Panik: Thriller (German Edition)
und liefen auf die Fabrik zu.
» Passt auf euch auf«, sagte Daisy. » Viel Glück.«
Doch sie hatte das ungute Gefühl, dass Glück allein nicht ausreichen würde.
Cal
Cavendish-Harbreit Agrartechnologie, 17 : 46 Uhr
Brick erreichte das Wachhäuschen als Erster. Er packte die Tür so fest, dass er sie fast aus den Angeln gerissen hätte. Cal blieb stehen und warf einen Blick auf die Straße. Er konnte gerade noch das glänzende Dach des Jaguars sehen. Der Wind trug die weit entfernten, heiseren Schreie des Wachmanns zu ihm herüber. Sein Puls raste so schnell in seiner Kehle, dass er das Gefühl hatte, erwürgt zu werden.
» Los doch!« Brick stand in der Tür und winkte ihm verzweifelt zu. Cal ging an ihm vorbei in das Häuschen. Bis auf einen Schreibtisch, eine Konsole, mehrere Monitore und einem Telefon, dessen Hörer neben dem Apparat lag, war es völlig leer. Er hob den Hörer auf und hörte das Dröhnen eines Automotors.
» Hallo? Chris, bist du noch dran?«
» Cal?« Panik lag in Chris’ Stimme.
» Ja, wir sind gerade rein. Hier ist niemand außer uns. Bei euch alles klar?«
Nach einer kurzen Pause meldete sich Daisy: » Er holt auf!«
» Alles klar«, sagte Chris. » Beeilt euch!«
Cal warf den Hörer auf den Schreibtisch zurück, ohne die Verbindung zu unterbrechen. Brick beobachtete die Monitore und drückte auf einen Knopf, mit dem er durch die verschiedenen Kameras schalten konnte.
» Niemand zu sehen«, sagte er.
Cal ging zur anderen Tür hinüber, öffnete sie einen Spaltbreit und spähte in einen kurzen Flur. Er wollte ihn gerade betreten, als ihn Bricks Stimme aufhielt.
» Das könnte nützlich sein«, sagte Brick, riss ein Blatt Papier von der Wand und gab es Cal. Es war ein Plan der Fabrik– dünne Linien und klein gedruckte Buchstaben. Cal suchte das Wachhäuschen. Daneben war ein großes Rechteck dargestellt, das mit » Personal« beschriftet war.
» Wir sind hier«, sagte er und deutete auf den Plan. » Oder?«
» Das werden wir gleich rausfinden.«
Bevor sie den Korridor betraten, schnappte sich Brick eine große Maglite-Taschenlampe vom Schreibtisch. Er hielt sie wie einen Baseballschläger in die Höhe, dann liefen sie durch den Flur, vorbei an einem großen Empfangsraum und den Toiletten. Am anderen Ende befand sich eine weitere Tür, die in einen sonnendurchfluteten Innenhof führte. Zwei Jeeps mit dem Logo der Fabrik an den Seiten standen neben einem verbeulten blauen Rover. Cal warf einen Blick auf den Plan und versuchte, sich zu orientieren.
» Da lang«, sagte er und setzte sich wieder in Bewegung. Sie liefen an den Autos vorbei. Außer ihrem keuchenden Atem war nichts zu hören. Die Fabrik ragte über ihnen auf. Wie gewaltige Finger warfen die Schornsteine ihre Schatten auf den Boden. Cal wurde schneller, rannte auf ein gedrungenes, flaches Gebäude direkt vor ihnen zu.
Sie hatten es fast erreicht, als eine Frau, die ebenfalls zum Wachpersonal gehörte, in etwa dreißig Metern Entfernung zwischen zwei großen Silos hervorkam. Sie ließ einen Schlüsselbund um den Finger kreisen und pfiff vor sich hin. Als sie die beiden sah, verstummte sie. Cal hielt abrupt an, und einen Augenblick lang standen alle drei da wie die Ölgötzen.
» Seid ihr Rogers Jungs?«, fragte sie, ließ die Schlüssel in die Tasche gleiten und griff nach dem Funkgerät. » Hier dürft ihr nicht spielen.«
Sie marschierte entschlossen auf sie zu und sprach dabei in ihr Funkgerät. Die Worte verwischten zu einem tiefen, feuchten Knurren, das dem Winseln eines sterbenden Hundes ähnelte. Dann rannte sie so schnell los, dass ihr die Kappe vom Kopf flog. Cal riss die Tür auf. Brick blieb stehen.
Die Frau hatte ihn fast erreicht. Ihre Finger waren zu Klauen gekrümmt. Sie fletschte die Zähne. Ohne zu zögern holte Brick mit der Maglite aus. Die Taschenlampe schlug gegen ihren Kiefer, das Knacken hallte durch den Innenhof. Die Frau ging zu Boden. Blut spritzte aus ihrem Mund. Sie zitterte noch einmal und lag dann still da. Brick taumelte zurück und warf die Maglite auf sie, als hätte er eine Giftschlange in den Händen.
» Das Funkgerät!«, rief Cal. Brick hob es vom Boden auf und rannte zur Tür hinüber.
» Herr im Himmel«, murmelte er. » Ich wollte sie nicht so fest schlagen.«
» Die wird schon wieder«, sagte Cal und nahm Brick das Walkie-Talkie aus den zitternden Fingern. » Du hattest keine andere Wahl.«
Der nächste Flur war länger und dunkler. Das einzige Licht drang durch
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