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Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See

Titel: Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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gegen Ronan Kercado hat der Vater, der Gutsbesitzer, erhoben. Aber Genaues weiß ich nicht, und bald wuchs dann auch Gras über die Angelegenheit.«
    Janeds Geschichte hatte die Bilder in mir wieder wachgerufen. Ich dachte an die klei ne Bucht, die klei nen, feuch ten Höhlen, die köst lichen Fische und die schrecklichen Möwen. Auch ich war dort gewaltsam hingeraten, und wie es schien, hatte ich ein ungeheures Glück gehabt, dass die Wellen meinen bewusstlosen Pelz nur auf den Strand gespült und mich nicht gegen die scharfkantigen Felsen geschmettert hatten.
    Interessant fand ich, dass Ron diese Bucht offensichtlich auch kannte. Als ich letzthin bei ihm war, hatte er sich so sehnsüchtig dazu geäußert, fast als hätte er das gleiche Heimweh wie ich. Und trotzdem wollte er nicht zurück. Ob er die Frau wirk lich von der Klippe gestoßen hatte? Und wenn ja – warum? Töten Menschen andere Menschen? Ich meine, wir Katzen töten unsere Beute, und ja, wir verprügeln schon mal unsere Rivalen. Aber wir töten sie nicht. Und erst recht nicht die Kätzin, um die wir uns balgen.

    Ob Ron und der andere Mann Rivalen waren?
    Hatten sie sich um diese Mademoiselle geprügelt?
    Pippin hatte sich die Geschichte schweigend angehört und, auch als Janed geendet hatte, nur stumm meinen Pelz gestreichelt. Konnte er wirklich gut. Genau mit der richtigen Fes tigkeit, ge nau an den richtigen Stel len. Jetzt aber räusperte er sich.
    »Zwei Män ner, die sich um eine Frau streiten. Sie will es verhindern, und durch eine unglückselige Bewegung stürzt sie, rutscht aus, verliert den Halt und fällt die Klippen hinunter. Beide Männer sind entsetzt, stellen ihren Streit sofort ein und klettern hinunter.«
    »Ja, das vermute ich auch. Ron blieb bei seiner Verlobten, der andere Mann stieg in sein Se gelboot und machte sich davon.«
    »Und niemand weiß, wer der andere war?«
    »Doch. Bestimmt wussten das die Leute damals. Und, ja, ich glaube, die Matelots wissen es auch. Die Jungs kennen alle Schiffe und Boote an der Küste. Wir könnten sie fragen, wem die Stella gehörte. Aber was nützt es, Pippin?«
    »Wissen ist immer nützlich.«
    »Sie interessieren sich sehr für Ron Cado, nicht wahr? Warum, Pippin?«
    »Weil ich mir so mei ne Gedanken mache. Und nicht alle binde ich einer hübschen jungen Frau auf die Nase. Auch wenn die noch so neugierig ist.«
    »Schade.«
    Aber Janed lächelte dabei, und ich war ganz froh, dass er ihr nichts an die Nase band, denn die war für einen Menschen ziemlich niedlich. Aber Pippin war auch
furchtbar neugierig, fast schon kat zenhaft. Denn er meinte gleich anschließend: »Morgen, Janed, werden wir uns mit den Matelots unterhalten. Denn es wäre doch ganz aufschlussreich zu erfahren, wer der zweite Mann war und was mit ihm passiert ist. Schließlich war er Zeuge des Unfalls, nicht wahr?«
    »Und je mand, der sich heim lich zu ei nem Stelldichein mit Mademoiselle de Lanneville eingefunden hat.«
    »Ein Grund, Janed, für Ron oder Ronan, recht ungehalten zu sein.«
    »Darüber habe ich noch nie nachgedacht, Pippin.«
    »Sie waren ja auch erst zwölf Jahre alt. Welche Beziehungen zwischen den Verlobten und möglicherweise einem Geliebten jener Mademoiselle bestanden, haben Sie da mals vermut lich noch nicht durch schaut. Aber nun, meine Liebe, ist es sehr spät geworden. Kommen Sie, nehmen Sie die hübsche Lili mit, ich trage diesen kleinen Schlummerpelz zu Ihrem Lager.«
    Schlummerpelz? Mein Herr, ich bin hellwach!
    Ich sprang auf den Boden und zeigte ihnen, wie lang ich mich machen konnte. Und wie weit ich mein Maul aufreißen konnte, wenn mich ein mächtiges Löwengähnen überkam.
    Und dann zu Bett.

Post für Ron
    Das Wetter war wieder schön geworden, und darum begleiteten Lili und ich am nächsten Morgen Janed nach oben, um uns schon vor dem Frühstück eine Nase voll Salzluft zu gön nen. Noch waren nur we nige Passagiere an Deck, wahrscheinlich schlie fen die anderen alle nach der gestrigen Aufregung länger als wir. Janed lehnte an der Reling und schaute zum blauen Horizont. Die Sonne stand noch ganz tief und warf lan ge Schatten über das Schiff. Das Wasser wirkte dunkelgrün und schäumte um den Kiel. Aus den beiden Schornsteinen wehten schwarze Rußfahnen, aber an den Sei len flatterten bunte Stofffetzen. In der Ferne dümpelten einige Fischerboote, die ihre Netze einholten. Das hatten wir schon lange nicht mehr gesehen. Offensichtlich näherten wir uns der Küste, und unsere Reise ging

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