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Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Titel: Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Voosen
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ich erfreut, weil ich sowieso für heute Abend noch Pizza bestellen wollte. Um mich damit auf die Couch zu fläzen und mir zum gefühlt fünfzigtausendsten Mal »Wie ein einziger Tag« anzuschauen. Ja, ich gebe es zu, besonders wild und gefährlich ist meine Samstagabend-Gestaltung nicht. »Das ist aber nett. Kommen Sie rauf.« Damit drücke ich den Türöffner. Schnellen Schrittes erklimmt jemand die Stufen zu meiner Wohnung. Eins steht fest: Dieser Pizzabote ist definitiv kein Asthmatiker. Was wohl drauf ist auf der Pizza? Ich esse ja am liebsten Schinken und Ananas. Und wieso sollte mir das Universum, das es ja heute offensichtlich sehr gut mit mir meint, diesen Gefallen nicht tun? Als der Mann die letzten Treppenstufen nimmt, klappt mir die Kinnlade herunter.
    »Du?«
    »Hallo«, sagt Fred und grinst irgendwie verlegen. »Pizza gefällig?« Damit hält er mir den riesigen Karton entgegen.
    »Haben sie dich beim Womanizer rausgeworfen?«, erkundige ich mich spöttisch.
    »Die können mich gar nicht rauswerfen, weil ich freiberuflich arbeite. Ich schreibe übrigens auch für den Focus .«
    »Gratuliere. Das erklärt immer noch nicht, warum du mir Pizza bringst.«
    »Ach, nur so. Beim letzten Mal hab ich die vielen Kartons in deinem Flur gesehen. Deshalb dachte ich, mit Pizza könnte man dir vielleicht eine Freude machen.«
    »Soso.« Ich muss wirklich dringend mal wieder zum Altpapiercontainer.
    »Darf ich reinkommen?«
    »Nein.«
    »Komm schon.«
    »Nein!«
    »Okay, dann eben nicht. Nimm wenigstens den Karton. Es ist nämlich gar keine Pizza drin. Sondern eine Vorladung.« Damit drückt er mir den Karton in die Hand. Ich muss wohl oder übel zugreifen, damit er nicht herunterfällt.
    »Hä?« Verständnislos sehe ich ihn an.
    »Du musst vor Gericht! Wegen schwerer Körperverletzung«, erklärt er mir mit unbewegter Miene. »Ich habe nach deinem Fausthieb so viel Blut verloren, dass ich eine Transfusion brauchte.«
    »Aber ich habe gar nicht mit der Faust zugeschlagen. Es war nur ein Reflex. Das kann doch nicht dein Ernst sein«, sage ich nun doch ziemlich entsetzt.
    »Natürlich nicht. Das war ein Witz!«
    »Du bist so ein Blödmann.« Obwohl ich nicht mal die Hand erhebe, weicht er vor mir zurück und hebt schützend die Arme vor sein Gesicht.
    »Nein, bitte nicht wieder schlagen.«
    »Wirklich komisch.«
    Er lässt die Hände sinken und lächelt verschmitzt.
    »Lässt du mich jetzt bitte rein? Nur ein paar Minuten. Ich muss dir was sagen! Außerdem wird die Pizza kalt.« Noch immer ein wenig unentschlossen wiege ich den Kopf hin und her.
    »Welche Sorte ist es denn?«
    »Hawaii. Die isst du doch immer, oder?«
    »Du hast meinen Altpapierstapel ja ziemlich genau unter die Lupe genommen, was? Na schön. Komm rein.«
    Ich gehe voran ins Wohnzimmer und schließe im Vorbeigehen noch schnell meinen Laptop, um Fred nicht eine weitere Gelegenheit zu geben, mich zu verspotten.
    »Willst du auch ein Stück?«
    »Nein danke. Ich hab schon gegessen. Außerdem bin ich Vegetarier.«
    »Ehrlich?« Ich werfe ihm einen erstaunten Blick zu. »Ich hätte geschworen, dir geht nichts über ein blutiges Steak. Gehört das nicht zum Mannsein dazu?«
    »Durchaus nicht«, übergeht er meinen provokativen Unterton, »für mich hat es überhaupt nichts mit Männlichkeit zu tun, eine Industrie zu unterstützen, die Tiere quält, die Umwelt zerstört und nicht zuletzt auch die Menschen selbst krank macht.«
    »Bestimmt nicht kränker als Zigaretten!«
    »Na schön«, gibt er zu, »da hast du wahrscheinlich recht. Aber die Grausamkeit gegen die armen Tiere reicht als Argument auch vollkommen aus. Hast du mal gehört, wie ein Schwein in Todesangst schreit?«
    »Danke für den Vortrag.« Konsterniert sehe ich auf das angebissene Pizzastück in meiner Hand. »Du verstehst es wirklich, einem den Appetit zu verderben.«
    »Das war nicht meine Absicht. Aber du hast schließlich gefragt.«
    »Jetzt sag endlich, warum du hier bist.« Ich beginne, die Schinkenstücke von der Pizza herunterzupflücken. »Ich habe noch was anderes vor.«
    »Ja, ich sehe schon.« Grinsend hält er die Hülle von »Wie ein einziger Tag« in die Höhe.
    »Na komm, spuck’s aus«, sage ich gottergeben. »Dazu hast du doch bestimmt auch wieder einen blöden Spruch auf Lager.«
    »Den Film fand ich super. Sehr bewegend. Ich hab noch nie so geheult im Kino.«
    »Du hast geheult?« Misstrauisch sehe ich ihn an. Der will mich doch auf den Arm nehmen.
    »Wie ein Schlosshund.

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