Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See
jedes Wort verstehst, was ich sage.«
Nur weil meine Zunge nicht deine menschlichen Worte formen kann, heißt das noch lan ge nicht, dass ich nicht verstehe, was ihr Zweibeiner so erzählt.
Aber jetzt schwieg er, und nach einer Weile war er sogar noch einmal eingeschlafen.
Ich passte mich den Gegebenheiten an.
Überredungskünste
Irgendwie musste ich weit tie fer in den Schlaf gesunken sein, als ich gewollt hatte. Denn als ich wieder wach wurde, zog Ron ge rade seine weiße Uniformjacke an. Seine Wangen waren wieder glatt, seine Haare gebürstet, sein Gesicht verschlossen und energisch.
Ich reckte mich, machte einen Buckel, gähnte und maunzte.
»Ah, Schlafmütze! Wach geworden?«
Richtig, wach geworden. Und was machen wir jetzt, Ron?
»Ich muss dich jetzt lei der aus dem Bett werfen, ich
habe eine Besprechung mit dem Kapitän. Und dich wird bestimmt Janed suchen.«
Vielleicht, vielleicht auch nicht.
Den Kapitän hatte ich ja nur ein mal kennengelernt, da war er ziem lich grantig gewesen, weil Ron Madame wie einen Muschelsack in ihr Zimmer hatte schleifen lassen. Ich beschloss, mich Ron an zuschließen. Al lerdings nicht zu offensichtlich. Meine Fähigkeit, mich klein zu machen, half mir dabei. Außerdem kannte ich die Gänge recht gut und wusste um alle möglichen Verstecke. Und durch schmale Türspalten zu flutschen, die Kunst beherrschte ich inzwischen auch perfekt.
Kurzum, es gelang mir, ungesehen in die Wohnung des Kapitäns zu gelangen. Tatsächlich eine Wohnung. Ganz oben auf dem Schiff, hinter der Brücke, hatte er seine Räume.
Er und ein weiterer Offizier, den ich als den Zweiten kennengelernt hatte und der mir nicht gewogen gewesen war, saßen be reits an ei nem gedeckten Tisch, als Ron eintrat. Ich suchte Unterschlupf unter einem Sessel und ig no rierte stand haft den Essensge ruch, der zu mir drang.
Zunächst kreiste das Gespräch zwischen den Männern um eine ganze Menge unverständliches Zeug, das mit Kursen und Geschwindigkeiten, Maschinenleistung und Kohleverbrauch und anderen Dingen zu tun hatte. Ich wäre darauf fast wieder eingenickt, wäre nicht plötzlich der Name Jock gefallen.
»Er ist ver stockt, Sir, und be harrt darauf, dass die Ölkanne dort von jemandem vergessen worden ist«, sagte der Zweite Offizier.
»Entweder gibt es dann einen anderen Saboteur an Bord, oder er lügt.«
Es war Ron, der ant wortete, und sei ne Stimme klang verbittert.
»Ich denke, er lügt, Sir. Er hatte Sand an den Händen, und abgesehen davon – es war sei ne freie Schicht, da sollte man meinen, dass er sich ausruht und nicht die Löschsandkisten kontrolliert. Allerdings glaube ich nicht, dass er aus eigenem Antrieb die Maschinen lahmlegen wollte. Wir sollten in Erwägung ziehen, dass er es im Auftrag eines anderen tun wollte.«
»Ein übler Gedanke, Mister Cado. Sollte etwa die Konkurrenz dahinterstecken? Auf welchen Schiffen hat der Maschinist zuvor gearbeitet?«
Der Zweite Offizier nannte zwei Namen, und der Kapitän grummelte: »Auf unserer eigenen Linie. Kaum denkbar, dass einer meiner Kollegen uns so einen Streich zu spielen plant.«
»Wem aber könnte daran gelegen sein, uns technische Probleme zu machen?«
»Wir haben Madame Robichon an Bord. Viel leicht wünscht jemand, dass sie ihrem Bruder, dem Reeder, ein schlechtes Bild von uns zeichnet. Sie, Mister Cado, haben ja schon einiges dazu beigetragen.«
»Madame Robichon leidet meiner Meinung nach unter geistigen Störungen, Sir. Ich bezweifle, dass selbst ihr Bruder ihr Glauben schenken wird«, knurrte Ron.
»Ja, ja, ja, aber trotzdem kann sie uns schaden. Mir als Kapitän und Ihnen als Offiziere, meine Herren. Gut, die Sabotage wurde verhindert, aber ich will Aufklärung darüber haben, wer sie geplant hat. Setzen Sie den Maschinisten
weiter unter Druck. Und durchsuchen Sie auch sein Quartier.«
»Ay, ay, Sir!«
Da würde ich ganz bestimmt gerne mithelfen, überlegte ich mir. Das war möglicherweise eine Gelegenheit, Rons Aufmerksamkeit auf die gerüschte Schnepfe Adèle zu lenken.
»Hat sich unser Opern held in zwischen be ruhigt, Mister Cado?«
»Signor Granvoce hat, dem heiligen Nick sei Dank, von der gest rigen Auf regung nichts mitbekom men. Er speiste in sei nen Räumen. Und ich konn te ihm versichern, dass wir noch immer im Zeitplan liegen.«
»Wenigstens von dort keine Beschwerden. Wie geht es dem Koch? Wird er für das Captain’s Dinner sorgen können?«
»Wir hoffen es.«
»Sorgen Sie dafür, dass er am Herd
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