Papa ante Palma
wir nicht wollen, ohne Sorge wegtun? Auch die Bilder? Die finde ich nämlich nicht so dolle.«
»Die Bilder sind alle von Rosa. Sie war passionierte Malerin und Pianistin«, wirft Magdalena ein wenig beleidigt ein.
»Sooo schlecht finde ich das eine oder andere gar nicht mehr, wenn ich sie genau betrachte«, rudere ich augenblicklich zurück. Schließlich will ich nicht gleich am ersten Tag einen Keil zwischen uns und unsere Vermieterinnen treiben.
» De acuerdo , keine Sorge, wir nehmen das nicht persönlich«, beruhigt mich Marta. »Hängt einfach alles ab, was ihr nicht mögt. Wir geben euch sowieso einen Monat mietfrei, dann könnt ihr euch das Haus so herrichten, wie es euch gefällt. Aber jetzt gehen wir erst mal noch kurz nach oben.«
»Toll, gracias «, gluckst Lucia.
Ich wollte gerade das Gleiche sagen, denn irgendwie scheinen die vier Frauen nicht auf die menschenverachtende Schule für deutsche Vermieter gegangen zu sein. Jedenfalls müssen wir weder mit ganzen Aktenbergen belegen, was für beglaubigt lupenreine Personen wir doch sind, noch müssen wir versprechen, auch ja nichts an dem Wohnobjekt zu verändern, außer einer Vollrenovierung von Profihand am Ende der Mietzeit, versteht sich.
»Was kommt denn jetzt noch?«, flüstere ich Lucia ins Ohr.
Über die Steintreppe gelangen wir in den zweiten Stock. Die Räume hier sind wunderbar, viel heller und irgendwie freundlicher. Die Böden sind mit handbemalten, rotweißen Fliesen gekachelt, statt normaler Fenster gibt es zur Straße hin ebenfalls alte Flügeltüren aus Holz, in die Sprossenfenster eingelassen sind. Wie schon unten ist alles vollgestellt mit antiken Betten, Schränken und Kommoden.
»Das hier wird mein kleines Studio. Und der Raum gleich da vorne das Kinderzimmer. Was meinst du?«, frage ich Lucia.
»Gut«, zwitschert sie hochzufrieden.
Der Platz unten hätte uns sicher gereicht, aber hier oben warten noch mal sechzig Quadratmeter Fläche als Bonus. Hier können wir uns, also ich und meine zwölf Gitarren, endlich breitmachen.
Um in den hinteren Teil des Hauses zu gelangen, führen uns die vier Schwestern durch ein kleines, fensterloses Durchgangszimmer mit drei Türen. Die eine, durch die wir gerade hereingekommen sind, und zwei weitere an der gegenüberliegenden Wand.
»Hier könntet ihr vielleicht ein paar von den Schränken reinstellen, um die übrigen Räume etwas luftiger zu gestalten«, schlägt Magdalena vor.
»Und hier«, Marta stößt die linke der beiden Türen auf, »ist noch das letzte Zimmer … mit Terrasse und einem kleinem Badezimmer.«
Dieser Raum ist besonders rustikal. Der uralte, sich zur Zimmermitte hin absenkende Boden besteht aus groben Steinplatten. Darauf steht eine klobige schwarze Truhe, die ihrem Aussehen nach mehrere Jahrhunderte, gut gefüllt mit Dukaten, auf einem Tiefseeboden zugebracht hat. Ich sehe mich um. Ein rostiger Nachttopf, ein Holzschemel, ein schlichtes Bett mit einem schweren Holzrahmen, das noch auf die urbäuerische Seele der Mallorquiner hindeutet, sowie eine nackte Glühbirne, die an einem dünnen, gezwirbelten Kabel in der Mitte des Raumes baumelt. Über eine Holztür geht es nach draußen auf eine moosbewachsene Terrasse, von der man wiederum den Garten und Innenhof einsehen kann.
Ich spüre, wie sich Lucia neben mir leicht auf die Zehenspitzen stellt und freudig seufzt. Mit ein paar von unseren Möbeln würde es ein Raum ganz nach ihrem Geschmack. Reduziert bis aufs Äußerste.
» Pues eso , das war’s. Wir hoffen, es gefällt euch«, fasst Marta die Besichtigung zusammen. »Das Haus ist alt und sicher pflegebedürftig, aber es hat Charme.«
»Den hat es wirklich«, stimme ich unverhohlen zu. »Ja, dann bliebe nur noch die andere Tür. Was verbirgt sich denn hinter der?«, will ich wissen.
»Welche Tür?«, fragt Marta mit gekünstelter Verwunderung.
Für meinen Geschmack ist die Pause zwischen Frage und Antwort ein bisschen zu lang.
»Na diese hier.« Mit einer Handbewegung bedeute ich dem Schwesternballett, mir noch einmal in den Durchgangsraum zu folgen.
Stockend und überraschend widerwillig setzt sich die Karawane in Bewegung und kommt nach ein paar Schritten vor besagter Tür in einem Halbkreis wieder zum Stehen.
»Ach die«, prustet Marta, »die führt nirgends hin.«
»Nirgends? Ist dahinter etwa eine Mauer?«
»No« , quengelt Montserrat. »Sie führt zum Speicher. Zu dem Raum, in dem wir die von euch aussortierten Dinge lagern werden. Aber keine Sorge,
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