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Papa

Papa

Titel: Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven I. Hüsken
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reichte sie ihm. »Sein Name ist Sebastian Graf. Wenn Sie einen Experten suchen, sollten Sie sich an ihn wenden. Und wenn Sie einen Künstler suchen, wird er Ihnen auch weiterhelfen können.«
    Schon wieder dieser Graf. Vielleicht wurde es wirklich Zeit, ihm einen Besuch abzustatten. Es mochte sogar gut sein, dass ihm Sebastian Graf einen tieferen Einblick in das Klinikleben als die Kramme geben konnte. »Er kennt also alle Künstler der Stadt?«
    »Na ja, die Kunstszene ist klein. Jeder Maler, der etwas auf sich hält, versucht, sich in Sebastians Licht zu suhlen, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Er ist eine Ikone?«
    »Oh ja, das ist er. Wenn Sie wollen, sage ich ihm, dass Sie sich mit ihm in Verbindung setzen. Ich bin quasi auf dem Weg zu ihm.«
    »Ach wirklich. Was haben Sie mit ihm zu schaffen?«
    »Herr Polizist«, Öhl schnalzte mit der Zunge, »ich bin, trotz Nachrichtensperre, immer noch Journalist. Ich interessiere mich für ihn genauso wie Sie.«
    Robert biss sich auf die Zunge. Es war immer eine schlechte Idee, mit einem Journalisten zu sprechen. »Nein, sagen Sie ihm nichts. Ich will ihn überraschen.«
    Öhl nickte. »Ganz wie Sie wollen. Aber jetzt muss ich los. Heute habe ich leider nichts gefunden«, sagte er zum Ladenbesitzer und verließ, ohne sich noch einmal umzuschauen, das Geschäft.
    Robert war hier ebenfalls fertig. Er zog seinen Notizblock heraus und legte die Karte von Sebastian Graf hinein. Wieder ging ein Tag zu Ende, ohne dass es eine Spur von Lilly gab. Zellinger hatte versprochen anzurufen, wenn sich in dieser Richtung etwas tun sollte, doch nach einem kurzen Check seines Handys war klar, dass sich nichts Neues ergeben hatte.
    Und offenbar blieb auch Thomas Ried vom Erdboden verschluckt. Es war erschreckend, dass zwei Personen so einfach verschwinden konnten.
    Bei diesen Gedanken wurden Roberts Hände schwitzig. Alles lag an ihm. Er brauchte eine verdammte Spur. Etwas, woran er sich hängen konnte, und im Augenblick stand er, wie so häufig, vor einer Wand. Würde ihm nicht bald etwas einfallen, hatte das junge Mädchen keine Überlebenschance.
    Bei Entführungen zählte jede Stunde. Das war ihm klar. Und gab es nicht unmittelbar eine Lösegeldforderung, hatte der Täter in der Regel nicht die Absicht, das Opfer am Leben zu lassen.
    Bedachte man außerdem die Tatsache, dass ein perverser Kerl wie Ried die Hände im Spiel hatte, so konnte man am Ende nur sagen, dass dies ein Scheißtag war.
    Und als Roberts Handy klingelte und er abnahm, war klar, dass dieser Tag noch beschissener enden würde.

[home]
    Kapitel 20
    L illians Augen funkelten vor Wut.
    Draußen war es bereits dunkel, und sie erinnerte sich nicht daran, wie der Tag so schnell an ihr vorbeiziehen konnte. Hatte sie etwas gegessen? Getrunken? Zumindest knurrte ihr Magen nicht.
    Obwohl sie nach dem Bad ins Bett gegangen war, fühlte sie sich noch immer schläfrig. Sie stand in ihrem Zimmer, den Blick auf das Fenster gerichtet, das durch die Schwärze des Abends wie ein Spiegel wirkte.
    Hinter ihr saß Tommi auf der Kommode. Die Schminkutensilien hatte er beiseitegeschoben und benutzte ihre Bluse als Sitzkissen. Sie spürte seine Blicke im Nacken.
    In den kurzen Momenten, in denen sie wach war, hatte er sich bemüht, väterlich zu sein. Er hatte sie in den Schlaf gestreichelt, ihr Medikamente gegen die Kopfschmerzen gebracht und Kleidung für sie herausgelegt. Doch durch Kleinigkeiten zeigte er ihr, dass sie unbequem für ihn war. Wie ein liebgewonnener Turnschuh, in den sich eine Stecknadel verirrt hatte.
    Die Bluse, auf der er saß, war ein Beispiel. Man setzte sich doch nicht auf die frischen Kleidungsstücke eines anderen. Das war es aber nicht, was Lillian so in Rage brachte.
    Sie verengte die Augen und versuchte, vor dem Fenster Konturen auszumachen, gab es aber schließlich auf. Mehr als den Waldrand hätte sie eh nicht sehen können. Doch genau um ihn ging es.
    Sie stemmte ihre Hände in die Hüften und drehte sich zu ihm. »Zweimal schon habe ich dich gesehen. Was
ist
in dem Wald? Was suchst du da ständig?«
    Tommi starrte auf seine baumelnden Füße und antwortete nicht.
    »Wem bringst du was zu essen? Hast du da ein Tier versteckt?«
    Wie er so dasaß, wirkte er nicht mehr übergroß und viel weniger kräftig. Er sah aus wie ein Kind, das man beim Stibitzen von Süßigkeiten erwischt hatte.
    Sie ging auf ihn zu und blieb eine halbe Armlänge vor ihm stehen. »Du redest kaum mit mir. Was hast du vor? Was machst

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