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Panik: Thriller (German Edition)

Panik: Thriller (German Edition)

Titel: Panik: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Gordon Smith
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es nicht eilig zu haben. Sorgfältig zielte er direkt auf den Nagelkopf. Langsam, Millimeter für Millimeter, verschwand der Nagel im weichen Holz.
    » Das Brett war lose«, sagte Brick und fuhr mit dem Daumen über den Nagel. » Ein Schwachpunkt. Da hätten die Irren leicht den Zaun einreißen können.«
    Er nahm einen weiteren Nagel aus der Jeanstasche.
    » Tut mir leid wegen Lisa«, platzte es aus Daisy heraus, bevor sie es verhindern konnte. Brick erstarrte und betrachtete den Nagel in seiner Hand so eingehend, als stünde dort die Antwort auf alles geschrieben. Daisy hoffte, dass er nicht wütend war. Eine Weile später sah er sie mit geröteten, müden Augen an. Er nickte, was sie als ein Dankeschön auffasste. Dann legte er den Nagel an dem losen Brett an und hämmerte drauflos.
    » Da ist noch ein Junge gekommen«, sagte sie. Er hielt kurz inne. » Er ist sehr dünn. Er war nicht allein, aber die anderen… haben’s nicht geschafft.«
    Er schlug den zweiten Nagel ein und nahm einen dritten aus der Tasche. Daisy hüpfte von einem Fuß auf den anderen. Sie war hungrig und durstig, wollte Brick gegenüber jedoch lieber nichts sagen. Sie wollte ihm keinen Grund geben, ins Restaurant zu gehen und nach Rilke zu sehen. Das würde nicht gut ausgehen. Außerdem wollte sie mit Brick noch über etwas anderes sprechen.
    » Brick«, rief sie über die Hammerschläge hinweg. » Hast du das auch gespürt? Gestern?«
    Diesmal schlug er den Nagel ohne Unterbrechung tief ins Holz. Er rüttelte am Zaun. Ganz unten wackelte das Brett noch. Er griff in die Tasche und ging in die Hocke.
    » Das war wirklich furchtbar«, sagte sie. » So ein… Gefühl, als ob man betäubt wäre, aber auch ganz traurig.« Er antwortete noch immer nicht. Daisy kaute auf ihrem Daumennagel herum und wünschte sich, sie würde die richtigen Worte finden. » Es war, als ob irgendwas nicht stimmt… mit dem Leben überhaupt.«
    Bamm. Bamm. Bamm. Brick hämmerte weiter, obwohl der Nagel schief im Holz steckte. Daisy wartete noch einen Moment ab, dann drehte sie sich um. Er musste ja nichts sagen. Sie konnte es in seinem Kopf und seinen Gedanken sehen. Er hatte es gespürt und wusste genau, wovon sie redete. Sie konzentrierte sich auf einen Eiswürfel und versuchte hineinzuspähen, aber die Bilder ergaben keinen Sinn. Nur Chaos, wie ein Wirbelsturm, und dazu ein unaufhörliches keuchendes Geräusch, das ihr die Haare zu Berge stehen ließ. Das war etwas Schreckliches, etwas Böses, etwas…
    Sie sah Brick an, um das Bild deutlicher vor Augen zu haben. Er starrte zurück, und als sich ihre Blicke trafen, ging ihr ein Licht auf.
    Dieser Sturm, dieser Wirbelwind, dieses böse Ding, das war nicht etwas, das war das Nichts. Die Abwesenheit von etwas, und diese Abwesenheit breitete sich aus– und löschte alles, was ihm im Weg stand, einfach aus. Deswegen war sie traurig gewesen– dieses Ding war das Gegenteil des Lebens und auch das Gegenteil des Todes. Es war das Gegenteil von allem.
    Antimaterie. Dieses Wort, das plötzlich in ihrem Verstand auftauchte, stammte von Brick. Sie wusste ja nicht einmal, was es bedeutete. Er dachte an das Gleiche wie sie. Beide wussten sie, was dieses andere wollte. Es wollte alles in nichts verwandeln, alles verschlingen, alles ausradieren.
    Und wenn es damit fertig war, würde die Wirklichkeit nur ein leeres Loch in der Zeit sein.

Rilke
    Fursville, 8 : 42 Uhr
    » Bitte, Rilke. Ich will doch nur mit dir reden.«
    Rilke stand hinter der Restauranttür, vor der Cal schimpfte und flehte. Er war schon eine ganze Weile da, lief hin und her wie ein Wolf. Erst hatte er gebettelt, dann gedroht, dann getobt.
    » Rilke, wir brauchen was zu essen und zu trinken. Das ist nicht fair. Die Sachen gehören uns.«
    Er klopfte gegen die Tür. Ein paar Eisbrocken lösten sich. Rilkes lautloses Lachen stieg in kleinen Atemwölkchen auf. Sie hielt den Revolver umklammert. Ihre Hände waren von der Kälte so betäubt, dass sie nur sein Gewicht spüren konnte.
    » Hör mal, du musst ja nicht mit mir reden. Die anderen sind unten. Lass mich fünf Minuten rein, um die Sachen zu holen. Du kannst deinen Anteil behalten, okay?«
    Die Tür erzitterte in den Angeln. Sie trat einen Schritt zurück. Cal trat noch einmal so fest dagegen, dass das Holz knarrte.
    » An deiner Stelle würde ich damit aufhören«, sagte Rilke.
    » Dann lass mich rein«, sagte Cal. » Wir haben Hunger. Irgendwie komm ich schon durch diese Tür, Rilke.«
    Darauf antwortete sie

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