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Panik: Thriller (German Edition)

Panik: Thriller (German Edition)

Titel: Panik: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Gordon Smith
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seinem Moped, klappte den Ständer ein und schwang sich in den Sattel. Der Helm drückte auf die Wunde, verbarg sie aber auch. Er brauchte länger als sonst, um das Moped in Gang zu bringen. Nach sieben oder acht Versuchen sprang der Motor an, und schon schoss er durch die Zaunlücke. Als er sich einen Weg durch die Lorbeerhecke gebahnt hatte, bemerkte er, dass die Benzinanzeige im roten Bereich war. Verdammt, er hatte ja eigentlich noch tanken wollen. Mit einem zusätzlichen Passagier fraß das Moped den Sprit nur so weg– er hatte sich nur nicht getraut anzuhalten, sonst wäre Lisa wieder ausgeflippt.
    Aber kein Problem. Etwa eine Meile in westlicher Richtung befand sich eine Tankstelle. Dort konnte er anhalten und bis um neun Uhr in Norwich sein. Wo sein Dad war, wusste er ja: Er arbeitete– wie die letzten achtzehn Monate zuvor– auf der Baustelle neben der alten Papiermühle. Brick schaute sich nach beiden Seiten um. Die Luft war rein. Er bog nach links ab, jagte die Straße hinunter und nahm die erste Abzweigung rechts, Richtung Düngemittelfabrik.
    Es war ein gutes Gefühl, in Bewegung zu sein, obwohl er ein schlechtes Gewissen hatte, weil er Lisa zurückgelassen hatte. Kurz überlegte er, ob er nicht einfach abhauen und alles hinter sich lassen sollte, aber dieser Gedanke verschwand so schnell, wie er gekommen war. Er fuhr exakt vierzig, um keine Aufmerksamkeit zu erregen– trotzdem kam es ihm vor, als würde ein riesiger Pfeil mit der Aufschrift » PSYCHOKILLER « über seinem Kopf schweben.
    Sie ist doch gar nicht tot, dachte er. Alles wird gut.
    Er verließ die Hauptstraße und bog auf den Vorplatz der Tankstelle, hielt vor der nächsten Zapfsäule und schaltete den Motor ab. In seinem Geldbeutel befanden sich nur fünf Pfund und ein paar Zerquetschte. Damit kam er immerhin zurück in die Stadt.
    Er sah den Tankwart durch das Ladenfenster. Auf dem Weg nach Hemmingway hatte er schon Dutzende Male bei ihm getankt. Ein widerlicher alter Knacker. Jetzt starrte er jedoch irgendwie verändert zurück. Brick spürte, wie er errötete, und senkte den Kopf. Vielleicht war sein Bild ja schon längst überall in den Nachrichten oder in der Tageszeitung. Nein, konnte ja nicht sein. Lisa war ja erst seit einer Nacht verschwunden. Wahrscheinlich dachte der Mann, er wollte abhauen, ohne zu bezahlen.
    Als er wieder hinübersah, war der alte Mann verschwunden. Er warf einen Blick auf die Pumpe– £3.31, £3.37. Ob er sich ein Versteck in der Nähe von zu Hause suchen sollte? Dann begriff er, dass er vielleicht nie mehr nach Fursville zurückkehren würde, und diese Vorstellung erfüllte ihn seltsamerweise mit größerer Trauer als alles andere.
    Reifen quietschten hinter ihm. Er drehte sich gerade in dem Augenblick um, in dem ein roter Kleinwagen in das Heck eines alten Taxis krachte, das auf der Straße vor der Tankstelle stand. Die Fahrzeuge prallten gegeneinander, Rauch stieg auf, dann war alles ruhig.
    Anscheinend bin ich nicht der Einzige, der heute einen Scheißtag hat, dachte Brick. Der Taxifahrer stieg aus. Er war megasauer. Die Frau im roten Auto öffnete ebenfalls die Tür. Ihre Haare waren völlig durcheinander, und der Airbag hatte ihr Gesicht mit weißem Pulver bedeckt. Es sah so aus, als würden sie gleich aufeinander losgehen.
    £4.01, £4.09.
    Aus der anderen Richtung ertönte eine Glocke. Die Tür zum Tankstellenshop ging auf, der Tankwart kam heraus. Wahrscheinlich um nachzusehen, ob niemand verletzt war. Trotzdem– das Gesicht des Mannes war irgendwie komisch, zu einem Knurren verzerrt, seine Augen funkelten…
    Er sieht aus wie Lisa, genau wie Lisa, dachte Brick, dann erklang eine weitere Glocke– diesmal direkt in seinem Kopf, ein instinktiver Alarm. Er kam direkt auf ihn zu, schnell, und grunzte bei jedem Schritt.
    » Ich bezahl’ ja«, sagte Brick mit brüchiger Stimme.
    Das schien den Tankwart nicht zu interessieren. Er ging noch schneller. Hinter Brick ertönte ein heiserer Schrei. Er wirbelte herum und sah, wie der Taxifahrer die Straße überquerte und auf die Tankstelle zurannte. Die Frau folgte direkt dahinter. Ihr Gesicht war so hassverzerrt, dass es wie geschminkt wirkte. Sie hatte geschrien.
    Brick riss die Zapfpistole aus dem Tank, warf sie auf den Boden und sprang auf das Moped. Vor Angst hatte er weiche Knie. Er trat auf den Kickstarter. Das Moped keuchte einmal auf und verstummte wieder. Der Tankwart war inzwischen bei den Zapfsäulen. Brick konnte die Altersflecken auf seinem

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