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Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See

Titel: Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Ron!«
    »Das ist mein ausdrücklicher Befehl, das kannst du ihm ausrichten. Und jetzt verlasse ich euch. Aber …

    Janed, hast du nach dem Mittagessen eine Stunde Zeit für mich?«
    »Sollte ich die haben? Eine ganze Stunde?«
    »Für den Anfang …«

Bekenntnisse
    Nach dem köstlichen Mahl von goldgeränderten Tellern – ich ließ Lili die Hälfte meiner Portion zukommen, die Sahne hatte mich noch nach haltig gesättigt – durften wir in Rons Bett unse ren Verdauungs schlummer halten. Er meinte, bei ihm seien wir sicher.
    Der Schlaf war auch bitter nötig. Selten hatte ich eine so aufreibende Zeit erlebt wie die vergangenen zwei Wochen.
    Zwei Wochen nur war es her, dass Janed mich am Felsbogen aufgeklaubt hatte.
    Ich kuschelte mich an Lili, sie sich an mich, und wir dösten leise schnurrend ein.
     
    Als ich wach wurde, hörte ich das häss liche Lachen einer Möwe.
    »Höhöhöhö«, schallte es von draußen herein. Damit wurde mir bewusst, dass wir uns tatsächlich dem Land näherten.
    Wie scheußlich – Möwen! Und bestimmt auch Seeadler. Ganz große!

    Ich wollte mich schon unter der Decke verkriechen und mich ganz klein machen, als mir ein fiel, dass ich ja Lili beschützen musste.
    Und eigentlich ein ganz großer Kater war.
    Na ja, ein mittelgroßer.
    Lili schlief noch, und ich betrachtete sie in Ruhe. Was war sie für eine schöne Katze. So schlank, so anmutig, und diese großen, spitzen Oh ren. Und dieser schlanke, spitze Schwanz. Und dieses cremeweiße Fell. Wie ein Sahnekringel lag sie neben mir. Einfach köstlich.
    Meine Betrachtung wurde unterbrochen durch Rons Stimme. Er hielt Janed die Tür auf, und sie trat in den Raum.
    »Wir haben Sandy Hook passiert, Pantoufle. Ich habe Land gesehen. Mit einem Leuchtturm.«
    Und Möwen, ich weiß.
    »Habt ihr gut ge ruht?«, fragte sie mich dann und strich mir über den Kopf.
    Ja, Janed, schnurrte ich.
    »Lili auch?«
    »Mhrrr?«
    »Schlafmützchen. Dann döst noch ein bisschen weiter.«
    Machen wir. Aber glaub nicht, dass ich nicht mindestens mit einem Ohr zuhöre, was ihr jetzt besprecht.
    Janed setzte sich auf den Stuhl, den Ron ihr an bot, und er zog seinen zu ihr hin.
    »Ich habe viel nachgedacht während der Wache, was meinem Kapitän sicher nicht gefallen hätte, wenn er gewusst hätte, wie unaufmerksam ich die ganze Zeit über war.«

    »Immerhin sind wir keinem Eisberg begegnet.«
    »Nein, das war ein Glück. Janed, du hast mir ges tern Nacht davon berichtet, was du an jenem Tag auf der Klippe gesehen hast. Ich will dir erzählen, wie es dazu kam.«
    »Das musst du aber nicht.«
    »Doch, ich muss es. Ich muss es end lich einmal jemandem anvertrauen. Ich habe so lange geschwiegen. Aus Angst, weil ich mich gedemütigt fühlte, schuldig und auch verraten.«
    »Dann will ich dir zuhören.«
    »Danke. Ich war mit neunzehn ein arroganter Schnösel, Janed. Mein Vater wollte, dass ich Jurisprudenz studiere und ähnlich wie er Notar würde. Das Studium war mir recht, aber ein Dorfnotar zu werden, das entsprach nicht mei nen Wünschen. Ich woll te hö her hinaus, vor allem gesellschaftlich. Da ich aber ein blöder Gimpel war, glaubte ich, den Gipfel der Vornehmheit würden Leute wie die Lannevilles repräsentieren. Und Mademoiselle war der Schlüs sel zu mei nem Glück. Dachte ich damals. Vor allem zu meinem gesellschaftlichen. Aber sie war auch ein hübsches Mädchen in meinem Alter, umworben von allerlei Dorftrotteln, die ich nur wenig Mühe hatte auszustechen. Was mir natürlich zu Kopf stieg. Als ich zwanzig war, sprach ich mit ihrem Papa. Der erlaubte mir, ihr ei nen Antrag zu machen. Sie nahm ihn mit gebührlich mädchenhaftem Zögern an, und ich schenkte ihr zur Verlobung das Medaillon, das dein Pantoufle aus dem Sand gegraben hat. Darin war eine kleine Daguerrotype von mir, die aber sicher verschwunden ist.«

    »Es war ein Fetzchen aufgeweichtes Papier in dem Medaillon. Aber zwölf Jahre Salzwasser machen viel kaputt, wenn auch nicht das Gold.«
    »Nein, Gold nicht. Sie trug das Kettchen seit jenem Tag ständig, was mich na türlich sehr stolz machte. Heute frage ich mich, warum sie es tat.«
    »Weil sie dich liebte.«
    »Nein, Janed, das tat sie nicht. Ich stu dierte in Pa ris, was mir nicht nur in Sachen Großstadt und Gesellschaft die Augen öffnete. Ich freundete mich mit Au guste de Manchecourte an, der mir den Eintritt in die wirk lich gehobenen Kreise verschaffte. Als ich in den Fe rien wieder nach Carnac kam, erschien mir Mademoiselle de

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