Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See
dem Onkel gehört das Hotel?«
»Wenn man’s genau betrachtet, stimmt das wohl.«
»Gut, ich fasse zusammen: An dem Tag, an dem Mademoiselle de Lanneville verunglückte und die Stella in der Bucht lag, stand ihr Pferd vor der Hütte und ein zweites kam dazu. Danach stritten sich zwei Männer in ihrem Beisein auf der Klippe. Aber als die Helfer kamen, war nur noch Ron bei ihr, das Boot und der Mann waren fort.«
Wieder schabte sich Telo den Bart, dann räusperte er sich, und endlich grummelte er: »Da soll mich doch der Klabautermann holen, wenn das kein Zufall ist.«
»Was, Telo?«
»Das mit der Stella, meine Schöne.«
»Jau, jetzt wo du’s sagst, Telo! Beim heiligen Nick, ja.«
»Was denn, Malo?«
»Die Stella, meine Hübsche, die war es.«
»Was? Herrgott noch mal, lasst euch doch nicht jeden Sandwurm aus der Nase ziehen!«
Igitt, die hatten Sandwürmer in der Nase? Im Hirn, das konnte ich glauben. Aber kamen die denen dann aus der Nase raus? Doch bevor ich die ses Problem endgültig klären konnte, fuhr Telo fort.
»Die Stella war es doch, die wir einige Tage später auf dieser kleinen Vogelinsel vor dem Hafen von Quiberon zerschellt auf den Klippen gefunden haben.«
»Richtig, nicht aber den Mann, der damit rausgefahren war, nicht wahr?«
»Stimmt, Janed, ei nen Ertrunkenen hat man nie gefunden.
Aber du weißt selbst, wie das da mit den Strömungen ist. Und wenn er weit rausgefahren ist, kann er Gott weiß wo angespült worden sein. Die kleinen Inseln betritt doch kaum ein Mensch.«
»Seine Leiche ist verschollen, das ist nicht ungewöhnlich, aber seltsam ist es doch eigentlich, dass niemand diesen Mann vermisst hat, Telo.«
»Du stellst Fragen! Das ist doch al les schon Jah re her!«
»Zwölf Jahre. Ich meine ja nur – wenn von den Sommerfrisch lern je mand nicht zu rückkommt -, ich mei ne, wenn er im Hotel gewohnt hat …«
»Vielleicht hat er nicht im Hotel gewohnt.«
»Oh, ja, natürlich. Aber wo sonst?«
»Bei seinem Freund Ronan, denke ich.«
»Wenn es denn sein Freund war – wobei -, das wird ja immer schlimmer. Wenn es Rons Freund war, der sich mit Mademoiselle, seiner Verlobten, getroffen hat.«
»Autsch, da hast du recht, mei ne Feine. Das wäre arg.«
»Würde aber den Streit erklären, den du beobachtet hast.«
»Nur – warum hat Ron Cado das niemandem erzählt?«
»Der ist einen Tag nach dem Unglück verschwunden, Telo. Erinnerst du dich nicht? Das gab einiges Gerede, weil der alte Lanneville getobt hat wie ein wütender Stier.«
»Jau!«, sagte Telo. »Jau. Mörder hat er ihn genannt. Und unser eh renwerter Ron Cado ist da mit ent larvt. Ronan Kercado, der sei ne Verlobte die Klip pen runtergeworfen
hat! Komm, Malo, wir machen Meldung an den Käpt’n!«
»Nichts da, ihr bleibt sitzen und hört mir zu. Ron Cado ist sicher Ronan Kercado, aber er hat seine Verlobte nicht umgebracht. Ich war dabei, ich habe nur gesehen, dass die zwei Männer sich um sie geprügelt haben. Und das ist jetzt auch erklärbar.«
»Aber Ronan ist verduftet.«
»Der andere auch.«
»Mhm.«
Ich hob ein Lid und betrachtete mir die beiden Matelots. Sie mochten ja gutmütige Kerle sein und immer für einen Wurstzipfel und einen Fischkopf gut, aber die Hellsten waren sie wirklich nicht. Klar war Ron kein Mörder. Er hatte es mir ja selbst gesagt. Und meine Schnurrhaare bestätigten das. Jau!
»Warum hat er dann ei nen anderen Namen angenommen, wenn er unschuldig ist, meine Schöne?«
»Der ist doch gar nicht so anders. Wisst ihr denn, wie er unterschreibt?«
Wussten die beiden nicht, so wie sie drein blickten. Aber Malo wollte immer noch das Schlimmste glauben und nörgelte herum.
»Und du hast selbst gesagt, er war bei der Frau, als die Leute kamen.«
»Das beweist nicht, dass er sie umgebracht hat, sondern eher, dass er sie retten wollte.«
»Aber wenn er sie doch run tergestoßen hat, meine Hübsche?«
»Das habe ich nicht gesehen. Die beiden Männer haben sich geprügelt, und sie ist dazwischengeraten.«
»Viel leicht war ihm das ganz recht?«
»Wenn er sich ihretwegen geprügelt hat? Malo, du spinnst. Würdest du dich um ein Mädchen prügeln und sie dann die Klippe runterstoßen?«
»Ähm … nö.«
»Also! Ich glaube, es war ein Unfall. Aber weil der andere Mann verschwunden ist, konnte Ron das nie beweisen.«
»Könnte sein. Vielleicht, weil der mit dem Boot verunglückt ist?«
Janed gab ein ungeduldiges Ge räusch von sich und meinte: »Ich dachte, ihr habt das Wrack ein
Weitere Kostenlose Bücher