Panik: Thriller (German Edition)
Schultür. Ihre halbmondförmigen Brillengläser funkelten. Sie schien Daisy über den Parkplatz hinweg anzustarren.
» Prima«, log Daisy und zitterte. » Ganz prima.«
Ihre Mum fuhr durch das Tor. Hinter ihnen stand Mrs. Jackson wie eine Statue in der Tür und sah ihnen ausdruckslos nach.
Brick
Fursville, 20 : 01 Uhr
» Au!«
Brick riss den Kopf nach hinten, sodass ihm Lisa fast die Unterlippe abgebissen hätte. Er saugte sie ein und spürte, wie sie anschwoll, während sich der pulsierende Schmerz über seine Wangen ausbreitete und sich mit dem zermürbenden Dröhnen in seinem Kopf vereinte.
» Was zum Teufel soll das denn?«, fragte er. » Das hat wehgetan.«
Lisa starrte schweigend auf seinen Mund. Brick wusste gar nicht, wie lang sie sich geküsst hatten. Es war ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen– eine schöne Ewigkeit. Langsam sah er wieder den Kellerraum vor sich, die Realität um ihn herum nahm allmählich Gestalt an, als hätte sie die letzte Stunde über gar nicht existiert. Hatte sie wahrscheinlich auch gar nicht. Nicht wirklich. Selbst wenn der Pavillon in Flammen aufgegangen wäre, sie hätten es nicht mitbekommen.
» Willst du mich auffressen oder was?«, fragte Brick und spürte, dass sich eine erneute Stimmungsschwankung in ihm anbahnte. Lisa schüttelte den Kopf und sah so belämmert aus, wie er sich fühlte. Ihre schweren Augenlider waren halb geschlossen. Die Make-up-Schicht klebte zum Großteil an Bricks Wange, sodass man die gerötete Haut darunter erkennen konnte. Auf ihrem Kinn war ein roter Fleck, wo sie seine spärlichen rostroten Bartstoppeln gekratzt hatten. Sie schmiegte sich an ihn, und er umarmte sie und zog sie zu sich. Alles passierte wie in Zeitlupe, und die Stille um sie herum lastete wie ein Druck auf seinen Ohren. Abermals hatte Brick das Gefühl, sich unter Wasser zu befinden. Er küsste sie, ihre Zungen tanzten, und er verlor erneut allen Bezug zur Wirklichkeit.
Dann wieder Schmerz. Er kam so plötzlich wie ein heller Lichtblitz. Er stieß Lisa von sich und legte eine Hand auf den Mund. Seine Fingerspitzen waren rot. Sie hatte ihn auf dieselbe Stelle wie zuvor gebissen. Er spürte, wie sich unter der Haut auf der Lippe ein Bluterguss bildete.
» Verflucht, Lisa, hör auf damit.« Beim Sprechen spürte er den metallischen Geschmack seines Blutes auf den Lippen. » Das ist mein Ernst.«
Sie sagte immer noch nichts, sondern setzte sich auf das Sofa und leckte sich die Lippen. Als wäre sie kurz vor dem Einschlafen. Unter den hängenden Lidern bemerkte Brick etwas Dunkles in ihren Augen, das er nicht so recht einordnen konnte. Zum ersten Mal machte er sich Gedanken darüber, ob es hier unten auch wirklich sicher war. Vielleicht hatten die Kerzen den Sauerstoff verbraucht oder produzierten zu viel Kohlendioxid oder so. Er konnte das locker wegstecken, aber Lisa war einen Kopf kleiner als er und auch nur halb so schwer.
» Alles klar?«, fragte er, griff nach ihrer Schulter und schüttelte sie sanft. » Lisa?«
Sie bewegte sich leicht, sah ihn an und zog die Augenbrauen zusammen. Dann setzte sie sich gerade hin, wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht und holte tief Luft. Sie sah Brick mit zusammengekniffenen Augen an, als könnte sie sich nicht mehr an ihn erinnern. Ihre Mundwinkel fielen so plötzlich herab, als hätte jemand an einer Schnur gezogen.
» Lisa? Baby?« Er hatte sie noch nie » Baby« genannt. So langsam machte sie ihm richtig Angst. » Sollen wir rausgehen? An die frische Luft?«
Eine geschlagene Minute später schüttelte sie noch einmal den Kopf. Sie streckte den Arm aus, packte Brick am Hemdkragen, zog sich an ihm hoch und öffnete den Mund. Brick wich zurück. Seine Lippe tat noch immer weh, doch beim Gedanken an einen weiteren Kuss ließ er alle Vorsicht fahren. Er legte seinen Mund auf ihren und schob seine Hand unter ihr T-Shirt, wo sie schon die letzte halbe Stunde über ungeduldig und nervös auf ihren Rippen gelegen hatte– unentschlossen, welche Richtung sie einschlagen sollte. Ihre Haut war so warm, als hätte sie einen Ofen in der Brust. Bricks Herz lief auf Hochtouren wie der Motor seines Mopeds, schlug so schnell und so heftig, dass er befürchtete, es würde gleich stehen bleiben.
Lisa hielt noch immer seinen Hemdkragen umklammert. Sie zog ihn auf das Sofa und kletterte auf seinen Schoß, wobei sich ihre Lippen nicht voneinander lösten. Brick musste seinen Hals verbiegen, was die Kopfschmerzen nur noch schlimmer machte. Das
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