Papa
du, dass Zellinger hier herumschleicht? Und Gröne wartet nur darauf, dass du ihn provozierst. Geh nach Hause, wir haben hier alles im Griff.«
»N’abend, Georg. Hör zu«, Robert hob das Flatterband ein Stück an und duckte sich darunter hinweg. »Ich weiß, wer dort oben ist. Deshalb muss ich da hoch.«
Der zweite Beamte, er kam Robert nicht bekannt vor, gesellte sich zu ihnen und stellte sich demonstrativ vor ihn. Georg seufzte. »Ich kann dich nicht durchlassen. Mensch, Rob, tu dir das doch nicht an.«
»Du musst mich nicht durchlassen. Ich bin schon zufrieden, wenn du mich vorbeilässt.« Robert machte einen Schritt auf den Eingang zu, doch der zweite Beamte sah nicht so aus, als hätte er ein Problem damit, Robert zur Not die Beine zu brechen.
»Wirklich nicht«, Georg legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Geh nach Hause.«
»Mir reicht’s jetzt.« Robert schob Georg beiseite. »Sag Zellinger, ich hätte euch beide niedergeschlagen.«
»Hier kommt niemand durch, verstanden?« Der zweite Beamte reagierte blitzschnell und packte sein Handgelenk. Robert tauchte unter ihm hindurch, fasste den Arm und drehte ihn auf den Rücken.
»Georg, dein Partner ist nicht der Schnellste, was?« Er schob den Unterarm in Richtung Schulterblatt. »Ich gehe jetzt da hoch, und ihr haltet mich nicht auf, verstanden?« Der Beamte keuchte, machte aber sonst keinen Mucks.
»Verdammt, bleib hier«, schrie Georg hinter ihm her, doch in drei langen Sätzen war Robert bereits an der Tür, zog sie auf und schlüpfte ins Gebäude.
Direkt in die Arme von Martin Gröne, der offenbar seinen Augen nicht traute. »Sachte, sachte.« Er hob abwehrend die Hände. »Wer hat sich denn hier verlaufen?«
»Bringst du mich zu ihm, oder muss ich mir den Weg allein suchen?« Robert hatte nicht die Absicht, zu bitten. Hinter ihm trat Gäter ins Gebäude.
»Guten Abend«, sagte sie, als hätten sie sich zu einem Kaffeekränzchen getroffen. »Mein Name ist Emily Gäter, ich wurde als Ärztin hierher bestellt. Herr Bendlin war so freundlich, mich zu begleiten.«
Martin Gröne schüttelte den Kopf. »Herr Bendlin wird hier unten warten müssen. Sie, Frau Gäter …«
»Doktor!«, verbesserte Robert ihn. Gröne schaute kurz irritiert und lächelte entschuldigend.
»Entschuldigung. Sie, Frau
Doktor
Gäter, wird ein Kollege nach oben bringen.«
Robert plusterte sich auf, versuchte, so bedrohlich wie möglich zu wirken. »Sag mal, woher wisst ihr eigentlich, dass Maik dort oben ist? Er dürfte gehäutet worden sein?«
»Es tut mir leid, Robert, aber ich darf dir zu einer laufenden Ermittlung nichts sagen.«
»Nun, die Sache interessiert mich aber auch«, mischte sich Gäter ein und stellte sich neben Robert. »Woher wissen Sie es?«
Gröne schaute unschlüssig von einem zum anderen.
»Wollen wir unsere Zeit mit Revierkämpfen vergeuden, oder wollen wir ein Kind retten?« Bis jetzt hatte in Robert die Trauer um seinen Kollegen die Oberhand, doch bei Grönes Anblick kam die Wut wieder hoch. Der Kerl war unfähig. Warum sah das niemand außer ihm?
Martin Gröne nickte in Richtung Treppe. »Also schön, gehen wir hoch. Aber du bleibst bei mir und du fasst nichts an. Hast du das kapiert?«
Robert schwieg. Er hatte kein Interesse an Machtkämpfen. Sie machten sich an den Aufstieg über die Treppe, deren Wände mit jedem Stockwerk unfertiger wirkten und schließlich ganz verschwanden.
»Also, warum sind Sie so sicher, dass Maik Wegener das Opfer ist?«, fragte Gäter keuchend. Offenbar war sie ebenso sportlich wie Robert, der jede Stufe in den Lungen spürte.
»Nun«, Martin Gröne hingegen war in Topform. »Die Leiche trägt eine Armbanduhr mit Maiks Initialen. Darüber hinaus hat sie ein Tattoo, das einer meiner Kollegen erkannt hat. Zugegeben, das ist noch keine hundertprozentige Identifizierung, aber dafür sind Sie ja da, Frau Doktor Gäter.«
Oben angekommen, brauchte Robert ein paar Sekunden zum Luftholen. Gäter machte sich direkt an die Arbeit, während Martin Gröne geduldig wartete.
»Habt ihr inzwischen einen Anhaltspunkt, was Lilly Wegeners Aufenthaltsort angeht?«, fragte Robert, als ihm keine Sternchen mehr vor den Augen herumflimmerten.
»Wie gesagt«, antwortete Gröne gelangweilt, »ich darf dir über laufende Ermittlungen keine Auskünfte geben.«
»Ja, das dachte ich mir. Die kleine Lilly hat keinen Tag mehr zu leben, und ihr stochert weiter im Dunkeln.«
»Du solltest deinen Aufenthalt hier so kurz wie möglich halten.
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