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Papa ante Palma

Papa ante Palma

Titel: Papa ante Palma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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Sekunde zögern.
    Prompt meldet sich mein Stolz. Er sagt mir, ich solle den offiziellen Weg gehen. Auch wenn es Monate dauern würde und wir uns mit Decken behelfen müssten. Alles nur für diesen einen Augenblick, wenn Toni wieder mit seinem Laster angedengelt käme und ich ihm die unterschriebenen Papiere aus Inca mit noch feuchter Unterschrift unter die Nase halten könnte. Aber mein Stolz ist eben auch temperaturabhängig und verabschiedet sich bei morgendlichen dreizehn Grad in der Küche.
    »Bis wann kann ich denn dann welche haben?«
    »Uff. Das kann dauern, da sie vorher noch eine Inspektion machen.«
    »So lange kann ich nicht warten. Hier sterben Tiere, und die Temperatur in der Küche nähert sich allmählich dem Gefrierpunkt. Por favor .« Ein Blick zu den Kindern, dann ein Nicken. Aha, wieder mal der Kinderbonus. Soll mir recht sein, solange wir die Bude warm kriegen. Der Gasmann steigt aus und wuchtet in einer einzigen Bewegung zwei Flaschen direkt von der Ladefläche vor unsere Haustür.
    »Veinti-cuatro . Das macht vierundzwanzig Euro.«
    Ich zahle. » Gracias , Toni.«
    Er zieht den Rotz in der Nase hoch. In der hiesigen Dorfsprache bedeutet das offensichtlich: Danke schön, ist angenommen. Dann setzt er sich wieder in sein Fahrerhäuschen und tuckert weiter.
    »Kommt, Kinder, Papa bringt schnell die Flaschen rein, und heute Nachmittag, wenn ihr aus dem Hort kommt, machen wir es uns schön kuschelig warm. Mann, sind die Dinger schwer.«
    Da tönt von irgendwoher ein Pfeifen. Lieblich und tonal absolut vollkommen.
    »Tea for two and two for tea.«
    Die Melodie kenne ich doch? Ach ja, Wolfgang. Toll, jetzt hat der deutsche Auswanderer auch noch sein eigenes Soundlogo. Er braucht es nur zu pfeifen, und jeder weiß, dass er es ist. Wofür manche Firmen Unsummen in den Sand setzen, das hat Wolfgang einfach so geschafft. Ganz ohne Pitches, Glaspaläste und Designerbrillen. Na bravo!
    »Na ihr? Wird’s da enem etwa schon zu frosta?« Wolfgang wirft einen hämischen Seitenblick auf die klobigen Gaskartuschen.
    »Hallo, Wolfgang«, sage ich. »Nun ja, so langsam wird’s im Haus leicht ungemütlich. Feucht und kühl.«
    »Papperlapapp! Dit ist doch noch jar nüscht. Der Winter hat ja noch nichma anjefangen. Da haste tropische fünfundneunzich Prozent Luftfeuchtischkeit im Wohnzimmer, weil de Wände det Wasser außem Boden ziehen wie ’n Stück Würfelzucker ’n Kaffe. Und wennde dich ins Bett haust, denkste dir, die Bettwäsche is och nass. Allet klamm. Ja, und dann kriegste Schimmel. Damit dit nich passiert, musste heizen. Vollet Rohr. Aber wenn ick mir eure Bude und die Türen so ankieke, dann seh ick schwarz, wah. Allet uraltlavendel, mit riesen Spalten drinne. Da kannste den Ofen jenauso jut gleich nach draußen stelln. Da ham die freilaufenden Köter, die hier überall hinkacken, vielleicht och noch wat von. Aber weeste, selbst die neuen Buden, die die Mallorquiner bauen, sind feucht wie ’n Fraunschlüpper. Die baun dit irgendwie frei Schnauze. Wenn et jut läuft – jut, und wenn et schief wird, nennense es einfach rustico .«
    »Ja, und was kann man da machen? Wie hast du das Problem denn gelöst?«, frage ich.
    »Na, ick hab ’ne Fußbodenheizung reinjelecht. Vorjefräste Trockenestrichplatten uff de modulären Polyethylenrohre – fertig ist die Laube. Konstante Raumtemperatur im Winter sind bei mir zweeundzwanzich Grad, bei ’ner relativen Luftfeuchtischkeit von zwoundseschzich Prozent. So werd ick älter als der olle Heesters. Ick! Harhar …«
    »Gratuliere, da hast du ja wohl alles richtig gemacht. Wenn du uns jetzt bitte entschuldigst, wir, ähem, haben es eilig. Wir müssen los zum Hort«, falle ich Wolfgang ins Wort. Das Letzte, worauf ich jetzt Lust habe, sind Erfolgsgeschichten über Heizsysteme, von denen ich keinen blassen Schimmer habe.
    »Ja, juti. Man sieht sisch. Fängt ja och wieder zu schütten an.«»Tea for two and two for tea.«
    Schnell streife ich mir und den Kindern die Regencapes über und greife zum Schirmständer. Außer Lunas rosafarbenen Minischirm mit dem seiltanzenden Elefanten sind sie jedoch alle weg. »Mist, wo sind denn jetzt schon wieder die großen schwarzen Schirme? Wir hatten doch zwei davon.« Dann fällt mir ein, dass ich unlängst einen in Palma im Bus vergessen habe und Sophie bei dem anderen durch endloses Aufspannen und Zuklappen die Schirmspeichen zerdeppert hat. »Sei’s drum.« Ich nehme den Kinderschirm und schließe die Tür.
    Auf dem Weg

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