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Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See

Titel: Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Sie kennen dieses Medaillon, nicht wahr?«
    Ron schloss die Augen.
    »Ja, ich ken ne es. Ich schenkte es einer jungen Frau zu unserer Verlobung. Vor vielen Jahren, Janed.«
    »Mademoiselle de Lanneville, nicht wahr?«
    Er öffnete die Augen wieder.

    »Sie wissen davon, Janed?«
    Janed trat auf ihn zu und berührte seinen Arm.
    »Kom men Sie, wir setzen uns hinter diesen Paravent. Ich glaube, ich muss Ihnen etwas erzählen.«
    Widerstandslos ließ sich Ron von ihr zu zwei Deckstühlen führen. Ich natürlich sofort hinterher. Das versprach ja nun richtig auf regend zu werden. Hopp auf Janeds Schoß und die Ohren gespitzt.
    Ron hielt noch immer das Medaillon in der Hand und sah es an. Er wirkte erschüttert und unglücklich. Janed strich ihm sacht über den Arm und erzählte dann von mir, was ich immer gerne höre.
    »Ron, ich habe bei der gro ßen Sturmflut im April mein Haus verloren. Ich musste zusehen, wie es vor meinen Augen die Klippe hinunterrutschte. Pantoufle und ich konnten uns ge rade noch ret ten. Und dann kam eine gewaltige Wel le und riss die sen klei nen Kater ein fach mit sich. Das war das Ende, Ron, einer langen Reihe von Verlusten. Meine Grandmère war gestorben, meine Mutter folgte ihr kurz darauf. Wir mussten unsere Taverne aufgeben. Mein Vater und mein Bruder blieben auf See. Die Fabrik, in der ich arbeitete, war bei dem Sturm ebenfalls zerstört worden. Ich hatte kein Heim, keine Familie, keine Arbeit mehr.«
    »Das wusste ich nicht, Janed. Wie schrecklich.«
    »Ja, es war entsetzlich. Ich hatte nur noch die Kleider, die ich am Leib trug, und ein biss chen Ge spartes auf der Bank. Nachbarn halfen mir, natürlich. Aber ich war zutiefst am Boden zerstört. Pantoufle war als ganz kleiner Kater zu mir gekommen, und ich hatte ihn so lieb gewonnen. Wissen Sie, Haus, Kleider, selbst Geld
sind nur Dinge, die sich ersetzen lassen. Aber dass mein kleiner Freund in den Fluten umgekommen war, das konnte ich kaum ertragen. Darum fasste ich den Entschluss, Quiberon zu verlassen. Ich wollte nicht mehr erinnert werden. Ich glaube, Ronan Kercado, das verstehen Sie.«
    Ron nickte.
    »Eine Woche habe ich gebraucht, um das Nötigste zusammenzupacken, dann habe ich mich auf den Weg nach Brest gemacht. Und dabei kam ich in Porz Guen vorbei.«
    »Das Felstor, ich weiß«, sagte Ron tonlos.
    »Ja, die Klippen und das Felstor. Es weckte schmerzliche Erinnerungen, denn früher kam ich gerne mit meinem kleinen Bruder an den Strand dort, um Muscheln zu sammeln. Aber nach seinem Tod hatte ich es gemieden. An diesem Tag aber, als ich Abschied von meinem Zuhause nahm, hielt ich dort noch einmal an. Und, ehrlich, Ron, ich glaube fest daran – in dem Moment wendete sich mein Schicksal. Als ich nämlich so über das Meer zum Horizont blickte, hörte ich plötzlich das leise Maunzen. Erst dachte ich, ich würde es mir einbilden. Aber dann sah ich unten am Strand dieses wundervolle Stückchen Strandgut.«
    Ah, pah, Janed. Strandgut? Ich?
    Aber ich verzieh ihr die Bemerkung, denn Ron hatte plötzlich eine Spur von Lächeln in seinem Gesicht, und er strich mir über die Ohren.
    »Alles, nur kein Strandgut, Janed.«
    »Nein, natürlich nicht. Obwohl er nicht eben adrett aussah, als ich ihn aufklaubte. Mager, zerzaust, das
Fell von Sand und Salz verkrustet, hier und da ein bisschen räudig. Aber es war mein Pantoufle, und – Ron, du kannst dir nicht vorstellen, wie glück lich ich war. Die Hand der heiligen Mutter Anne musste ihn behütet haben, die Welle hatte ihn an gerade diesen kleinen Strand gespült. Er hatte eine Höhle gefunden und ein Rinnsal Wasser, das vom Fels hinablief, und er hatte sich von Fischen ernährt.«
    »Er ist ein ungeheuer mutiger kleiner Held, dein Pantoufle.«
    Überhaupt nicht, Ron, überhaupt nicht. Ein Schisserkater bin ich.
    »Viel mutiger, als du wissen kannst, Ron. Er hat nämlich eine Höllenangst vor Möwen, weil ihn als Winzling eine von seiner Maman entführt hat.«
    »Woher weißt du das denn? Hat er es dir etwa erzählt?«
    »Nein, sie ließ ihn im Flug fallen, und er landete in meiner Schürze. Das war das erste Mal, dass er mir wie ein Geschenk des Himmels erschien. Das zweite Mal war er ein Geschenk des Meeres an mich. Als ich ihn wiederge funden hatte, setzte ich mich eine Wei le zu ihm an den Strand, um darüber nachzudenken, wie ich ihn mitnehmen konnte. Es war mir ein fach unvorstellbar, ihn seinem Schicksal zu überlassen.«
    »Ich hatte dich erst für ein bisschen verrückt gehalten,

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