Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)
schlafen.«
»Das musst du ja auch nicht.«
»Diesmal meine ich es ernst«, warne ich ihn, »beklag dich hinterher bloß nicht über … blaue Eier.«
»Blaue Eier?« Er lehnt sich ein Stück zurück und sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
»Ja, blaue Eier. Es gibt Geschlechtsgenossen von dir, die glauben, dass sie bei einer Frau zum Zug kommen, indem sie über ihre blauen Eier jammern. Vielleicht solltest du da mal eine Kolumne drüber schreiben.«
»Also, ich verspreche, meine blauen Eier stumm zu erdulden. Darf ich dich jetzt endlich küssen?«
Wir knutschen ungefähr eine Stunde lang, ohne dass Fred auch nur meine Brüste berührt. Dann geht er runter und holt an der Tankstelle eine Flasche Rotwein und Kartoffelchips. Wir trinken und knuspern und reden und knutschen bis tief in die Nacht hinein.
»Ich muss ins Bett«, sage ich um halb vier, als mir zum wiederholten Mal die Augen zufallen, und warte auf den sowieso schon längst überfälligen schlüpfrigen Kommentar. Aber Fred erhebt sich sofort brav von meinem Sofa.
»Das war ein schöner Abend.«
»Ja, fand ich auch.«
»Sollen wir das morgen wiederholen? Wir könnten ins Kino gehen.«
»Äh. Okay.«
»Also dann.« Er schnappt sich seine Jacke und geht voraus in den Flur. Ich greife mir Freddy und folge ihm ein bisschen irritiert. »Bis morgen.« Er beugt sich zu mir runter und küsst mich leicht auf den Mund.
»Ha! Jetzt verstehe ich«, platzt es aus mir heraus.
»Was verstehst du?«
»Das ist wieder so eine Masche von dir, stimmt’s? Der sensible Frauenversteher.«
»So ein Quatsch!«
»Aber warum bist du sonst heute so anders? So nett?« Er zuckt mit den Schultern und nimmt mein Gesicht in beide Hände. »Vielleicht mag ich dich einfach?«
Kapitel 12
Eine Stunde vor meiner Verabredung mit Fred bin ich so nervös, dass es sich anfühlt, als würden Heerscharen von Ameisen über meinen Körper laufen. Und dann bekomme ich auch noch wie aus heiterem Himmel einen allergischen Anfall. Nachdem ich fünfzehn Mal am Stück geniest habe, hat sich meine sorgfältig aufgetragene Wimperntusche in meinem ganzen Gesicht verteilt, und ich sehe mir aus verquollenen, roten Kaninchenaugen im Spiegel entgegen. Das sind ja tolle Aussichten. Hektisch krame ich in meiner Medikamentenschublade nach einem Anti-Histamin. Während ich auf die Wirkung warte, schminke ich mich ab, um dann wieder von vorne zu beginnen. Schon ereilt mich ein weiterer Niesanfall, außerdem jucken meine Augen unerträglich. Merkwürdig. Normalerweise wirken die Medikamente sofort. Prüfend nehme ich den Tablettenstreifen in die Hand. Verdammt. Das darf doch nicht wahr sein. Wie dumm kann ein Mensch sein? Aber sosehr ich die Packung auch drehe und wende, es ist unbestreitbar: Statt meines Allergie-Medikaments habe ich eine doppelte Dosis von dem Schlafmittel eingenommen, das ich mir nach der Trennung von Fabian in der Apotheke gekauft hatte. Das darf doch nicht wahr sein. Was mache ich denn jetzt? Okay, Franzi, ganz ruhig. Eins nach dem anderen. Als Erstes nehme ich jetzt mal das Anti-Histamin. Und dann mache ich mir einen starken Espresso. Das wird schon gehen. Vielleicht ist dieses Missgeschick ja sogar eine glückliche Fügung des Schicksals. Die Nervosität, die mich den ganzen Tag über fest im Griff hatte, scheint auf jeden Fall mehr und mehr aus meinem Körper herauszusickern. Wahrscheinlich hat das Zeug einfach eine entspannende Wirkung auf mich, und das kann ja nicht schaden. Ich verstehe sowieso nicht, warum mich die Aussicht auf eine Verabredung mit Fred so dermaßen aus den Schuhen haut. Schließlich kann ich ihn nicht mal besonders gut leiden. Also, ein bisschen schon, irgendwie. Er ist unbestritten unterhaltsam und zudem ziemlich gutaussehend mit diesen schönen grünen Augen und dem schlanken Körper. Außerdem ist er toll im Bett und offensichtlich, den Beweis hat er ja gestern erbracht, sehr viel sensibler, als man zunächst vermuten würde. Und dass er mir Freddy geschenkt hat, der mittlerweile seinen Platz auf meinem Nachttisch eingenommen hat, war ja wirklich süß von ihm. Gerade noch rechtzeitig, bevor ich richtig ins Schwärmen komme, meldet sich zum Glück eine andere Stimme in meinem Kopf und erinnert mich daran, dass Fred einen ausgesprochen niederträchtigen Artikel über mich im Womanizer veröffentlicht hat. Außerdem gab es doch noch tausend andere Gründe, weshalb ich ihn blöd fand. Dummerweise kann ich mich an die bloß gerade nicht erinnern. Ich
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