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Papa ante Palma

Papa ante Palma

Titel: Papa ante Palma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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trägt
Gummiclogs, eine beigefarbene knielange Hose mit diversen Außentaschen und ein
T-Shirt, auf dem ein gigantisches skizziertes Schlagzeug prangt. In der Hand
trägt er einen kleinen silbernen Koffer.
    »Junge, du sieht aus, als könntest du mal wieder
etwas Licht vertragen.« Eine kurze, feste Umarmung.
    »Ja, Steve, ich freue mich auch, dich zu sehen«,
sagt Jochen und lächelt.
    Ein paar tiefe Sonnenstrahlen verirren sich
zwischen die Imbissbuden und Autovermietungsstände der Halle. Als einer davon
genau auf Jochen trifft, kneift er die Augen zusammen.
    »Ich hatte gehofft, du würdest mich mit den Kids
abholen. Wo stecken die beiden denn?«
    »Bei Lucia. Sie sind auf den Geburtstag einer
Kindergartenfreundin von Luna eingeladen. Ich bin wirklich froh, dass ich dich
abholen darf. Im Gegensatz zu den Feiern bei uns Deutschland, bei denen man
dankbar die Kinder abliefert und sie ein paar Stunden später wieder abholt,
bleiben die Eltern hier bis zum Schluss. Außerdem gleichen sich mallorquinische
Kindergeburtstage wie ein Ei dem anderen: Hüpfburg, Kartoffelchips, eine
eigenartige Mangoldpizza, die keiner essen will, und Cola, bis der Arzt kommt.
Aber der ist ja jetzt da.«
    »Verstehe.«
    »So, in dem Koffer ist also dein
Ghost-Busters-Besteck«, witzele ich.
    »So ähnlich.« Jochen grinst gequält. »Du wirst
sehen, es ist halb so wild, wie du denkst. Eine gute Stunde und wir sind
durch.«
    Im Wagen schweigen wir. Schweigen konnte man mit
Jochen immer schon gut. Das ist die Königsdisziplin in einer
Männerfreundschaft.
    Kurz erwäge ich, ihm ein paar Infos über die
Tramuntana und Alaró zu geben, aber Jochen war schon öfter auf Mallorca und hat
uns ja auch gleich zu Anfang besucht. Wie ich ihn kenne, hat er sowieso alles
über die Insel gelesen, was je gedruckt worden ist. Für einen Moment überlege
ich, ob Jochen ein cuadriculado ist, weil er immer
perfekt vorbereitet ist, komme aber zu dem Schluss, dass dem nicht so ist. Gute
Vorbereitung heißt ja nicht automatisch schlechte Improvisation. Ich lege die
neue Metallica in den CD -Player.
    Song eins: Jochen klopft den Schlagzeugpart
sofort auf den Knien mit. Punktgenau.
    Ich lache. »Spinner. Wo nimmst du eigentlich noch
die Zeit zum Üben her?«
    »Sonntagabends von acht bis zwölf, aber nur wenn
ich keine Nachtschicht habe.«
    Wir steuern auf die Tramuntana zu. Die warme
Abendsonne wirft ein zweites, ähnlich hohes Gebirge aus Schatten zwischen die
rötlich glühenden Bergkuppen und bläht sie damit zu einem imposanten
dreidimensionalen Bergmassiv auf.
    »Ihr habt’s schon toll hier«, sagt Jochen und
setzt zu einem heftigen Kniewirbel an.
    »Yep.«
    In Alaró bringe ich meinen Freund zum Petit
Hotel, dem laut Marta besten und schönsten Hotel des Dorfes. Jochen hat darauf
bestanden.
    »Nach dem Clearing dürfen nur die zukünftigen
Bewohner im Haus übernachten«, gab er vorab zu bedenken. »Ich sorge mit meiner
Anwesenheit eventuell nur für Verwirrung. Ein Hotel ist da genau das
Richtige.«
    »Bitte, wenn du es so willst«, reagierte ich
etwas beleidigt, »dann reserviere ich dir eben ein Zimmer per E-Mail.« Etwas
beleidigt … und ein wenig beunruhigt.
    Als wir das Hotel betreten, steht an der
Rezeption eine durchtrainierte, braungebrannte Frau.
    » Nom Dr. Jochen
Buchholz, he reservat una habitació «, parliert
Jochen in feinstem Mallorquí.
    Ungläubig sehe ich ihn an. »Was? Hast du jetzt
auch noch in achtundvierzig Stunden Mallorquí gelernt, oder willst du mich hier
düpieren?«
    »Nur das Nötigste«, spielt Jochen seine
Sprachkenntnisse schmunzelnd herunter. »Man wird sich ja vorher informieren
dürfen.«
    »Ist es in Ordnung für Sie, wenn ich auch Deutsch
rede, Herr Dr. Buchholz?«, sagt die Frau. »Mein Mallorquí ist nicht ganz so
berauschend. Ich bin übrigens Silvia aus Köln.«
    »Selbstverständlich, Silvia.« Mein Freund lächelt
für meinen Geschmack etwas zu breit. »Ich bin Jochen.«
    Nachdem er sich auf seinem Zimmer frisch gemacht
hat, kommt er gut gelaunt die Treppe herunter. »Tolles Zimmer, tolle Aussicht,
und Silvia gefällt mir auch ziemlich gut.«
    »Hallo? Du hast einen Job zu erledigen, und das
hier ist ein Dorf. Das fällt alles auf mich zurück«, sage ich mit gespielter
Empörung. »Hier wird nicht herumgeflirtet. Die tote Oma wartet.«
    Wir schlendern die wie ausgestorben daliegende
Hauptstraße hinunter, bis wir ein kleines Restaurant entdecken, in das wir
spontan einkehren.
    Das Lokal besteht aus einem

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