Panik: Thriller (German Edition)
Pulsieren war so laut, als würde eine unsichtbare Hand in seinem Schädel auf sein Gehirn eindreschen– dum-dum … dum-dum … dum-dum. Langsamer als sein Herzschlag, aber definitiv hefiger. Ganz schlechtes Timing– endlich sah es so aus, als würde es mit Lisa zur Sache gehen, und sein Kopf fühlte sich an, als würde er jeden Augenblick explodieren.
Lisas Küsse wurden immer leidenschaftlicher. Ihre Zähne stießen aneinander. Sie schlug mit der Nase gegen seine, sodass er den Kopf schief legen musste, um ihr auszuweichen. Dabei fuhr ihm ein stechender Schmerz in den Nacken. Sie gab nicht nach, drängte sich an ihn, bedeckte seinen Mund mit ihrem eigenen und schob ihm die Zunge fast in die Luftröhre. Er konnte kaum noch atmen.
Brick versuchte, sie von sich wegzuschieben, doch sie war unglaublich schwer. Er war so ungünstig in das alte Sofa verkeilt, dass er sie nur schlecht zu fassen bekam. Er drückte seinen Kopf nach vorne. Sie folgte ihm und saugte dabei an seinen Lippen wie ein Blutegel. Er versuchte es noch einmal, diesmal mit mehr Schwung. Ihr Kopf wurde nach hinten gerissen.
Das war nicht mehr Lisa.
Sie sah zwar wie Lisa aus, aber irgendetwas an ihrem Gesicht war komisch– als ob es geschmolzen wäre. Alle Muskeln hingen schlaff herunter, wie bei seiner Tante nach ihrem Schlaganfall. Als wäre sie um Jahre, nein– Jahrzehnte gealtert. Oder tot.
» Lisa? Lisa?« Vor Angst war seine Stimme ganz leise. Er zappelte unter ihr herum. » Was ist denn? Baby, was ist denn los?«
Das starre Gesicht kam näher. Sie hatte den Mund so weit aufgerissen, dass Brick bei seinem Anblick beinahe aufgeschrien hätte. Er packte ihre Schultern, hielt sie eine Armeslänge von sich, versuchte, zum Rand des Sofas zu gelangen.
» Lisa, hör auf damit, was soll das denn?«
Was war nur mit ihr los? Was, wenn sie ihm hier draußen einfach wegstarb? Beschämt erkannte er, dass sein erster Gedanke– den er gleich wieder verdrängte– gewesen war, sie einfach hierzulassen und abzuhauen, bevor ihre Eltern was mitkriegten. Aber das konnte er natürlich nicht machen. Er musste einen Krankenwagen rufen, der wäre in ein paar Minuten hier, und schon bald würde alles in Ordnung sein. Ihr würde schon nichts passieren.
Er schüttelte sie. Ihr Kopf pendelte hin und her wie der einer Puppe, dann schoss er erneut vor und auf ihn zu.
» Brick«, lallte sie. Der seltsame Mund verzog sich zu einem Grinsen.
» Lisa? Alles okay?«
Urplötzlich hörte das Dröhnen in seinem Kopf auf. Der Schmerz verschwand so blitzschnell, dass er regelrecht erschrak.
» Gibt’s ja nicht«, sagte er. Jetzt versuchte Lisa nicht mehr, ihn zu küssen. Sie hatte den Kopf eingezogen und pendelte langsam hin und her. Er hielt noch immer ihre Schultern umklammert, spürte die dünnen, angespannten Muskeln unter ihrem T-Shirt. Ob seine Kopfschmerzen irgendwie mit ihrem seltsamen Verhalten zu tun hatten? Er hätte die Kerzen nicht anzünden sollen. » Alles klar, Baby? Sehen wir zu, dass wir…«
Lisa bog den Rücken durch. Die Sehnen in ihrem Nacken waren straff wie Stahlseile. Sie warf den Kopf zurück und schrie. So etwas hatte Brick in seinem ganzen Leben noch nicht gehört. Es war ein roher, wilder, hasserfüllter Schrei, der einfach nicht enden wollte. Als ob sie den ganzen Pavillon zum Einsturz bringen wollte. Endlich verstummte der Schrei zu einem grässlichen Rasseln. Spucke flog aus ihrem Mund. Lisa ließ den Kopf sinken. Ihre Augen waren fast schwarz– Insektenaugen, die Brick mit blanker Wut anstarrten. Er wollte noch ihren Namen rufen, aber er kam nicht mehr dazu.
Sie ging auf ihn los. Ihr Kopf schoss vor wie der einer Kobra. Ihre Zähne kratzten über seine Stirn. Sie verbiss sich in einer Augenbraue. Brick kreischte, Blut floss in seine Augen und in seinen Mund, sodass er würgen musste. Sie ließ nicht locker, als wäre sein Gesicht ein zähes Stück Lammbraten. Sie atmete rasselnd und stoßweise. Und sie schlug auf ihn ein, was er angesichts der unglaublichen Schmerzen in seinem Gesicht gar nicht richtig wahrnahm.
Er schubste sie mit aller Kraft von sich weg. Ihr Körper wurde zurückgeschleudert, ihre Zähne allerdings steckten noch in seiner Haut und drohten, seine Stirn abzureißen. Er schrie wieder auf. Das Adrenalin in seinem Körper ließ ihn vom Sofa aufspringen. Lisa klammerte sich an ihn, schlang ihre Beine um seine Hüften, trommelte mit ihren Fäusten auf seine Schultern, seine Ohren und seine Kehle ein.
Brick taumelte,
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