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Panik: Thriller (German Edition)

Panik: Thriller (German Edition)

Titel: Panik: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Gordon Smith
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beugte sich vor. Daisy reckte den Hals und stellte sich auf die Zehenspitzen, ließ sich auf ihn zufallen, als ob sie von einer unsichtbaren Hand geschoben wurde. Etwas kreischte in ihrem Kopf, als hätte sie einen kochenden Teekessel zwischen den Schläfen. Daisy hob die Augen– sie konnte nicht anders–, und ihr Blick wanderte über Freds Kinn, seine Lippen und seine Nase. Als sich ihre Lippen berührten, sah sie ihm in die Augen.
    Sie hielt inne und spürte, wie ihr der kalte Schweiß ausbrach. Als ob in der Aula plötzlich Minusgrade herrschten. Freds Augen waren völlig leer, leblose, stumpfe schwarze Puppenaugen, die jeden Moment aus ihren Höhlen zu springen schienen. Er drückte sich fester an sie. Sie wich zurück, doch Fred kam näher und näher, beugte sich über sie, knirschte mit den Zähnen.
    Dann öffnete sich sein Mund, und er spuckte ihr ins Gesicht.
    Daisy blieb das Herz stehen, und einen Moment lang dachte sie, sie würde hier auf der Bühne sterben. Sie spürte seinen warmen Speichel auf ihrer Oberlippe– nur einen Klecks heißen Schaum auf ihrer kühlen Haut–, aber sie konnte den Arm nicht heben, um ihn wegzuwischen. Sie konnte sich überhaupt nicht mehr rühren.
    Fred lachte, fletschte die Zähne und starrte sie mit seinen toten Augen an. Daisy taumelte zurück, sah, wie Kim auf sie deutete und schadenfroh kreischte. Andere fielen in das Gelächter ein, und schließlich dröhnte die ganze Aula vor Lachen.
    » Ihr küsst recht nach der Kunst«, sagte Mrs. Jackson, die selbst kichern musste.
    » Was?« Daisy wischte sich mit dem Handschuh über den Mund.
    » Dein Einsatz, Schätzchen. Ihr küsst recht nach der Kunst. Ihr küsst recht nach der Kunst.« Mrs. Jackson taumelte über die Bühne und wedelte mit dem Text nach ihr. » Nach der Kunst, Daisy.«
    Daisy stieß gegen einen Siebtklässler, der als Statist eingeteilt war, und wäre fast hingefallen. Das war alles zu viel. Die Aula drehte sich vor ihren Augen. Sie machte kehrt, rannte die Holztreppe hinunter und stürmte durch die Doppeltür. Mrs. Jacksons kreischende Stimme hallte ihr hinterher.
    » Nach der Kunst, Daisy, nach der Kunst, nach der Kunst!«

Cal
    Oakminster, 18 : 34 Uhr
    » Die haben wir richtig fertiggemacht«, sagte Abdus keuchend. Er raste auf seinem Skateboard bis zu den Stufen, die zu dem kleinen Platz vor der Bibliothek hinunterführten. Er versuchte einen Olli, sprang jedoch ab, bevor er das Ende der Treppe erreichte. Dann fing er das herrenlose Skateboard wieder ein und drehte sich zu Cal um. » Drei zu eins!«
    Cal riss wie ein Rockstar beide Arme in die Luft. Er saß an einem der drei Metalltische vor dem Café, in dem sie nach einem Spiel immer abhingen. Es hieß Udderz, und man konnte sich dort einen Schokoriegel aussuchen, der mit einer Eiskugel und Milch zu dem wohl besten Shake des Planeten gemixt wurde. Cals war schon bei seinem dritten, diesmal mit B oo st-Geschmack. Ihm war schon fast schlecht, aber er trank trotzdem weiter.
    Das Café war gerammelt voll. Megan, Eddie und Dan saßen bei ihm am Tisch. Jack, der Torwart, saß etwas abseits im Schatten. Das übrige Team hatte die restlichen beiden Tische in Beschlag genommen. Nur Steven Abelard fehlte – er wohnte etwas außerhalb und hatte daher früher gehen müssen. Cals andere Klassenkameraden waren überall verstreut. Georgia saß hinter der großen Fensterscheibe, direkt unter dem » e« des großen Udderz-Schildes, und war wie immer in ein Buch vertieft.
    Cal musste sie einfach anstarren– er konnte nicht anders, als ob ihre Köpfe mit einem unsichtbaren Gummiband verbunden wären. Egal, wie weit er das Band dehnte, irgendwann schnappte es wieder zurück. Das Buch musste ziemlich spannend sein, denn sie blickte nicht ein einziges Mal auf. Gab es einen frustrierenderen, deprimierenderen Anblick als das Profil dieses Mädchens?
    » Noch einen?«, fragte Dan, zog quietschend den Metallstuhl zurück und deutete auf Cals Milchshake.
    » Mir reicht’s«, sagte Cal. » Noch einen, und ich kotz hier mitten auf den Platz.«
    » Weichei«, sagte Megan und saugte gurgelnd an ihrem Strohhalm. » Ich bin schon bei Nummer fünf.«
    » Ja, das sieht man«, sagte Cal grinsend. » Ein Wunder, dass der Stuhl das aushält.«
    » Schnauze!« Megan streckte in gespielter Empörung den Arm aus und gab Cal einen Klaps. Sie war kaum größer als eineinhalb Meter und spindeldürr. Sie hätte den Stuhl nicht kaputt bekommen, wenn sie eine Woche lang darauf herumgesprungen

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