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Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See

Titel: Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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steht, Mister Cado. Das Dinner ist den Passagieren heilig. Es darf hier kein schlechtes Licht auf uns fallen.«
    »Ay, ay, Sir.«
    »Und was ist mit Mis ter Alexandrejew? Sie ha ben ihm und dem Mädchen einen Tisch hinter den Palmen reserviert, hörte ich. Gibt er sich damit zufrieden?«
    »Er hat seinen Platz dort noch nicht eingenommen, Sir.«
    »Nicht? Und das Mädchen?«
    »Bleibt unten.«
    »Gut ge macht.«
    »Nein, Sir, das habe ich nicht gut ge macht. Es sind Umstände eingetreten, die beide dazu brachten, sich zurückzuziehen.
Wie ich Ihnen berichtete, ist die Löwin von Mister Alexandrejew verstorben.«
    »Ah ja. Hat man den Kadaver entsorgt?«
    »Nein, Sir. Ich bin aufgefordert worden, Sie zu bitten, für Maha Rishmi eine feierliche Seebestattung vorzunehmen.«
    Da daraufhin Schweigen herrschte, linste ich unter meinem Sessel vor. Der Kapitän starrte Ron entgeistert an. Dann donnerte er los: »Um Himmels willen, Mister Cado, eine sol che Posse weigere ich mich mitzumachen. Wem haben Sie einen solchen Unsinn zugesagt?«
    »Ich habe zugesagt, Ih nen diese – in mei nen Au gen nicht unlautere – Bitte vorzutragen.«
    »Von Mister Alexandrejew?«
    »Nein, Sir, von Mademoiselle Kernevé.«
    »Das Fischermädchen aus dem Zwischendeck. Sie wagen es, mir von solch einer Person …«
    Die Stimme des Kapitäns wollte sich schier überschlagen.
    Doch er kam nicht dazu, seine Tirade zu beenden, denn ein Steward klopfte an der Tür und verkündete, Signor Granvoce wünsche den Kapitän zu sprechen.
    Der, rot im Gesicht, dämpfte sein Gebrüll, rollte mit den Augen und nickte dann.
    Enrico betrat die Bühne, und er tat es mit Grandezza.
    »Capitano, was muss ich hö ren? Mein gu ter Freund Pippin befindet sich an Bord? Er reist unten bei den Aussiedlern? Und dann höre ich von mei nem Steward, dass gestern Abend ein Tumult entstand wegen sei ner Löwin. Wegen der großen Maha Rishmi?«
    »Ähm«, sagte der Kapitän.

    Der Zweite Offizier hatte dasselbe Talent wie ich – er machte sich ganz klein.
    Ron erhob sich und verbeugte sich vor Enrico. Ich konnte sehen, dass sich eine Art von Belustigung in seinem Gesicht breitmachte. Aber ganz schnell setzte er wieder eine ernste Miene auf.
    »Signore, Sie haben völlig recht. Mister Pippin Alexandrejew befindet sich an Bord, auf seinen eigenen Wunsch allerdings in einer Kabine weiter unten, denn er wollte in der Nähe der Löwin sein.«
    »Verstehe, verstehe, Mister Cado. Doch warum treffe ich ihn nicht beim Dinner?«
    »Weil er, Signor Granvoce, seit Maha Rishmis Tod in seiner Kabine bleibt. Die Löwin ist vorgestern Nacht leider gestorben.«
    »Madre de Dios, das betrübt mich. Das betrübt mich sehr. Wo finde ich Pip pin? Und – wann werden Sie die Trauerfeier abhalten? Oder habe ich sie be reits verpasst? Wir kommen doch morgen in New York an, oder?«
    Der Kapitän sah aus, als ob er gleich ein Haarknäuel hochwürgen müsste. Geschah ihm recht!
    Ron blieb jedoch völlig gelassen.
    »Ja, wir werden pünktlich ankommen, und nein, Maha Rishmi ist noch nicht der See übergeben worden. Ge rade eben, als Sie he reinkamen, sprachen wir darüber, dass wir heute Abend die Zeremonie vornehmen werden.«
    »Wunderbar, dann werde ich für sie singen. Sie müssen verste hen, mei ne Herren, ich habe ihr und ihrem Gefährten Maharadsha einen großen Dank abzutragen.«
    Enrico setzte sich ge mütlich in den Sessel, unter dem
ich lag, und plauderte drauflos. Der zarte Hauch von Baldrian umwehte meine Nase wieder.
    »Se hen Sie, ich ken ne Pippin schon lange. Vor vielen Jahren, da war ich noch ein ganz unbekannter Sänger, tingelte ich auf kleinen Bühnen und verdiente mir so recht und schlecht mein Geld mit klei nen Rollen in Opern. Eines Tages, es war eine Aufführung der ›Aida‹, begeg nete ich Pippin. Der Theaterdirektor hatte ihn, den Zirkusbesitzer, gebeten, für die Vorstellungen einen zahmen Löwen zur Verfügung zu stellen. Wir freundeten uns an, Pippin, Maharadsha, Maha Rishmi und ich. Und als der Zirkus für ein halbes Jahr nach Amerika ging, begleitete ich die Truppe. Ich war jung und ehrgeizig und dachte, ich schaue mir mal an, wel che Chancen ich in diesem Land hätte. Während der Überfahrt, meine Herren, hatte ich eine schäbige Kabine gleich über den Verschlägen der Zirkustiere. Und in der Nacht begann Maharadsha zu brüllen. Haben Sie mal einen Löwen brüllen gehört?«
    »Ja, Sig nor Granvoce«, sagte der Kapitän. »Wir haben auch schon Löwen an Bord gehabt.

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