Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See
Reise.«
»Bitte? Wir befinden uns mitten auf dem Atlantik, und Sie haben keinen Fisch?«
Janed klang vollkommen fassungslos. Ich war es eigentlich auch. Überall Wasser und keinen Fisch?
»Das ist hier leider ein Postfrachtdampfer, Mademoiselle, und kein Fischerboot«, klärte Ron sie mit einem kleinen Lachen in der Kehle auf.
»Klar doch, Mister Cado.« Janed trat an das Fens ter und schaute hinaus, dann winkte sie Ron zu. »Schauen Sie da. Ich habe sie heute Morgen schon gesehen, Mister Cado. Die Trawler dort draußen. Rufen Sie einen an und kaufen Sie ihm den Fang ab. Den Rest erledige ich.«
Brieg hatte inzwischen ein kleines Döschen aufgemacht und den Inhalt – er duftete so herrlich vertraut nach Lachs und Zeugs – auf ein Stück chen Brot gestrichen. Das reichte er dem Ersten Offizier.
»Das sind die Fischpasteten, die unsere Janed zu Hause gemacht hat. Die Fabrik hat sie dann hergestellt. Und die großen Schiffe haben sie für die vornehmen Passagiere gekauft. Nicht für die Mannschaften, Sir.«
Ron probierte den Happen und nickte dann anerkennend.
»Köstlich. Aber was ist mit den anderen Zutaten?«
»Lassen Sie mich einen Blick auf die Vorräte werfen, Mister Cado.«
»Koch!«
»Ay ay, Sir. Mademoiselle, hier entlang, bitte!«
Der arme Wicht wischte sich den Schweiß von der Stirn, und ein Hoffnungsschimmer lag in seinen Augen. Janed folgte ihm, und ich bekam heimlich ein Stück von dem verkokelten Kalbsbraten zugesteckt. Also, ein Stück, das nicht angebrannt war, natürlich. Brieg wusste schon, was mir schmeckte.
Schmeckte!
Dann kam Janed zurück und grinste.
»Besorgen Sie mir frischen Fisch, Mister Cado. Ich verspreche Ihnen ein anständiges Menü. Mit fünf Gängen.«
»Janed?«
Rons Stimme klang ein wenig wackelig, ich fragte mich, warum.
»Ja, Mister Cado?«
»Ich bin Ih nen zu unendlichem Dank verpflichtet. Und nicht nur ich. Sie sollten wissen, dass der Kapitän nach dem Essen Maha Rishmi der See übergeben wird. Und Granvoce wird für sie singen.«
Meine Janed hatte Tränen in den Augen, aber sie lächelte.
»Sie sind ein guter Mann, Ron Cado. Und nun sehen Sie zu, dass Sie einen der Trawler dort draußen längsseits bekommen!«
»Ay, ay, Mademoiselle.«
Das stimmte wirklich, er war ein guter Mann. Meine Schnurrhaare trogen mich nie.
Ich suchte mir ein Plätzchen auf einem leeren Mehlsack in einer Ecke der Kombüse und widmete mich, nachdem nun ei nige wesent liche Ange le gen heiten zu meiner Zufriedenheit geklärt waren, dem drin gend benötigten Schlummer. Katzen brauchen das für ihre seelische und körperliche Gesundheit. Die anderen Probleme – Lili, der blöde Jock, die Frage nach Rons verschwundenem Freund -, das musste erst einmal warten. Prioritäten musste man setzen.
Ich ratzte weg.
Vorbereitungen
Mich weckte Janeds Stimme und eine ungeheure Geschäftigkeit. Ein Blick zum Fenster sagte mir, dass es später Nachmittag war. In der kleinen Kombüse werkelten fünf Leute, und mein erster Eindruck war, dass hier das blinde Chaos waltete. Zunächst wollte ich mich klein machen, um mich den Gefahren durch blitzende Messer, Hackbeile, blutige Fischgedärme und kochendes Wasser zu entziehen, aber dann fiel mir auf, dass alles ganz friedlich ablief und eigentlich einem sehr geordnetem Tanz glich. So wie manche Vögel sich in Gruppen über den Strand bewegten, was erst unordentlich wirkte, dann aber auch nach ganz eigenen Gesetzen ablief. Hier picken, da laufen, da flattern, hier sitzen – alles in einem Schwarm, ohne sich gegenseitig in die Quere zu kommen.
So war es hier auch, und als einer der Matelots anfing zu singen, ging es noch besser. Fische wurden geschuppt, Ge müse geputzt, Kräuter ge hackt, in Töp fen gerührt, der Ofen geheizt, Flaschen geöffnet, Sud durch Siebe gegossen, Eier geschlagen und in Schüsseln ge rührt. Janed gab mit freundlicher Stimme Anweisungen, und die Männer taten flugs, was sie sagte. Selbst der zweite Koch schwitzte jetzt nicht mehr vor Angst, sondern weil er angestrengt arbeitete. Der Duft von Zimt und Nelken, Schokolade, Honig und ge brannten Mandeln mischte sich mit dem von Zwiebeln, Salbei und Brotteig. Wein, Zitrone, Butter und Öl konnte ich riechen, der Wohlgeruch
von Sahne, frischem Fisch und fettem Käse umschmeichelte meine Nase, und plötz lich stand ein Tellerchen mit ein paar Leckerbissen vor mir.
Janed. Meine geliebteste Freundin.
Aufgenascht und gestreckt, dann eine Entscheidung getroffen.
Hier nahm alles
Weitere Kostenlose Bücher