Papa ante Palma
rauschen. Alles umsonst.
Als ich den Bären am nächsten Morgen noch mal zum Test anschreie, reagiert er nicht. Die Batterien sind leer.
»Der Bär ist alle, nach nur einer Nacht!«, rufe ich Lucia zu, die die Kinder unter panischem Geschrei badet.
Keine Antwort.
»Wo ist eigentlich die Föhn- CD ?«
In der Hoffnung, den kaputten Lachsack irgendwie wieder instand setzen zu können und so wenigstens irgendwas von dem Tier zu haben, schraube ich den Plastikdeckel im Bärenrücken ein letztes Mal auf. Zwecklos. Die Schallquelle ist unter dem Batteriefach untergebracht und damit unzugänglich. So kommt es, dass uns Gevatter Petz nach nur einer Woche in einer Pappschachtel wieder verlässt. Der Klaus007 hat bei eBay-Deutschland zugeschlagen und ihn ersteigert. Für vierzig Euro plus Porto.
Sieben
Eigentlich haben wir uns inzwischen ganz gut
eingelebt auf Mallorca, und der Alltag läuft einigermaßen rund. Die Wohnung ist
sicher nicht optimal, aber selbst wenn wir wollten, könnten wir momentan nicht
ausziehen. Als wir uns den Mietvertrag neulich mal in Ruhe angesehen haben, ist
uns nämlich ein Absatz aufgefallen, in dem wir uns zu einer Mindestmietzeit von
sechs Monaten verpflichtet haben. Noch an jenem Abend habe ich mir fest
vorgenommen, sofort nach Ablauf der Frist den Wohnungsmarkt zu sondieren. Das
Dasein als Halbtagshausmann bekommt mir nur mittelprächtig. Hausmann kann man
definitiv nur dann sein, wenn man entweder sehr viel Selbstbewusstsein hat oder
gar keins. Ich liege irgendwo dazwischen.
Was die Kontakte betrifft, so krame ich eines
Tages die Nummer von Juan heraus. Mit dem Musiker, den ich aus Barcelona kenne,
gehe ich unverbindlich Bier trinken, wobei es sich als äußerst schwierig
herausstellt, ihn mal in Ruhe alleine zu sprechen, da die Spanier am liebsten im
Rudel ausgehen. Ganz nebenbei erkundige ich mich nach dem Bedarf an Musikern in
der lokalen Studio- und Bandszene. Er könne sich ja bei mir melden, sobald er
etwas höre, verspricht er mir.
An einem anderen Abend lädt Lucia die ganze
Agentur zu uns nach Hause ein. Alles nette Leute, die eine Hälfte Deutsche, die
andere Hälfte Spanier. Jeder der Deutschen scheint auf seine ganz eigene Art mit
der Insel verwurzelt: Haus gebaut, eingeheiratet oder zufällig hier gestrandet
und hängengeblieben.
Ansonsten bleiben mir nur die unverbindlichen
Gespräche auf den Spielplätzen von Palma – das Übliche: Wie heißt er denn?
Wie ist er denn so? Was kann er denn schon? Viel mehr ist nicht drin. Alleine
deshalb nicht, weil uns bereits in den ersten beiden Monaten auf Mallorca
Jochen, Max, Peter, Johann, Anna, Susi, Alex sowie Heike mit ihrem neuen Lover
besuchen kommen. Das ist zwar herzallerliebst, aber natürlich sorgt es auch für
gewisse Rhythmusstörungen. Während wir versuchen, unseren Arbeitsalltag
inklusive der Kinder auf die Reihe zu bekommen, trudelt ständig neuer Besuch in
vogelfreier Urlaubslaune ein. Nicht selten ziehe ich völlig übermüdet mit ihnen
um die Häuser oder stelle Ausflugsziele und Stadtrundgänge zusammen, statt zu
komponieren oder die Wäsche zu machen. Außerdem fehlt uns definitiv ein
Gästezimmer. Immerhin sind die Gäste sich alle einig: Palma ist toll.
Lucia und ich sind mittlerweile der Meinung, dass
der größte Standortvorteil von Palma das Meer ist. Nicht dass es ein besonders
malerisches Meer wäre. Aber Hauptsache Meer. Man muss auch nicht immer hingehen,
man muss nur wissen, dass es da ist. Gleich hinter den Dächern und den
vereinzelten Spitzen der Pinien liegt es und schmatzt vor sich hin.
Das Meer bestimmt natürlich auch die Preise. Je
näher man ihm kommt, desto teurer sind der café con
leche und die Mieten. Aber ich finde es völlig gerecht, mehr fürs
Meer zu zahlen. Palma hat zusätzlich eine sehr nette Uferpromenade, auf der
tagtäglich die nassgeschwitzten, muskelbepackten Schenkel der Inlineskater
blitzen und Radrennfahrer mit Alien-Hightech-Helmen versuchen, zwischen
sandverklebten Strandbengeln und lethargischen Spannern Bestzeiten zu erreichen.
Und dann gibt es da ja auch noch ein paar brauchbare Strände.
Als wir uns für Mallorca entschieden haben, sah
ich so etwas wie ein Traumbild von den Zwillingen vor mir, wie sie in Badehosen
über den Strand liefen, während hie und da eine Welle nach ihren Füßen haschte
und sie zum Lachen brachte. Zeitgleich saßen ihre Altersgenossen in Deutschland
in langen Unterhosen vor der Heizung und zogen Schnodderbahnen die Nasen
hoch.
Ich habe
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