Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)
ziemlich lädiertes Selbstbewusstsein in ungeahnte Höhen. Atemlos löse ich mich von Fred, greife nach meinem Cocktailglas und sauge am Strohhalm.
»Huch! Schon leer!«
»Nachschub«, grölt Fred dem Kellner hinter der Bar zu, aber ich schüttele den Kopf.
»Lieber nicht. Ich bin echt ganz schön betrunken.«
»Ach was. Noch nicht betrunken genug.«
»Doch, ich glaube schon.« Enttäuscht sieht er mich an.
»Willst du etwa gehen?«
Ich wiege unschlüssig den Kopf hin und her. Besser wäre es bestimmt. Andererseits hatte ich seit Ewigkeiten nicht mehr so viel Spaß.
»Ich sag dir was«, er erhebt sich und zieht mich mit sich hoch, »während du überlegst, gehen wir eine rauchen.«
»Ich rauche nicht«, erinnere ich ihn.
»Weiß ich doch.«
»Und warum sollen wir dann eine rauchen gehen?«
»Weil ich Lust auf ’ne Zigarette habe, dich aber nicht hier drinnen lassen will. Eine Frau wie du bleibt bestimmt nicht lange allein.«
»Oh, danke schön.« Ich spüre, wie ich rot anlaufe. Um es zu überspielen, lasse ich mich zurück auf die Couch fallen und verschränke die Arme vor der Brust. »Ich hab aber keine Lust, rauszugehen.« Fred schaut ein bisschen konsterniert auf mich runter.
»Jetzt komm schon. Hab dich nicht so.«
»Nein.« Nachdrücklich schüttele ich den Kopf. »Du könntest ja einfach auf deine Zigarette verzichten«, verführerisch lächle ich zu ihm hinauf, »im Gegenzug darfst du meine Gesellschaft genießen.«
»Ich will aber eine rauchen.«
»Tja, das geht jetzt wohl nicht. Wenn ich nicht raus will und du mich nicht alleine lassen willst …«
»Bis gleich.« Noch bevor ich meinen Satz zu Ende sprechen kann, ist er schon auf dem Weg nach draußen. Verblüfft sehe ich ihm nach. Was fällt dem denn ein? Stellt der allen Ernstes seine blöde Zigarette über meine Gesellschaft? Das ist doch die Höhe! So was von unhöflich! Ich greife nach seinem Cocktailglas, das noch zu einem Drittel mit Long Island Iced Tea gefüllt ist, und leere es in einem Zug. Schmeckt widerlich. Dann sehe ich mich in der gut gefüllten Bar um. Sie ist wirklich sehr gemütlich eingerichtet, mit lauter unterschiedlichen Sofas und Sesseln und niedrigen Tischen, an denen sich die Gäste gegenseitig ins Ohr schreien, um gegen die laute Musik anzukommen. Bloß mir schreit keiner ins Ohr. Ja, es knabbert nicht mal mehr jemand daran. Wie ein Mauerblümchen sitze ich hier rum. Das geht nicht. Weil meine Chancen, innerhalb der nächsten zwei Minuten einen neuen Knutschpartner zu finden, den ich dem Blödmann dann präsentieren könnte, wenn er von seiner heiligen Zigarettenpause zurückkommt, gegen null gehen, bleibt mir nur eine andere Möglichkeit: Ich haue ab. Wenn der glaubt, ich warte hier auf ihn, dann hat er sich geschnitten. Eigentlich schade, es war so ein schöner Abend. Aber egal. Ich angele auf dem Boden nach meiner Tasche und bin gerade dabei, meine Jacke überzuziehen, als Fred plötzlich wieder vor mir steht.
»Was machst du denn?«
»Wonach sieht es denn aus? Ich gehe.«
»Aber wohin denn?«
»Nach Hause.« Ich erhebe mich und will mich an ihm vorbeidrängeln, ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen, aber er hält mich fest.
»Warte doch mal.«
»Worauf denn? Willst du vielleicht schon wieder eine rauchen?«, frage ich so cool wie möglich.
Er grinst. »Wow. Du bist ja ’ne richtige Kratzbürste.«
»Bin ich gar nicht«, begehre ich auf. »Aber wenn dir deine Zigarette wichtiger ist als ich …« Ich merke selbst, dass das jetzt ein bisschen albern ist.
»Du setzt dich allen Ernstes in Konkurrenz mit meiner Zigarette?« Okay, er hat es auch gemerkt. Mist.
»So’n Quatsch.« Fred drückt mich zurück auf die Couch und streift mir die Tasche von der Schulter.
»Jetzt bleib halt hier.«
»He, was soll denn das?«
»Hör auf, rumzuzicken!«
»Wie bitte?« Vor lauter Empörung bleibt mir die Luft weg, aber Fred nimmt seelenruhig mein Gesicht in seine Hände und sagt:
»Meine Zigaretten sind seit zwanzig Jahren in meinem Leben. Und du gerade mal seit drei Stunden. Und trotzdem habe ich die eben nicht mal halb aufgeraucht. Zufrieden?«
»Deine Hände stinken nach Nikotin«, beschwere ich mich halbherzig.
»Du spinnst. Ich hab sie doch gerade gewaschen.«
»Trotzdem«, beharre ich, obwohl mir eindeutig der Geruch von Seife in die Nase steigt.
»Du hast ja echt ’ne Macke«, grinst er und lehnt sich zu mir rüber, bis sein Gesicht ganz dicht vor meinem ist. »Ja, ich habe ein Pfefferminzbonbon
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