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Panik: Thriller (German Edition)

Panik: Thriller (German Edition)

Titel: Panik: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Gordon Smith
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Daher lagen neben dem Seestern inzwischen ungefähr hundert Steine.
    Dann war er eingeschlafen. Lisa war kalt, der Erdboden dagegen ziemlich warm gewesen. Er hatte die Sonnenwärme gespeichert, und es war, als würde Brick menschliche Haut berühren. Als ob sie neben ihm liegen und die Finsternis vertreiben würde.
    Was sie natürlich nicht tat. Er hatte sie getötet. Er hatte zwar nicht abgedrückt, hatte es aber auch nicht verhindert und war damit genauso schuldig wie Rilke.
    Rilke.
    Brick rappelte sich auf. Er fühlte sich wie gerädert. Die Anstrengung ließ ihn taumeln. Das Blut schoss in seinen Kopf, sodass helle Lichtblitze in der Morgensonne tanzten. Jetzt fiel ihm wieder ein, dass er beim Graben das Gefühl gehabt hatte, etwas wirklich Schlimmes sei passiert. Stimmt ja auch, du Trottel, dachte er. Lisa ist gestorben. Nein, es war mehr als das. Er konnte es nicht erklären, aber er fühlte, dass die ganze Welt einen schrecklichen Verlust erlitten hatte.
    Hatte er auch etwas gesehen? Eine Gestalt im Chaos? Einen Mann, dessen Mund ein Sturm war, aus dem eine endlose Dunkelheit in die Welt drang?
    Brick grunzte. Lächerlich. Er hob die Schaufel auf der anderen Seite des Grabes auf. Der erdverkrustete Griff bohrte sich schmerzhaft in die Blasen an seiner Hand. Er verzog das Gesicht.
    Rilke. Sie hatte Lisa erschossen. Dafür würde sie bezahlen. Sie und ihr komatöser Bruder. Sie hatte zwar den Revolver, aber das würde ihr auf lange Sicht auch nichts nutzen. Früher oder später würde sie einen Fehler machen. Brick packte den Griff der Schaufel und ließ sie durch die Luft schwingen. Das Schaufelblatt funkelte im bernsteinfarbenen Sonnenlicht. Er lächelte. Ja, sie würde bezahlen.
    Lisas Grab würde nicht das letzte sein, das er hier ausgehoben hatte.

Daisy
    Fursville, 6 : 37 Uhr
    Es war eine Stimme, die Daisy nicht erkannte, und diese Unsicherheit ließ sie aus ihrem Traum aufschrecken. Als sie die Augen öffnete, hatte sie schon alles vergessen– sie wusste nur noch, dass es ein schlimmer Traum gewesen war, ein Echo auf das Gefühl, das sie und Cal am Abend zuvor überkommen hatte.
    Sie lag in der Personalumkleide des Pavillons auf einem Haufen Kissen, die sie von dem stinkenden, feuchten Sofa genommen hatte. Das war zwar nicht sehr bequem, aber angesichts dessen, was gestern alles passiert war, hatte sie trotzdem einigermaßen gut geschlafen. Sie setzte sich auf und sah sich um. Adam lag zusammengerollt neben ihr. Chris schnarchte am anderen Ende des Raumes. Er hatte das Gesicht an die dreckige Wand gedrückt, als wollte er sich an sie schmiegen. Jade und Cal waren verschwunden, und Brick hatte überhaupt nicht hier geschlafen.
    Samtenes gelbes Licht drang durch einen Spalt im verbarrikadierten Fenster. Es fiel in die Eiswürfel in ihrem Kopf, und sie sah einen spindeldürren Jungen. Vorsichtig verließ sie ihr behelfsmäßiges Bett, um Adam nicht zu wecken, dann ging sie zur Tür. Als sie die Hand auf die Türklinke legte, fiel ihr ein, dass draußen im Flur ein toter Mann lag.
    Wenn du nicht hinsiehst, ist er auch nicht da.
    Sie öffnete die Tür und ging nach links, marschierte entschlossen zum Ausgang und rannte erst los, als sie glaubte, Edward Maltbys Schritte hinter sich zu hören, sein leises Stöhnen, als seine blutigen Finger nach ihr griffen. Sie tauchte unter der Kette durch, kreischte und trat nach dem Hirngespinst. Als sie sich wieder aufrichtete und den Staub von ihren Kleidern klopfte, bemerkte sie, dass sie nicht allein war.
    » Und das ist Daisy«, sagte Cal. Er redete mit dem Jungen, den sie gerade in ihrem Kopf gesehen hatte. Er war vielleicht ein oder zwei Jahre älter als sie und sehr dünn. Sein T-Shirt flatterte um seinen Körper wie ein Segel um einen Schiffsmast. Er lächelte unter einem wuscheligen Lockenkopf hervor und streckte die Hand aus. Sie war mit Stoff umwickelt, ein weißer Boxhandschuh mit rosa Flecken darauf. Jetzt schien er sich ebenfalls an den Verband zu erinnern und ließ die Hand wieder sinken.
    » Tut mir leid«, sagte er. » Hi.«
    » Marcus«, sagte Daisy, als sein Name in ihrem Kopf auftauchte. Der Junge runzelte die Stirn und sah Cal an, als würde er eine Erklärung erwarten. Cal zuckte nur mit den Schultern.
    » Ich hab dir doch gesagt, dass hier ein paar merkwürdige Sachen passieren«, sagte er. » Marcus hat unsere Nachricht im Internet gelesen.«
    » Ich wäre sowieso gekommen«, sagte der Junge. » Ihr habt ja auch dieses komische geistige Signal

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