Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See
erklären, dass Mademoiselle Janed mein gut gehütetes Geheimnis entdeckt hat und mir gestern Abend davon Kenntnis gab. Ich empfand das als sehr großen Vertrauensbeweis und glaubte daher, dass zwischen uns eine gewisse Nähe entstanden ist, die ich gerne weiter aufrechterhalten möchte.«
»Ein Ge heim nis. Gut, dem wid men wir uns nach dem ersten Schritt. Jetzt wol len wir hö ren, was unse re scharfäugige
Freundin zu dem Blick auf die Uhr zu sa gen hat, den zu deuten ich mir nicht die Mühe gemacht habe.«
»Ja, Janed, was gab dir daran zu denken?«
Janed war nun nur noch rosig und sehr hübsch, vor allem mit der schönen Lili an ihrer Schulter.
»Sie sind doch sehr interessiert daran, pünktlich in New York einzulaufen.«
»Weil unser großer Tenor zu seiner Premiere eilen muss, sicher.«
»Gesetzt den Fall, just diesen Vormittag ginge ein Mann über Bord. Oder die Katze von Madame Reedereischwester. Was wäre der Kapitän gezwungen zu tun?«
»Einen Kreis zu fahren, um Mann oder Katze aufzufischen.«
»Wodurch Signor Granvoce zu spät zu seinem Auftritt käme.«
»Pfui, was für eine hässliche Unterstellung, Janed«, meinte Pippin. »Madame ist eine glühende Verehrerin unseres Sängers. Sie haben mir doch selbst jenen Brief gezeigt.«
War sie, ist sie nicht, ist sie nicht, Pippin! Ach, wenn ich sprechen könnte.
Ron nickte und erklärte an meiner Stelle: »Sie war eine große Verehrerin, Pippin, aber ich fürchte, ihre Schwärmerei ist in bodenlosen Hass umgeschlagen. Wir wissen es zwar nicht ganz ge nau, aber ich habe die Vermutung, dass sie es war, die den Mundwasserflakon von Signor Granvoce ausgetauscht hat. Hätte er es benutzt, hatte er sich die Kehle mit einem scharfen Haarfärbemittel verätzt.«
»Du lieber Gott!«
Und der Sand in der Öl kan ne, Ron, der Sand. Ach, wenn ich sprechen könnte.
»Pantoufle, was zappelst du denn so?«
Muss was sagen, muss was sagen!
»Pantoufle ist aufgeregt, Pippin. Ich glaube, er erinnert sich daran, wie Madame ihn über Bord geworfen hat.«
Nein, Janed. Oh Möwenpisse, wie kriege ich euch nur nach unten bewegt?
»Was ist denn, Pantoufle?«, fragte jetzt auch Lili.
»Wir müssten zu der Sandkiste, und die sollen mit!«
»Na, dann gehen wir beide eben voraus!«
Schlaue Lili. Sie zappelte sich ebenfalls frei, und Seite an Seite machten wir einige Schritte zur Tür. Dann drehten wir uns gemeinsam um und maunzten die Menschen an. Laut und deutlich mit einem herrischen Befehlston in der Kehle.
»Was wollen die beiden nur? Janed, diese beiden wollen doch etwas? Pippin, Sie sind der Experte in Katzenfragen.«
»Nicht unbedingt, aber mir sieht das stark nach einer Aufforderung aus, ihnen zu folgen.«
»Dann tun wir das, Ron. Katzen haben sehr fei ne Instinkte. Vielleicht hat Lili Hunger. Oder der Schreck ist ihr in die Gedärme gefahren.«
Janed stand auf, und wir trabten, Schwänze hoch, vor ihnen her.
»Ich kom me mir, ehrlich gesagt, ein we nig idiotisch vor, hinter zwei Katzen herzutrotten«, murmelte Ron.
»Ich habe schon bei Weitem Idiotischeres getan, Ron. Auf jeden Fall aber denke ich, wir sollten die beiden im
Auge be halten. Wer weiß, was Madame noch ein fällt. Immerhin ist Lili ihre Katze.«
Richtig, Pippin, richtig. Auch darauf müssen wir achten.
Lili und ich hüpften die Niedergänge hinunter. Es wurde etwas beschwerlich in den unteren Gängen, denn überall standen nun schon wieder Koffer und Kisten herum. Ständig packten Leute neue Bündel darauf, stritten sich um freie Plätze für ihr Gelump, die Kinder da zwischen spielten Haschen und Verstecken, und wir kamen nur langsam voran, weil auch immer wieder je mand mit Pippin spre chen wollte. Aber schließlich gelangten wir auf die Ebene, in der die Maschinen laut wummerten und die Kiste mit Löschsand auf uns wartete.
Dann aber musste ich meine Mission kurzfristig unterbrechen.
Es pressierte!
Mit ei nem Sprung in die Kis te, rasches, oberfläch liches Scharren – dann Erleichterung!
»Mehr als idiotisch«, grummelte Ron.
Janed lachte leise.
»Na gut, sie haben ihre Bedürfnisse. Und das hat Pantoufle uns gerade gezeigt.«
Aber nein, nein, nein!
»Das auch, aber schauen Sie mal. Lili? Lili, was ist mit dir?«
Ich sah mich um. Pip pin hatte recht. Lili, die Wunderbare, hatte erkannt, was zu tun war. Sie hatte sich mit dem Kopf an die Rohrleitung gedrückt auf den Boden geworfen, so wie sie damals gelegen hatte, als der grässliche
Jock sie aus der Kiste geworfen hatte.
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