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Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See

Titel: Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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in die seine und drückte sie.
    »Gehen Sie schlafen, Janed. Es war sehr lieb von Ihnen, dass Sie mich ge holt haben und bei uns geblieben sind. Aber nun müssen Sie noch ein wenig ruhen.«
    »Ich bleibe bei Ihnen, Pippin, außer Sie möchten wirklich ganz alleine sein. Ich weiß, wie weh Trauer tut.«
    »Ja, das wissen Sie wohl. Nun, dann wachen Sie mit mir. Ich will Maha Rishmis Seele noch für eine Wei le begleiten.«
    Und so blieben auch wir, und während die beiden Menschen schwiegen, erzählte mir Lili ganz leise etwas, das mich in immer größeres Erstaunen versetzte.
    »Sie hat dir ge zeigt, wer du wirklich bist, nicht wahr? Für einen ganz kleinen Moment, Pantoufle, hast du so ausgesehen, wie ihr Gefährte Maharadsha wohl einst gewesen ist.«
    »Es war … ungewöhnlich, ja.«
    »Es war ihr Ge schenk an dich, Pantoufle. Es wird von nun an immer für dich möglich sein, die Gestalt eines Löwen anzunehmen. Nicht körperlich, aber geistig.«
    »Woher weißt du das? Ich bin nur ein kleiner Schisserkater.«

    »Du warst. Ich will dir erzählen, wie ich hierzu kam.«
    Und Lili setzte sich auf, die Luft um sie he rum schien zu vibrieren, und dann stand eine schlanke Gepardin vor mir. Hochbeinig, windesschnell und gefährlich.
    So schnell, wie es kam, verschwand die Erscheinung auch wieder.
    »Ich will die Menschen nicht erschrecken«, murmelte sie. »Die können das zwar nicht sehen, aber fühlen.«
    »Aha?«
    »Ja. Können sie, und wir kön nen ihnen da mit ziemlich Respekt einflößen. Deshalb muss man diese Gabe vorsichtig anwenden.«
    »Und wer hat dir das gezeigt?«
    »Eine andere Katze. Weißt du, Adèle zockelt ja viel herum und schleppt mich immer mit. Einmal haben wir eine Dame besucht, die ebenfalls mit einer Katze zusammenlebte. Eine Dame, die Geschichten erfand und sie in Bücher schrieb. Das heißt, eigentlich erfand Hexchen die Geschich ten, und die Dame schrieb sie auf. Aber das ist eine andere Sache. Kurzum, Hexchen war eine der ganz Alten und Wei sen, eine Wandererin durch viele Leben und Welten. In ihrer da maligen Gestalt aber war sie klein, rotbraun wie Schildpatt und ein bisschen cremeweiß an den Pfoten. Sie hatte ständig eine Schnupfnase und kaum noch Zähne im Maul. Aber wenn sie es wollte, konnte sie ihre Aura erweitern. Ich habe beobachtet, wie Pferde vor ihr scheuten, riesige Hunde mit eingezogenem Schwanz winselnd davonkrochen und Menschen vor ihr auf die Knie fielen.«
    »Was sahen sie in ihr? Eine Löwin?«

    »Nein, eine noch viel größere, weit ältere Katze – eine ausgewachsene Säbelzahntigerin. Ich muss geste hen, als sie es vor mir zum ersten Mal tat, habe ich mich unter einem Teppich versteckt vor Angst.«
    »Das glaube ich dir gerne. Ich hätte mir in den Pelz gemacht.«
    »Schisserkater, der du warst. Ja. Aber dann hat sie es mir erklärt, meinte, es könne auch für mich einmal wichtig sein, meine wahre Gestalt zu kennen. Und so half sie mir zu erkennen, dass die Seele einer Gepardin in mir steckt. Ich gestehe, oft wende ich das nicht an. Adèle würde hysterisch werden, wenn ihr Schmusekätzchen sich in ein gefährliches Tier verwandeln würde. Aber nach ihren letzten Auftritten fängt die Idee an, mich zu reizen.«
    »Hast du es überhaupt schon mal richtig angewandt?«
    »Sicher. Vor allem um ungebetene Aufmerksamkeiten abzuwehren. Kinder, Hunde, einmal ein Diener, der mich getreten hat …« Lili kicherte. »Ich habe nur ein einziges Mal gefaucht, da hat er ein volles Tablett fallen lassen und sich mit dem Hintern in eine Sahnetorte gesetzt. Hat mir gut gefallen, die Reaktion!«
    »Und du meinst, ich kann das auch wiederholen?«
    »Ganz bestimmt. Aber versuch es bes ser erst, wenn du ganz alleine bist.«
    Ich war noch immer misstrauisch, was das anbelangte, aber dann ließ ich mir noch ein mal alles durch den Kopf gehen, was ich in dieser Nacht erlebt hatte.
    Ja, ich hatte mich wie ein Löwe gefühlt, zusammen mit Maha Rishmi. Ich war eins mit ihr in der Are na, und
ich war sogar durch die brennenden Reifen gesprungen. Aber mit ih ren letzten Atemzügen, unter ihrem letzten durchdringenden Blick, hatte ich mich mit Mäh ne und allem in einen männlichen Löwen verwandelt.
    »Pscht, Pantoufle! Ich sagte, wenn du alleine bist!«
    Uups, tatsächlich, es hatte schon wieder angefangen.
    Ich machte mich ganz schnell ganz klein.
    Darin wenigstens hatte ich Routine.
    Das mit dem Großmachen, das würde ich allerdings noch üben müssen. Noch war mir nicht recht klar, wie es

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