Panik: Thriller (German Edition)
eine Tür zur Linken. Cal hob das Funkgerät und drückte auf einen Knopf.
» Ist da jemand?«, flüsterte er. Er hörte nur Rauschen, wiederholte die Frage, bekam jedoch keine Antwort. » Wenn hier noch mehr Wachmänner rumschwirren, würden sie sich doch melden, oder?«
» Keine Ahnung«, sagte Brick. Er war totenblass und starrte auf seine Hände. Cal packte seinen Arm, zerrte ihn zur Tür und warf einen Blick in den Raum. Es war ein großer Umkleideraum mit Spinden und leeren Garderobenständern. Sie liefen weiter, an der nächsten Toilette und einem Raum voller Sofas vorbei. Die Kantine, dachte Cal. Der Flur war fast zu Ende. Irgendwo muss sie doch sein.
Und da war sie auch. Die letzte Tür führte in eine Kantine mit Dutzenden von Esstischen und Stühlen und einer großen silbernen Buffettheke in der Mitte. Cal lief daran vorbei und durch eine Schwingtür. Als Brick ihn eingeholt hatte, grinste er breit.
» Wow«, sagte Brick.
» Genau. Wow.«
Sie befanden sich in einer Küche, die der in Fursville ähnelte. Nur dass hier alles blitzsauber war. Überall lagen Nahrungsmittel herum– Regalbretter voll mit Konserven und Einmachgläsern, Kartons und Tonnen und Flaschen. Brick ging direkt auf einen Brotkorb zu, riss ein Päckchen Vollkornbrot auf und schlang drei Scheiben hinunter. Cal hätte sich ihm am liebsten angeschlossen. Der Druck in seinem Magen zog ihn fast magnetisch zu den mit Kartoffelchipstüten gefüllten Schachteln in der Ecke. Doch dafür hatten sie keine Zeit. Sie mussten mitnehmen, so viel sie tragen konnten.
» Da«, sagte er, ließ das Funkgerät fallen und deutete auf einen Haufen Jutesäcke. Er hob einen auf, woraufhin sich eine Kartoffellawine daraus ergoss. Auch Brick machte sich daran, einen Sack zu befüllen. Sie arbeiteten schweigend, bis Cal seine Last kaum noch in Händen halten konnte. Er verknotete den Sack und schleppte ihn zur Tür. » Fertig?«, fragte er.
» Fast«, antwortete Brick mit vollem Mund. Er steckte eine Dose mit Fertigspaghetti in den Sack und warf ihn sich über die Schulter.
Sie wollten gerade die Küche verlassen, als das Funkgerät piepte, woraufhin Cal fast das Herz stehen geblieben wäre. Er ließ den Sack fallen, und eine Packung Kokoswaffeln fiel auf den Boden. Ein Rauschen ertönte, dann die Stimme eines Mannes.
» Roger? Claire? Wo seid ihr?«
Sie rannten durch die Schwingtür in die Kabine. Das Funkgerät piepte erneut, und die Stimme aus dem Lautsprecher verfolgte sie durch den Korridor.
» Leute, was ist los? Die Polizei ist da.«
Daisy
Hemmingway, 18 : 05 Uhr
Der Wachmann wurde allmählich müde, jedoch nicht langsamer. Er jagte mit wutverzerrter Miene dem Wagen hinterher, die blutigen Zähne gefletscht, die Arme nach ihnen ausgestreckt. Seine Füße schlurften über den Asphalt. Einmal geriet er sogar ins Taumeln und fiel der Länge nach hin. Chris trat auf die Bremse und wartete, bis sich der Mann wieder aufgerichtet hatte. Er stand schwankend da, und einen Augenblick lang sah es so aus, als würde er aus seiner Trance erwachen. Doch dann nahm er erneut ihre Witterung auf und stolperte weiter auf sie zu.
Es war grauenhaft. Der Wachmann wusste nicht, was er da tat– wenn sie so weitermachten, würden sie ihn umbringen. Konnten sie nicht einfach anhalten und einen Sack über ihn stülpen, wie sie es mit dem anderen Mann gemacht hatten? So würde er sich zumindest nicht selbst verletzen können. Aber Daisy wagte es nicht, diesen Vorschlag laut auszusprechen. Am Ende würde sie aussteigen und ihn einfangen müssen.
Als sie das Ende der Straße erreicht hatten, wurde Chris langsamer. Fursville lag fast genau gegenüber.
» Links oder rechts?«, fragte er und sah Daisy im Rückspiegel an. Der Wachmann hatte sie fast erreicht. Als seine Finger den Kofferraum berührten, traf Chris eine Entscheidung und bog nach links ab. Daisy hörte, wie der Mann leise aufschrie, bevor er weiter hinter ihnen hertorkelte. Sein Hemd war aus der Hose gerutscht und hing über seinem dicken Bauch, und er hatte einen Schuh verloren.
Der Ärmste. Wenn sie nur etwas für ihn tun könnte. Irgendwie musste sich diese Wut doch abschalten lassen. Wieso erkannte der Mann nicht, was in ihnen war– etwas Gutes–, und hörte auf, ihnen hinterherzujagen. Wenn Daisy recht hatte und die Engel tatsächlich hier waren, um den Mann im Sturm zu bekämpfen, dann halfen sie doch den Leuten und stellten keine Gefahr für sie dar.
Chris fuhr auf den Parkplatz des Autohauses und
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