Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)
Stunde lang Fragen beantwortet und DreamTeam als die neue Generation der Partnersuche angepriesen hat, erklärt sie den offiziellen Termin für beendet und das Buffet für eröffnet. Ich sage ja, Herr Löffelstiel hat sich nicht lumpen lassen. Und so stürzen sich die Journalisten wie ausgehungerte Wölfe auf die Häppchen. Wenn ich mich so umschaue, sehen sie alle sehr zufrieden mit sich, der Welt und damit auch meinem Auftraggeber aus. Kein Wunder. Die meisten PKs finden in irgendwelchen zugigen Räumen ohne Fenster statt, in denen einem vor lauter Staub die Zunge am Gaumen klebt, ohne dass man auch nur ein Mineralwässerchen bekommt. Mit dem mittlerweile dritten und, wie ich mir vornehme, letzten Champagner in der Hand spaziere ich hinaus auf die Außenterrasse und beobachte die vorbeiziehenden Containerschiffe. Die Maisonne scheint warm auf mich herab, am stahlblauen Himmel kein Wölkchen. Ein leichter Wind streichelt meine Haut. Ich atme tief ein, genau in diesem Moment weht mir eine Rauchwolke direkt ins Gesicht.
»Oh, Entschuldigung.« Mit der Hand versucht der neben mir stehende Mann, den Rauch von mir wegzuwedeln. »Ich wette, Sie sind Nichtraucherin.«
»Erraten«, sage ich hustend.
»Dann ist es nicht meine Schuld. Sie wissen doch, der Rauch zieht immer zum Nichtraucher.«
»Sie könnten sich einfach ein bisschen weiter wegstellen«, schlage ich vor.
»Ich würde lieber noch näher rankommen.« Er grinst und seine grünen Augen blitzen. »Darf ich?« Ich mustere ihn von oben bis unten. Er sieht eigentlich ganz sympathisch aus, trägt Turnschuhe, Jeans und eine blaue Adidas-Jacke und wirkt mit seinem schlaksigen, langen Körper und dem schelmischen Lächeln wie ein großer Junge. Lediglich sein fehlendes Haupthaar und die Fältchen um seine Augen herum deuten darauf hin, dass er sicher schon Ende dreißig ist.
»Aber nicht mit der Zigarette!« Bestürzt sieht er von mir zu seinem Glimmstängel und wieder zurück. »Na, wenn die Entscheidung so schwer fällt, dann bleiben Sie mal lieber da drüben«, sage ich und wende mich wieder dem Elbblick zu.
»Jetzt seien Sie mal nicht so kratzbürstig. Ich mache sie ja schon aus.« Er löscht die Zigarette an dem Holzgeländer, behält aber den Stummel in der Hand. »Ich bringe die nur schnell weg. Und darf ich Ihnen als Ausdruck meiner Reue ein Glas Champagner holen?«
»Wie großzügig«, sage ich grinsend. »Vor allem, weil er hier umsonst ist.«
»Ich habe ja nicht gesagt, dass ich ihn kaufe! Aber jetzt haben Sie mich herausgefordert. Ich bestehe darauf, dass Sie nach diesem Glas mit mir ins Docks gehen.« Das ist eine Bar direkt nebenan. »Und da werde ich Ihnen den teuersten Cocktail kaufen, den die auf der Karte haben.« Ich lächele wie die Sphinx.
»Wir werden sehen.«
»Ja, das werden wir. Bleiben Sie hier. Gehen Sie nicht weg.«
»Schon gut.«
»Ich bin gleich wieder da.«
»Bringen Sie sich einen Kaugummi mit. Oder ein tic tac oder so«, rufe ich ihm hinterher.
Im Gehen dreht er sich zu mir um und grinst unverschämt. »Wie nah denken Sie denn, dass ich Ihnen kommen will?«
Weitere zwei Gläser Champagner und einen Caipirinha später ist er mir jedenfalls sehr viel näher, als ich geplant hatte. Wir sitzen neben- oder besser gesagt aufeinander auf einer abgewetzten, dunkelroten Couch in der schummrigsten Ecke des Docks und knutschen wie die Teenager. Hoppla, wie konnte denn das passieren? Laute Musik wummert aus den Boxen über uns, wir wälzen uns über das Sofa und ich verschwende höchstens ein oder zwei Gedanken daran, was die Leute um uns rum wohl davon halten. Mir doch egal. Ich kenne die ja gar nicht. Und mein Gegenüber strenggenommen auch nicht, sodass es egal ist, ob er mich möglicherweise für eine Schlampe hält, die einfach so mit einem wildfremden Typ rummacht. Ich fühle mich wild und gefährlich und zum ersten Mal seit Wochen richtig gut. Ich muss ihn ja nicht wiedersehen, wenn mir die Aktion morgen früh irgendwie peinlich sein sollte. Fred, so heißt mein Gespiele, macht aber so gar nicht den Eindruck, als würde er etwas Schlec htes über mich denken. Im Gegenteil, er scheint ziemlich begeistert von mir zu sein. Jedenfalls kann er seine Hände nicht von mir lassen und flüstert mir in den wenigen Atempausen, die wir uns zwischen den Küssen gönnen, immer wieder zu, wie aufregend und schön er mich findet. Ich weiß, er ist betrunken, aber trotzdem geht das runter wie Öl und pusht mein von der Sache mit Fabian doch
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