Panik: Thriller (German Edition)
wäre.
Dann schoss ein Junge aus der Klasse unter ihnen auf einem Skateboard vorbei. Er glitt auf dem Geländer die Treppe hinunter, landete fast perfekt und fuhr in breitem Bogen an seinen Klassenkameraden vorbei, die zu den besetzten Tischen des Cafés hochsahen, als würden sie eine Invasion planen.
» Wie stehen die Chancen für morgen?«, fragte Eddie und schob sich die Brille auf die Nase. Eddie hatte schweres Asthma und konnte nicht mitspielen. Ein Jammer, denn wenn sie nach der Mittagspause zum Spaß kickten, war er ganz gut dabei.
» Die 12H ist ziemlich hart«, sagte Jack ohne aufzusehen. » Sie haben letztes Jahr die Meisterschaft gewonnen. Da ist dieser Große dabei, Nasim oder wie er heißt. Angeblich ist schon Arsenal an ihm dran.«
Cal grunzte verächtlich und betont unbeeindruckt. In Wahrheit war Nas als Mittelfeldspieler so gut, dass er tatsächlich bei Arsenal hätte mitmachen können. Im letzten Match hatte er Cal gnadenlos ausgespielt, doch inzwischen hatte der große Fortschritte gemacht.
» Die schaffen wir schon«, sagte er. » Nas hin oder her.«
» Na ja, im Notfall kannst du ihm ja eine aufs Maul hauen«, sagte Megan, und alle lachten.
» Wenn Cal überhaupt mitspielt«, sagte Jack. » Wenn’s nach Platt geht, könnte er mit der Roten Karte für die nächsten zwei Spiele gesperrt werden.«
» Glaub ich nicht«, sagte Cal. » Frosty wurde im ersten Spiel vom Platz gestellt, und in der zweiten Woche war er wieder dabei, schon vergessen?«
» Der Blödmann hat den Torwart gefoult«, sagte Eddie und schüttelte den Kopf. » Trottel.«
Ein Skateboarder stürzte, rollte sich elegant nach vorne ab und lag dann flach auf dem Rücken und starrte in den Himmel. Alle jubelten und applaudierten. Cal lehnte sich zurück und nahm noch einen Schluck von seinem extrem süßen Shake. Hier war es so warm und friedlich. Vom Platz drang ein stetiges Gemurmel und Gelächter herauf, dazu das Klicken und Rollen der Skateboards– es war wie im Traum.
Nur das blöde Trommeln in seinem Kopf störte die Idylle. Es tat nicht weh, nicht so wie ein richtig fieser Kater, es war einfach unangenehm– dum-dum … dum-dum … dum-dum. Als ob in seinem Kopf etwas sterben würde, ein Vogel, der langsam mit seinen gebrochenen Flügeln flatterte und nicht mehr von der Stelle kam…
Himmel, was war das denn für ein Albtraum? Cal zitterte. Wenn er sich den Vogel vorstellte, wurde ihm gleich noch schlechter. Dan war wieder zurück, ließ sich in seinen Stuhl fallen und trank von seinem neuen Shake. Das gurgelnde Geräusch des Strohhalms war furchtbar laut, und Cal brauchte einen Augenblick, bis er kapiert hatte, dass es um ihn herum viel ruhiger geworden war. Die Leute unterhielten sich noch, aber flüsternd. Ein seltsamer Moment. So als würden alle aufhören zu reden, weil auch die anderen aufgehört haben, sich zu unterhalten. Gleich würden sie sich verwirrt ansehen und lachen.
Aber niemand lachte. Die Elftklässler unter ihnen sahen immer noch hoch, als warteten sie darauf, dass die Tische frei wurden. Die Skater waren stehen geblieben und starrten ihn an. Irgendetwas kroch Cals Wirbelsäule hoch, überzog seine Arme mit Gänsehaut.
» Gruuuuselig«, sagte er und zwang sich zu einem Lächeln. Eddie sah ihn völlig verwirrt an, als hätte Cal plötzlich eine Schweineschnauze oder Pandaohren bekommen. Und nicht nur Eddie. Megan starrte ihn verächtlich und mit gerümpfter Nase an. Cal sah sich um– so ziemlich jeder Mensch auf dem Platz schien voller Hass in seine Richtung zu blicken. Selbst Georgia hatte aufgehört zu lesen. Vielleicht war es auch nur eine Lichtspiegelung in der Glasscheibe, aber Cal hätte schwören können, dass sie die Zähne fletschte und sich ihr wunderhübsches Gesicht zu einer hasserfüllten Grimasse verzogen hatte.
Sein Herz klopfte so schnell, dass jeder Schlag wie ein Lichtblitz vor seinen Augen tanzte. Er schob den Stuhl zurück, richtete sich unsicher auf und fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
» Haha, echt lustig, Leute«, sagte er. Seine einsame Stimme hallte über den Platz. » Werdet erwachsen, okay?«
Die fast eineinhalb Liter Milchshake, die er getrunken hatte, rumorten in seinem Magen. Niemand antwortete, alle starrten ihn mit großen Augen an. Cal drängte sich durch die benommene Menge und musste sich zwingen, nicht loszulaufen. Er spürte ein Kribbeln in der Kehle, als würde er sich jeden Augenblick übergeben. Im Café gab es keine Toilette, aber in der
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