Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)
Also, was ich sagen wollte«, wechselt er übergangslos das Thema, »es tut mir ehrlich leid wegen neulich.« Vor Überraschung bleibt mir fast der Bissen im Halse stecken. Aber es wird noch besser: »Ich gebe zu, dass ich dich provozieren wollte, aber ich bin da wohl zu weit gegangen. Und dass ich dich dann … angefasst habe, …obwohl du nackt warst und so, also … das war einfach nicht … Was ich sagen will: Ich kann total verstehen, dass du mir eine reingehauen hast.« Sichtlich befreit sieht er mich an. »Verzeihst du mir?« Ich bin zu verblüfft, um irgendetwas zu sagen. »Ich weiß, das war unmöglich von mir. Aber du musst mir glauben, ich wollte dir nichts tun. Ehrlich nicht. Das würde ich niemals. Schon gar nicht, wenn die Frau so einen rechten Haken hat.« Er grinst und fasst sich vorsichtig an die Nase.
»Mir tut’s auch leid.«
»Es war verdient. Also?«
»Dir ist vergeben«, sage ich grinsend.
»Danke. Das erleichtert mich ungemein. Und ich habe auch ein Geschenk mitgebracht. Als Zeichen meiner Reue.« Damit öffnet er den Reisverschluss seiner Jacke. Erst jetzt fällt mir auf, dass er darunter irgendwie unförmig aussieht. Heraus purzelt ein Teddybär. »Hoppla, hiergeblieben.« Mit einem schnellen Griff bewahrt Fred ihn vor dem Absturz von meinem Sofa und hält ihn mir hin. Aus großen Knopfaugen schielt der Teddy zu mir hoch, auf seinen Ohren prangen altmodische, dunkelgrüne Kopfhörer.
»Der ist ja süß.« Ich muss zugeben, dass ich ein bisschen gerührt bin.
»Er heißt Freddy.«
»Klar. Wie auch sonst?« Spöttisch sehe ich Fred an, kann aber nicht widerstehen, nach dem Stoffbären zu greifen. Er ist so flauschig wie ein junges Kätzchen. »Und Freddy steht wohl nicht auf etwas unauffälligere Kopfhörer?«
»Er hört den ganzen Tag lang Queen. Deshalb auch sein Name. Nach Freddy Mercury. Was dachtest du denn? Etwa, dass ich ein Egomane bin?«
»Selbstverständlich nicht«, sage ich ironisch.
»Queen kommt nur mit solchen Kopfhörern richtig gut.«
»Und was hört er gerade?« Ich halte mein Ohr an die Kopfhörer.
»Love me like there’s no tomorrow«, erklärt Fred wie aus der Pistole geschossen.
»Ehrlich? Nicht ›Love kills‹?«
»Oh, du kennst dich aus mit Queen. Das ist gut. Dann werdet ihr euch gut verstehen. Aber daran hatte ich so wieso nicht gezweifelt. Ihr seid ein Dream-Team. Du kanns t ihm die Ohren vollquaken, und er bleibt immer ganz entspannt.«
»Ich dachte, du wolltest dich entschuldigen. Stattdessen beleidigst du mich.«
»Du hast recht. Das nehme ich zurück. Ihr seid ein Dream-Team, weil ihr beide so niedlich seid. Und euch verdammt gut anfühlt. Jeder auf seine Art.« Damit lässt er sich auf die Couch zurücksinken und nimmt wieder die DVD-Hülle in die Hand. »Was dagegen, wenn ich mitgucke?«
»Wie ein einziger Tag« ist mein Lieblingsfilm, dennoch fällt es mir heute schwer, mich auf die Liebesgeschichte zwischen Ally und Noah zu konzentrieren. Fred hat nämlich seinen Arm um mich gelegt, mein Kopf ruht auf seiner Brust und hebt sich bei jedem Schluchzer. Nicht meinem! Seinem! Der Mann heult tatsächlich wie ein Schlosshund. Irgendwie finde ich das ja rührend. Aber auch ziemlich komisch. Als er jetzt auch noch einen wimmernden Laut von sich gibt, als Ally Noah scheinbar für immer verlässt, ist es um meine Selbstbeherrschung geschehen. Ich schütte mich regelrecht aus vor Lachen.
»Worüber lachst du denn?«, nuschelt Fred nasal. »Das ist doch schrecklich traurig.«
»Oh, oh«, keuche ich und halte mir die Seite. »Ich habe mir gerade vorgestellt, was deine Leser vom Womanizer sagen würden, wenn sie dich jetzt sehen könnten.«
»Das ist doch wieder typisch«, schnieft er, »da zeigt man als Mann mal Gefühle und schon wird man ausgelacht.«
»Tut mir leid«, sage ich, immer noch kichernd, und reiche ihm ein Taschentuch, »aber es ist einfach zu komisch.«
»Ich bin kein Klotz.« Geräuschvoll putzt er sich die Nase und trocknet seine Tränen.
»Das hast du bisher ziemlich gut verborgen.«
»Du bist ja ganz schön frech«, bemerkt er und zieht mich zu sich heran.
»He, was wird das denn?« Er nähert sich meinem Gesicht und hält kurz inne, bevor sich unsere Lippen treffen.
»Na, was glaubst du wohl?«
»Du willst mich küssen?«, frage ich unschuldig.
»Kluges Mädchen! Jetzt mach mal schön deine Augen zu!« Aber ich denke gar nicht daran. Stattdessen sehe ich ihn herausfordernd an.
»Ich will aber nicht mit dir
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