nacht vergessen hatte, Holz nachzulegen. Mit der Morgendämmerung käme auch mein Mut zurück. Bis dahin würde die Tür fest verriegelt bleiben. Wer wusste schon, was in der Dunkelheit lauerte?
    Die Planken wehrten sich erneut gegen die Belastung. Nervös tastete ich nach meinem Gewehr, schlüpfte aus dem Bett und schlich über den kalten Boden zum verhängten Fenster. Ich lugte hinaus, sah aber nur die Enden des Holzstoßes.
    Ein Moment verstrich, dann ein zweiter. Die Planken ächzten ein drittes Mal. Ich drehte die Gasflamme herunter, bis sie flackernd erlosch, und zog den Stuhl unter dem Türknauf weg. Mir blieb fast das Herz stehen, trotzdem riss ich, das Gewehr in der Rechten, mit der Linken die Tür auf.
    Kurant stolperte nach hinten, ließ die Taschenlampe fallen und plumpste auf den Hintern, als ich ihm den Gewehrlauf vors Gesicht hielt.
    »Sind Sie verrückt geworden?«, kreischte ich. Mir war ganz flau geworden.
    Er robbte auf den Ellbogen rückwärts durch den Schnee, der sich hinter dem Holzstoß angehäuft hatte, und stammelte: »Ich wollte doch nur sehen, ob Sie schon wach sind! Ich wollte mit Ihnen reden. Ich bin … ich bin … ich konnte nicht schlafen, und da … da wollte ich eben reden.«
    »Nein, Sie haben Angst.«
    »Hab ich nicht.« Er rappelte sich hoch und zupfte sich die Eiszapfen aus dem Bart. »Ich meine, haben Sie etwa keine?«
    »Natürlich.«
    »Na dann …?«
    »Bringen Sie ein paar Scheite mit rein«, sagte ich, ganz froh um seine Gesellschaft. »Mir ist das Feuer ausgegangen.«
    Ich setzte ein Tipi aus Reisern über die

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