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Panter, Tiger und andere

Panter, Tiger und andere

Titel: Panter, Tiger und andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Tucholsky
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sagt der Abt, »erstens habe ich schon zweimal gefrühstückt, und zweitens ist heute Fasttag.« Dann gibt es auch im Französischen jene Scherze, in denen die verschiedenen Konfessionen sich necken. So in der Morgenunterhaltung eines Rabbiners und eines Curés im Schlafwagen. »Ich habe heute nacht«, sagt der Curé, »geträumt, ich sei im jüdischen Paradies. Ein Gestank! Und ein Schmutz! Und Lumpen in allen Ecken! Und ein Haufen Leute – entsetzlich!« – »Wie sich das trifft«, sagt der Rabbiner. »Ich habe heute nacht geträumt, ich sei im christlichen Paradies. Wunderschöne Düfte umflossen mich, überall Blumen, herrliche Bäume – und kein Mensch.«
    Auch hat der französische Witz selbstverständlich seine Berufswitze. Unvermeidlich die Ärzte. Der Doktor Z. begegnet auf dem Pont des Arts einem seiner Patienten. Kurzes Gespräch. »Nun, wie gehts…?« – »Aber, lieber Freund«, sagt der Doktor, »Sie werden einen mächtigen Schnupfen bekommen; knöpfen Sie sich doch Ihren Mantel zu!« – »Da haben Sie eigentlich recht«, sagte der andre. »Na und sonst… Kennen Sie schon die Geschichte von dem …« Sie plaudern noch eine Weile, der Doktor und sein Patient, dann gehn sie auseinander. Nach drei Tagen schickt der Doktor folgende Liquidation:
Eine Konsultation
20 Francs
Der Brückenpatient schickt auch eine:
 
Herrn Doktor Z. einen Witz erzählt
20 Francs
Gewartet, bis er ihn verstanden hat
20 Francs
 
 
----
     
Summe
40 Francs
 
 
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Davon gehen ab für die Konsultation
20 Francs
Meine Restforderung an Herrn Doktor Z.
20 Francs
    Einen ganz großen Raum in Frankreich nimmt der regionale Witz ein, und da ist es vor allem der Süden, Marseille und die Gascogne, die den Haupttribut bezahlen. Wer Gelegenheit gehabt hat, den für deutsche Ohren schauerlichen »accent du midi«, den »assent«, einmal zu hören, der wird verstehn, dass aus dem französischen Sächseln eine Fülle von Komik herauszuholen ist. Kommt dazu, dass die Leute aus dem Süden für kolossale Aufschneider gelten und wohl auch tatsächlich im Überschwang ihres Temperaments ganz heitere Dinge von sich geben – die Kette dieser Geschichten reißt jedenfalls nie ab. Der Lokalton geht natürlich für uns verloren. »Vorigen Winter«, erzählt der Mann aus Marseille, der immer Marius oder Olive heißt, »hat es bei uns geschneit, und da ist mehr als ein Meter Schnee gefallen.« – »Ein Meter breit?« fragt jemand.
    »Est-ce que tu vois la mouche au sommet de la Tour d’Eiffel?« fragt ein Gascogner einen Marseiller. »Non! Mais je l’entends!« erwidert der. Es ist viel Bauernschlauheit in diesen Geschichten.
    Eine Pflanze, die gar nicht im Französischen gedeihen will, ist der jüdische Witz. Es gibt sie alle, es gibt eine »Collection d’Histoires Juives« im Verlag der Nouvelle Revue Française, sie fehlen in kaum einer Sammlung. Aber sie sind nicht nach Vorschrift zubereitet; so etwas wie das Jiddish im Englischen gibt es im Französischen nicht, und der elsässische Akzent, der übrigens in der jungen Generation vielfach schwindet, ist ein kümmerlicher Ersatz.
    Aber die Franzosen brauchen keine Anleihen bei Fremden zu machen, sie haben eigne gute Witze genug. Ganz besonders drollig sind die Kindermünder. »Großpapa, kommen die Löwen in den Himmel?« – »Nein, mein Kind.« – »Großpapa, kommen die Curés in den Himmel?« – »Ja, natürlich, mein Kind.« – »Großpapa, wenn nun aber der Löwe einen Curé frißt…?«
    Die folgende Geschichte hinwiederum muß man ins Berlinische übertragen, um ihre ganze Würze abzuschmecken. Da ist ein junger Rechtsanwalt, der seit vierzehn Tagen in seinem neuen Büro sitzt und auf seinen ersten Klienten wartet. Endlich, endlich klingelt es, das Mädchen öffnet. Der Rechtsanwalt hört eine Männerstimme und sagt zu dem Mädchen, ohne sie anzuhören: »Lassen Sie den Herrn warten!« Denn das ist er sich aus Prestigegründen schuldig. Nach zehn Minuten klingelt er, ergreift das Telephon, läßt den Besucher eintreten und sich in einer dringenden und hochwichtigen Unterhaltung überraschen. Er gestikuliert in den Hörer: »Selbstverständlich, Herr Oberregierungsrat! Das kann ich nicht versprechen, Herr Oberregierungsrat! Ich bin derartig beschäftigt… Unter neunhunderttausend Mark kann ich für meinen Klienten nicht abschließen! Gewiß. Also dann auf Wiedersehen, Herr Oberregierungsrat!« – »Was wünschen Sie?« sagt er dann zu dem Mann. Darauf der Besucher: »Ick

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