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Panic

Panic

Titel: Panic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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würde es auch seinem Partner sagen. Damit waren sie noch gefährlicher als zuvor.
    Arnie war fertig. Jetzt ragte nur noch ein hölzerner Knubbel aus Earls Rücken. Der Schnee hatte die Schwellung abklingen lassen. Die Pfeilspitze war im purpurn gefärbten Fleisch deutlich sichtbar. Ich starrte auf die dreieckige Klinge unter Earls Haut. Die Böswilligkeit, die sie verkörperte, war mir unbegreiflich.
    Arnie bat Phil und Butch, Schösslinge zu schneiden, Stützen und Streben für das Gerüst einer Trage. Cantrell holte sich von uns allen die Schleppseile und überzähligen Kleidungsstücke. Er zurrte die Schösslinge auf Äste, schnitt Löcher in die Klamotten und stopfte damit die Zwischenräume. Die besonders dünnen Schösslinge band Arnie der Länge nach an Earls Körper, um ihn zu strecken und so den Schaden möglichst gering zu halten.
    Als alles fertig war, schoben wir die Hände unter Earl und hievten ihn auf die Trage.
    »Wir müssen uns beeilen«, sagte Arnie. »Er darf keinen Schock bekommen.«
    »Kann die Pfeilspitze drin bleiben, bis das Flugzeug kommt?«, fragte Sheila.
    Arnie gab keine Antwort.
    »Arnie?«, sagte Butch. »Das dauert doch noch sechs Tage.«
    »Eine Operation ist zu riskant, wegen der möglichen Infektion«, erklärte Arnie, »aber wenn er auf die Medikamente nicht anspricht, bleibt uns vielleicht nichts anderes übrig.«
    »Du willst ihn hier draußen aufschneiden?«, rief Phil. »Verdammt.«
    Lenore verschränkte die Arme vor der Brust. »Sie sind kein Chirurg. Ich will eine zweite Meinung einholen.«
    Arnie schüttelte den Kopf. »Hier draußen gibt es keine zweiten Meinungen. Hier gibt’s nur mich. Und ich tu’s nur, wenn es unbedingt sein muss.«
    »Arnie, du kannst doch nicht …«, fing Butch an.
    »Halt die Klappe, Butch«, fuhr Arnie ihm über den Mund. »Vielleicht bin ich in euren Augen nur ein kleiner Kinderarzt, aber ihr habt nun mal keinen anderen. Und das hier ist mein Job.«
    Wir alle sahen Earl einen Moment lang an.
    »Tja, und was ist mit dem Schweinehund, der das getan hat?«, fragte Phil. »Wir müssen ihn kriegen, bevor er abhaut.«
    »Nein!«, sagte Cantrell. »Wir haben es versucht, und das haben wir jetzt davon.«
    Kurant sagte: »Wenn Earl nicht plötzlich eingefallen wäre, ein unschuldiges Tier zu töten, hätten wir ihn jetzt. Schließlich waren wir nicht zum Vergnügen hier draußen, wir wollten einen Mörder fangen, schon vergessen?«
    »Arschloch!«, schrie Lenore. Sie ging auf den Journalisten los und schlug auf ihn ein.
    Nelson packte sie und zerrte sie weg. Cantrell baute sich vor dem Schriftsteller auf: »Langsam hab ich die Schnauze voll von Ihrer Klugscheißerei. Seit Sie hier sind, haben Sie immer nur gestänkert.«
    Kurant verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen. »Liege ich etwa falsch? Sagen Sie’s, wenn ich falsch liege.«
    Cantrell knirschte so heftig mit den Zähnen, dass ich mir Sorgen um seinen Zahnschmelz machte. »Leck mich!«
    »Welche Eloquenz! Hat man Sie schon mal dafür gelobt?«
    Die Faust des Pächters traf Kurant direkt in die Magengrube. Er gab ein ungläubiges Grunzen von sich und sackte rückwärts in den Schnee. Keiner machte Anstalten, ihm aufzuhelfen.
    »Wird’s bald!«, rief Arnie. »Wir müssen Earl zum Blockhaus tragen. Er darf keinen Schock kriegen.«
    Cantrell wurde geschäftig. Er deutete auf Phil und Butch. »Ihr zwei geht nach vorn. Griff und Nelson nach hinten.«
    Nelson räusperte sich. »Mike … Phil hat gar nicht mal so Unrecht, oder? Denk nach, bevor du sauer wirst. Der Killer hat in den vergangenen Tagen ein paar Mal Mist gebaut – er hat Phil verfehlt, Earl nur angeschossen. Er hat sich nicht mehr im Griff. Er wird noch mehr Fehler machen. Ich schnapp mir Diana und verfolg ihn weiter.«
    »Kommt nicht in Frage«, sagte Cantrell. »Ich kann nicht zulassen, dass noch ein Gast verwundet oder umgebracht wird.«
    Ich trat vor. »Wir wollen ihn nicht einfangen, Mike. Nur auskundschaften, rausfinden, wohin er gelaufen ist. Morgen sind seine Spuren zugeschneit, dann stehen wir wieder ganz am Anfang.«
    Phil nickte. »Selbst wenn wir nicht mehr selbst auf ihn Jagd machen, immerhin können wir den Mounties Hinweise geben, wo sie suchen sollen.«
    »Bitte, Mike!«, flehte Arnie. »Earl wird immer schwächer.«
    Cantrell zeigte auf mich und Nelson. »Ihr habt drei Stunden«, sagte er. »Dann kehrt ihr um.«
     
    Nelson war ein Jäger, den mein Vater respektiert hätte. Er bewegte sich trittsicher, gleichmäßig und

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