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Panik: Thriller (German Edition)

Panik: Thriller (German Edition)

Titel: Panik: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Gordon Smith
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Jorgensen schraubte die Dose wieder zu. » Deshalb habe ich den MI -5 verständigt. Es ist mir ein Rätsel, wohin die Luft gesaugt wird. Sie verschwindet spurlos, einfach so.«
    Ein Assistent erschien in der Tür hinter ihnen. » Sir«, sagte er. » Ich glaube, der MI -5 ist da.«
    » Einen Moment noch«, sagte Jorgensen und wandte sich Murdoch zu. » Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat. Wo immer diese Luft auch hin verschwindet, sie ist nicht mehr da.«
    » Nicht mehr da?«, fragte Murdoch. Er sah die Leiche an– den klaffenden Brustkorb, den inhalierenden Mund, die blassen Augen, die Löcher in die Decke zu bohren schienen. » Sven, was soll das heißen, nicht mehr da?«
    Jorgensen seufzte, was jedoch fast wie ein Schluchzen klang. » Genau das«, sagte er. » Die Luft ist irgendwo anders.«

Freitag
    Drehend und drehend in immer weiteren Kreisen
    Hört der Falke seinen Falkner nicht;
    Alles zerfällt, die Mitte hält nicht mehr;
    Und losgelassen nackte Anarchie,
    Und losgelassen blutgetrübte Flut,
    das Spiel der Unschuld überall ertränket.
    W. B. Yeats, Das zweite Kommen

Brick
    Fursville, 00 : 24 Uhr
    Brick saß oben auf der Kellertreppe, hielt den Kopf in den Händen und zuckte jedes Mal zusammen, wenn er ein Geräusch von unten zu hören glaubte.
    Er fühlte sich leer, völlig ausgelaugt, und hatte es nur mit letzter Kraft die Stufen hinaufgeschafft. Nachdem er aus dem Keller entkommen war, hatte er eine Eisenstange im Pavillon gefunden– wahrscheinlich der Stromabnehmer eines Autoscooters–, sie fest zwischen die Tür und die Wand geklemmt und mit allem möglichen Krempel, den er in der Nähe fand, festgekeilt. So hielt die Tür hoffentlich dem Ansturm auf der anderen Seite stand. Bis jetzt funktionierte es jedenfalls. Lisa war fast drei Stunden lang gegen die Tür angerannt, doch ihre Versuche wurden schwächer und schwächer, bis das Geräusch, mit dem ihr Körper auf Holz und Metall traf, nicht lauter als ein Klatschen war.
    Es waren die Laute zwischen den Aufschlägen, bei denen sich Brick der Magen umdrehte, bei denen er glaubte, hier im Dunkeln den Verstand zu verlieren. Ein leises Klappern, ein feuchtes Quietschen bei jedem ihrer Schritte, ein raschelndes Schlurfen, wenn sie umfiel und sich mühsam wieder aufrichtete. Manchmal ging das zehn oder fünfzehn Minuten am Stück so.
    Am schlimmsten aber war das Grunzen und Knurren, Geräusche, die an ein verwundetes Tier in einer Falle erinnerten, wären da nicht die Wortfetzen dazwischen gewesen. Er konnte nur seinen Namen verstehen, der wieder und wieder in keuchenden, jämmerlichen Schreien hervorgestoßen wurde, bis er sich irgendwann die Ohren zuhielt und sie mit seinen eigenen Schreien zu übertönen versuchte.
    Um 22:53 Uhr hatte es endlich aufgehört. Brick hatte das Ohr an die Tür gelegt und Lisas schroffen, gleichmäßigen Atem gehört. Sie war entweder eingeschlafen oder ohnmächtig, und er hatte sich die Treppe hinaufgeschleppt. Die genaue Uhrzeit wusste er deshalb, weil er ständig sein billiges Nokia auf dem Schoß hatte. Die Notrufnummer war bereits eingegeben, er musste nur noch den Anrufknopf drücken– etwa hundertmal war er kurz davor gewesen, aber irgendetwas hatte ihn davon abgehalten. Wahrscheinlich die Vorstellung, was die Sanitäter und Polizisten denken würden, wenn sie hier ankamen. Sie würden ein halb totes Mädchen mit einer gebrochenen Nase, einem ausgerenkten Knöchel und weiß Gott wie vielen anderen Verletzungen vorfinden; ein Mädchen, das verzweifelt versucht hatte, aus einem abgeschlossenen Kellerraum in einem verlassenen Freizeitpark zu entkommen. Bricks einzige Verletzung– die Zahnspuren auf der Augenbraue– konnte genauso gut mit Notwehr erklärt werden.
    Außerdem hatte Brick so ein Gesicht. Jeder hasste ihn.
    Das war nicht der einzige Grund, weshalb er keine Hilfe gerufen hatte. Wenn die Polizei kam und Lisa immer noch wahnsinnig war, würden sie ja sehen, dass es nicht seine Schuld war. Nein, eine Stimme in seinem Kopf– ausnahmsweise eine tröstliche Stimme– sagte: Sie wird wieder gesund, sie ist nur ein bisschen ausgetickt, mehr nicht; gib ihr ein paar Stunden, dann geht es ihr besser. Die Stimme wiederholte das ständig und war zu überzeugend, als dass er sie hätte ignorieren können. Sie hatte bestimmt recht– er musste einfach eine Weile abwarten, dann war sie bestimmt wieder ganz normal.
    Natürlich meldete sich sofort eine andere Stimme mit einem Gegenargument, aber die blendete er aus

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