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Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See

Titel: Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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den Rücken, und die drehte verzückt ihren Kopf in Janeds Händen.
    »Dann bleibt ganz in meiner Nähe, ihr beiden Helden, es könnte ein Gedränge geben da draußen. Und dass mir keiner von euch über Bord geht!«
    Aber ganz gewiss nicht.
    Mit dem Gedränge hatte sie natürlich recht. Auf dem Deck unter dem kla ren Nachthimmel wimmelte es nur so von Menschen, aber für Janed hatte Ron einen Platz frei gehalten, sodass wir ganz dicht an dem Rund saßen, um das zwei Reihen Stühle gestellt waren. Hier saßen die
vornehmen Leute, die anderen standen dahinter. Aber alle waren gleichermaßen aufgeregt und gespannt auf das, was nun kommen würde. Ich auch.
    Drei bunte, mit Flitter und Flimmerzeug geschmückte Podeste waren in diesem Rund aufgestellt worden, was mich ein bisschen wunderte. Das waren die Dinger, die unten in Maha Rishmis Verschlag an der Wand aufgestapelt waren. Hier, von starken Lampen angestrahlt, wirkten sie sehr eindrucksvoll.
    Alle tuschelten und raunten, aber niemand schien sich zu trauen, laut zu sprechen.
    Dann spielte jemand auf dem Klavier eine Melodie, die Matrosen machten einen Gang zwischen den Zuschauern frei, und ein Mann trat in die Runde.
    Hätte ich die Kleider zuvor nicht bei Pippin gesehen, hätte ich nicht gewusst, dass er sich hinter der Maske verbarg. Sein Gesicht war weiß ange malt, mit ei nem großen, lachenden roten Mund und riesigen blauen, traurigen Augen. Seine Nase war rot, ebenso seine Haare, auf denen der ko mische kleine Hut saß. Die karierten Hosen und das gestreifte Hemd flatterten um ihn herum, riesengroße Schuhe wölbten sich über den Zehen nach oben.
    Ein erfreutes Kichern ging durch die Menge.
    »Ein Clown, oh, ein Clown!«
    »Eine Zirkusvorführung!«
    »Was für eine herrliche Überraschung!«
    Pippin machte eine übertriebene Verbeugung ringsum zu dem Pub likum, lüpfte dabei sein Hütchen und vollführte dann eine aus ladende Handbewegung über die Runde mit den Podesten.

    Komischerweise sagte er dabei kein einziges Wort.
    Dann aber griff er nach der roten, goldverzierten Peitsche, verhedderte sich darin, stolperte über seine Füße und benahm sich so tapsig wie ein jun ges Kätzchen bei seinen ersten Aus flügen. Die Leute grinsten, lachten, glucksten vor Spaß, und ich bewunderte Pippin, wie beweglich er war. Ebenfalls wie eine Katze.
    Dann aber machte er erneut eine theatralische Geste, und wieder öffnete sich die Gasse zwischen den Menschen.
    Es war ganz still geworden, die Musik schwieg, alle Blicke rich teten sich auf diese Öff nung zwi schen den Zuschauern.
    Niemand kam.
    Oder doch?
    Pippin ließ die Peitsche knal len, und – ja, es wirk te, als ob eine Löwin das Rund betrat. Eine schlanke, schöne, goldfarbene Löwin mit bernsteinfarbenen Augen. Und Pippin kraulte sie zwischen den Ohren. Sie setzte sich neben ihn und schau te ins Publikum. Mit be redten Gesten stellte er sie vor und gab ihr dann den Befehl, auf das niedrigste der Podeste zu springen.
    Sie tat es und peitschte mit dem Schwanz.
    Ich war vollends gefangen von der Vorführung, und die Menschen waren es ebenfalls. Pippin zeigte uns, zu welchen Kunststücken Maha Rishmi in der Lage war. Er tat es ohne Worte, ohne Löwin.
    Und dennoch hörten und sahen wir sie alle.
    Hin und wieder ging ein »Ahhh!« durch die Reihen, oft brandete Applaus auf, manchmal hörte man aber auch ein angstvolles Stöhnen.

    Ich lernte voller Staunen dazu, dass auch Menschen fähig waren, sich gänzlich ohne Lautäußerungen zu verständi gen, nur mit ih rem Gesicht, ih ren Händen, ihrem Körper.
    Mehr noch, Pippin war sogar in der Lage, die Gegenwart sei ner Löwin zu beschwö ren, indem er sie strei chelte und kraulte, ihr nicht vorhandene Fleischstückchen zusteckte, wenn sie ein Kunststück vorgeführt hatte.
    Und dann kam der erste Höhepunkt. Pippin griff nach einem bunten Reifen, und Maha Rishmi sprang auf das hohe Podest. Dann hielt Pippin den Reifen zwischen sie und das andere Podest und forderte sie auf hindurchzuspringen.
    Sie weigerte sich erst ein bisschen, dann tat sie es aber doch. Und auch wieder zurück. Wieder auf das niedrige Podest, dann auf das ho he, immer dorthin, wo Pippin den Reifen hielt.
    Ein Stückchen Fleisch zur Belohnung, eine kleine Pause, in der Pippin mit heftigem Händewedeln von Janed eine übergroße Streichholzschachtel erbat.
    Mit viel lustiger Unbeholfenheit gelang es ihm schließlich, das lange Streichholz zu entzünden, dann hielt er es an den Reifen.
    Der flammte

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