Papa To Go
diesen und jenen Impuls - zum Beispiel bezüglich der Entscheidung PDA (Periduralanästhesie - eine Form der Lokalanästhesie, die oft bei natürlichen Geburten zur Schmerzlinderung in den Rücken gespritzt wird) ja oder nein - und genossen es, dass der Großteil der zu lernenden Übungen ein beherztes Zupacken der Männer voraussetzte.
Es gibt wöchentliche Kurse oder Wochenendseminare. Angeboten werden diese von Krankenhäusern, Geburtshäusern und freiberuflichen Hebammen. Das geht in großen und in kleinen Gruppen, bei Hebammen sogar in privaten Einzelstunden.
Vorteile der wöchentlichen Gruppentreffs sind sicherlich das langsame und stetige Kennenlernen der übrigen Teilnehmer und ein mögliches Anfreunden durch die gemeinsame Vorbereitung auf dieses unglaubliche Abenteuer, der ständige Austausch mit »Leidensgenossen«, sofern man denn über Beschwerden klagt, und das sukzessive und dosierte Aneignen des Grundwissens. Nachteil: Es verschlingt lästig viel Zeit.
Das Wochenendseminar hingegen ist der Crashkurs. Samstag und Sonntag jeweils etwa sieben Stunden abreißen, mit einer Stunde Pause dazwischen, und ihr seid an Land. Vorteil: Kurz und knackig. Nachteil: Viele Themen gehen in der Kürze der Zeit nicht in die Tiefe. Der Austausch mit anderen ist eher gering.
Und noch das »Letzte Tankstelle vor der Autobahn«-Prinzip: Seid ihr spät dran mit dem Kurs, und die Entbindung liegt in der Luft - dumm gelaufen. Dann gibt es kein Zurück mehr. Mit gehangen,
mit gefangen. Denn: Es kommt dabei natürlich immer auch auf individuelle Faktoren wie das didaktische Talent der Kursleiterin, die persönliche Verfassung und den nervtötenden Stimmungskanonenanteil der Gruppe an. Sollten diese alle mehr schlecht als recht sein: Augen zu und durch!
Wir haben einen Wochenend-Crashkurs in einem Geburtshaus besucht. Meine Frau war in der 31. Woche, alle anderen Frauen in der 35. Woche, eine sogar in der 37. SSW, will heißen, zu diesem Kurs gehen die meisten Paare kurz vor knapp. Versuch macht klug: Die Gruppe war klasse! Wir sind heute noch mit einigen in Kontakt. Kosten: Für die Schwangere zahlt die Krankenkasse. Papa in Entstehung zahlt selbst.
Heimlich trainieren und dann düpieren!
Ach, wie schön ist es doch, die Liebste zu überraschen. Vorzugsweise, indem du mit Wissen und Geschick glänzt, das deine Partnerin völlig verblüfft. Der Plan: Trainiere heimlich vor der Geburt richtig Wickeln, Waschen und das Halten eines Säuglings. Am besten mit dem Baby einer Freundin. Hol dir geheime, kostbare Spitzeninformationen und Insidertipps von einer erfahrenen Mutter, die deine bessere Hälfte vor Begeisterung nach Atem ringen lassen, und lass dich einweihen in die ausgefeilte Technik des sehr komplexen Tragetuchanlegens. Hast du das alles auf dem Kasten plus der Lektüre von Papa to Go, dann bist du einfach der Supercrack, der Vorzeigepapa. Du hast das Rüstzeug, in jeder anfangs auf dich zukommenden Situation angemessen, gelassen und richtig zu reagieren. Sogar auf die Mutter,
wenn sie denn kopflos agiert, kannst du durch dein Wissen positiv einwirken.
Auch eine familienpolitische Nachhilfestunde ist dankbar. Dafür bietet sich ein gutes und intensives Gespräch mit einem jungen Elternpaar an, mit dem du befreundet bist und deren Philosophie und Weltanschauung deinen nahe sind. Frag den Vater nach seinen bis dahin gesammelten Erfahrungen, lass dir von der jungen Mutter ihre Erwartungshaltung schildern, die sie vor, während und nach der Geburt an ihren Mann hatte. Was war da wichtig für sie? An den Vater: Wie hat er sich nach der Entbindung positioniert? Eher als Zuschauer des Mama-Baby-Verhältnisses oder als reiner Dienstleister? Hat er sich ebenfalls Zeit mit dem kleinen Wesen erbeten, um bewusst die innige Zweisamkeit von Mutter und Kind zu durchbrechen?
Recherchiere Informationen, die nicht einfach so auf der Straße liegen oder die irgendjemand in seinem Blog im Netz verfasst hat. Wichtig ist es, diese Abläufe von anderen einfach mal erzählt zu bekommen. Mehr nicht. Winke gleich ab, wenn jemand für sich in Anspruch nimmt, der Maßstab zu sein (Das tue ich ja bereits), und tolle ungebetene Ratschläge verteilt - du wirst und ihr werdet zusammen euren eigenen Weg gehen. Jetzt kommt er wieder, der leicht überstrapazierte Satz: Jedes Baby ist anders!
Und seine Eltern eben auch.
Wie ihr bald den Umgang mit eurem Säugling und den neuen Alltag zu Hause handhabt, steht nämlich auf einem anderen Blatt. Und das
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