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Papa

Papa

Titel: Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven I. Hüsken
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Lächeln. »Entschuldigen Sie. Aber die Vorkommnisse zerren an meinen Nerven. Ich bin erschöpft. Wenn das alles war, würde ich mich gerne ein wenig ausruhen. Ich habe gleich noch einen Pressetermin.«
    Robert dachte nicht daran, sie ziehen zu lassen. »Frau Kramme, ich bin mir nicht sicher, ob Ihnen klar ist, in welcher Lage Sie sich befinden? Es gibt eine bestialisch zugerichtete Leiche, und Thomas Ried ist unser Hauptverdächtiger. Wenn herauskommt, dass er aus Ihrer Klinik fliehen konnte, wenn herauskommt, dass er Hilfe hatte, werden Sie sich verantworten müssen. Noch hat Sie niemand angeklagt, aber das wird kommen. Ich empfehle Ihnen dringend, sich einen verdammt guten Anwalt zu besorgen.«
    Für einen Moment wich jegliche Regung aus ihrem Gesicht, zusammen mit dem Blut. »Das ist … mein Gott … aber, nein! Nein, nicht Tom. Dafür kann er nicht verantwortlich sein.«
    »Wieso nicht? Wissen Sie, wo er sich aufhält?«
    »Wo er sich … nein, natürlich nicht. Ich meine nur, dass seine Therapie gut angeschlagen hat. Sogar so gut, dass ich sein Sicherheitslevel herunter…«
    Auf Roberts Stirn erschienen tiefe Furchen. »Heruntergesetzt habe? Hm, vielleicht war das keine so gute Idee. Das heißt also, er durfte was? Sich frei bewegen?«
    Claudia Kramme sank in ihrem Stuhl zu einem kleinen Häufchen zusammen. »Wir haben hier keine Gefangenen. Wer heruntergestuft wird, hat hier und da kleinere Freiheiten. Er darf Besuch empfangen, in den Garten gehen. Solche Dinge. Aber Tom hat seine Taten bereut. Er würde nicht fliehen, um …«
    Robert glaubte nicht, was er da hörte. Glaubte sie tatsächlich an diesen Mist? Ein Psychopath, der sich entschuldigt und von da an friedlich unter Menschen lebt? Was für eine gequirlte Scheiße. »Ried hat gerade erst angefangen«, sagte er ruhig mit sonorer Stimme. »Er wird weiter morden. Und seine Opfer werden leiden. Über Tage. Wir müssen wissen, wie er vorgehen wird. Wir müssen wissen, wie er tickt, was er denkt.«
    Robert hielt es nicht mehr auf seinem Hocker. Er sprang auf und beugte sich zu ihr. »Wie kann es sein, dass er einfach verschwindet, ohne eine Spur zu hinterlassen? Warum ist dem Pförtner nichts aufgefallen? Warum nichts den Pflegern? Frau Kramme, wir werden uns alle Überwachungsvideos genauestens anschauen. Warum zum Teufel haben Sie so lange gewartet, bis Sie der Polizei Bescheid gegeben haben?«
    Die Anstaltsleiterin stand ebenfalls auf. Ihr Gesicht war kantig, so sehr biss sie die Zähne aufeinander. Ihr Oberkörper vibrierte. Sie öffnete den Mund, atmete tief ein und sprach langsam. »Die Gründe für meine verzögerte Nachricht an die Polizei habe ich bereits dargelegt. Das können Sie gerne nachlesen. Für den Fall, dass Ihnen das zu viel Arbeit ist, bin ich gerne bereit, es für Sie zu wiederholen. Wenn ich jedes Mal, wenn einer der Patienten nicht rechtzeitig im Zimmer ist, die Polizei alarmieren würde, könnte sie gleich bei uns im Garten campieren.
    Wer Sicherheitseinrichtungen wie die unseren hat, der muss sich auch darauf verlassen, sonst bräuchte er sie nicht. Es kommt äußerst selten vor, dass ein Patient die Möglichkeit hat, zu entkommen. Daher sind mein Team und ich nicht von einer Gefahr für die Bevölkerung ausgegangen.«
    Robert schnaufte. »Natürlich nicht. Aber Sie und Ihr
Team
haben sich offensichtlich geirrt. Ihretwegen läuft ein Serienmörder frei herum. Und ich sage Ihnen was: Sollte der kleinen Lilly Wegener, dem vierzehnjährigen Mädchen, das in seiner Gewalt ist, etwas zustoßen, werde ich Ihren Arsch dafür verantwortlich machen, das verspreche ich Ihnen.«
    »Hinterher, Herr Kommissar, ist man immer schlauer. Ich tue mein Möglichstes, Ihnen zu helfen. Bis jetzt weiß ich nicht, was passiert ist. Aber ich werde mir weiterhin Gedanken machen und Ihnen Bescheid geben, wenn ich eine Idee habe. Und jetzt nehmen Sie mich fest, oder verlassen Sie das Büro. Ich bin wirklich erschöpft, und der Tag ist noch lang. Und falls es Sie beruhigt«, sie blitzte ihm verachtend in die Augen, »noch heute habe ich eine Sitzung mit einigen Sicherheitsexperten, damit so etwas nicht noch einmal passiert.«
    Robert spürte seinen Puls in den Schläfen. »Wissen Sie was? Ich hätte wirklich Lust, Ihnen ein paar Ohrfeigen zu versetzen. Sollten wir Ried zu fassen kriegen, könnte ich dafür sorgen, dass Sie zwei zusammen ein paar intime Stunden in einem Zimmer verbringen können. Vielleicht erkennen Sie, was für eine Scheiße Sie verzapft

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