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Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See

Titel: Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Bergen von Papieren saß, die er aus Säcken fischte. Er betrachtete die Um schläge eingehend und steckte sie dann in ein Regal mit vielen Fächern. Ich beobachtete ihn eine Weile von der offenen Tür aus, weil mir das komisch
vorkam. In den Raum selbst mochte ich nicht ein treten. Dieser Mensch verströmte eine unangenehm säuerliche Ausstrahlung.
    Ein zweiter Mann kam dazu und leerte die Fächer, um den Inhalt wieder in andere Säcke zu stecken. Er tat es sehr langsam und umständlich, und der erste Sortierer pflaumte ihn gehörig an, weil er sich so trantütig anstellte.
    Andererseits – was für ein Blödsinn, diese Briefe von einem Sack in den anderen zu stecken. Das war ja, als ob Janed ihre Kleider ständig von einer Tasche in eine andere packen würde. Das machte sie aber nie. Warum taten diese Leute das nur?
    »John, hier ist wieder Post für die Besatzung, die verteilt werden muss«, sagte der Knochige.
    »Ich nehme sie nachher mit!«
    »Diese Briefe sind für den Kapitän und der hier für den Ersten.«
    »Ich küm mere mich ja schon drum!«
    Aha, Briefe. Das hatte ich nun gründlich gelernt – in Briefen teilten sich Menschen ihre Nachrichten mit. In Briefen herumzuschnüffeln war genauso interessant, wie Reviermarken abzuschnüffeln. Und seit gestern hatte ich noch ein weit größeres Interesse an all den Dingen, die Ron Cado betrafen. Ich überlegte, ob ich den, der für ihn bestimmt war, nicht ein fach schnappen und zu ihm tragen sollte. Diese menschliche Transuse pokelte nämlich pedantisch an den Verschlüssen des Postsacks herum.
    Ich schlich mich näher an den Tisch he ran, auf dem drei einzelne Umschläge lagen. Doch noch bevor ich
entscheiden konnte, wie es mir gelingen würde, herauszufinden, welcher davon für Ron bestimmt war, bemerkte mich der verstaubte Sortierer.
    »Mistviech, weg hier!«
    Huch!?
    Und da kam auch schon der Fuß auf mich zu.
    Nur weil ich noch ei nen kleinen Hopser zur Seite machen konnte, streifte er mich lediglich. Ich flog trotzdem Richtung Tür, rappelte mich auf und verzog mich schnellstens hinter der nächsten Biegung im Gang. Dort machte ich mich ganz klein und hoffte, der Papiertiger würde mir nicht folgen.
    Manchmal war ich eben noch im mer ein Schisserkater.
    Aber er blieb in sei ner staubigen Bude sit zen und blaffte den Langsa men nun wie der or dent lich an, er sol le endlich die Briefe zum Kapitän bringen.
    Gut, auch eine Lösung. Ich würde mich an dessen Fersen heften.
    Das war ziemlich einfach, denn der Tropf trottete, ohne viel um sich herum wahrzunehmen, die Stiegen hoch und hielt als Erstes an Rons Tür. Es dauerte eine Weile, bis Ron ihm öffnete, und er sah recht unwirsch aus. Als er den Umschlag entgegennahm, schlüpfte ich an seinen Beinen vorbei in seine Kajüte. Ron trug eine weite, grau-weiß gestreifte Hose und eine ebensolche lose Jacke, hatte zerzauste Haare und ein stoppeliges Kinn. Offensichtlich hatte der Bote ihn aus dem Bett geholt. Die Decken waren zerwühlt, und dem konnte ich nicht widerstehen. Ich sprang hi nein, ge rade als Ron sich auf die Bettkante setzte.

    »Hoppla, Pan toufle! Du bist aber früh auf den Pfoten.«
    Und du hast wieder Hunde bewacht?
    »Ich habe erst vier Stunden geschla fen. Oh Mann, zwei Stunden hätte ich noch gehabt. Na, sei’s drum.«
    Er kraul te mich kurz, dann betrachtete er den Umschlag.
    Ich drängte mich an ihn. Schön weich war der Stoff seiner Jacke, und ich spürte die Wärme seines Körpers darunter.
    Zögernd riss er den Umschlag auf und las dann das Krickelkrakel auf dem Bogen. Dabei wurde der Ausdruck auf seinem Gesicht immer ungläubiger.
    »Heilige Mutter Anne«, stieß er dann hervor. »Ein weißer Elefant!«
    Ich fuhr auf.
    Elefant? Wo?
    »Ah, ruhig, Pantoufle, ruhig.«
    Er strich mir wieder über den Nacken, und ich legte mich beruhigt nieder. Kein Elefant. Gut so.
    »Himmel, was soll ich mit der Bude nur anfangen, Pantoufle? Das ist das Letzte, was ich jetzt brauchen kann.«
    Bude? Was für eine Bude?
    Ron lachte müde, aber es klang Verzweiflung darin.
    »Katerchen, das Schicksal hat beschlossen, mir ein weiteres Beinchen zu stel len. Da ist doch tatsächlich mein Onkel gestorben und hat mir das Hotel hinterlassen. Was soll ich damit? Ich kann doch nicht zurück. Und selbst wenn ich es könnte, habe ich überhaupt keine Lust, ein Gästehaus zu führen. Ich will als Kapitän
zur See fahren, nicht verwöhnten Sommerfrischlern feine Häppchen servieren und ihnen die Zimmer

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