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Papa

Papa

Titel: Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven I. Hüsken
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dafür. Sie unterschlägt Beweise, greift einen Polizisten an; sie wird gefilmt, während sie eines der Opfer aus dem Auto lädt. Wer hätte Maik überwältigen können, wenn nicht jemand, dem er vertraute? Sie war dabei, als Lilly verschwand, und die Zeugen haben alle übereinstimmend ausgesagt, dass Lilly ihrer Mutter ins Parkhaus gefolgt wäre. Sie hatte die Zeit, und sie hatte die Möglichkeit.«
    »Und warum sollte sie ihre eigene Tochter verschleppen?«
    »Ich weiß es doch auch nicht. Ich sage nur, dass ihr Verhalten verdammt merkwürdig ist.«
    »Warum sind Sie hier? Wie soll ich Ihnen helfen?«
    Robert stand auf und ging in dem kleinen Büro auf und ab. »Egal, ob die kleine Lilly von Michelle oder von Tom verschleppt wurde: Sie ist in Gefahr. Die Zeichen auf der Schmetterlingsleiche waren eindeutig. Wir müssen sie finden. Dafür brauche ich jemanden, der Kontakt zur Polizei hat, sich aber nicht an ihre Regeln halten muss.«
    Gäter schnaufte. »Na, ganz so einfach ist das ja nun nicht.«
    »Wenn
wir
sie nicht retten, wird es niemand tun.«
    »Davon sind Sie überzeugt.« Es war nicht als Frage formuliert. Sie schaltete den Monitor ab und setzte sich auf das Sofa. »Meine Rolle in diesem Spiel ist mir nicht klar.«
    Robert setzte sich zu ihr. »Wir werden nicht an der Polizei vorbei arbeiten. Vielleicht hat dieser Martin Gröne ja mehr Glück als Verstand. Für den Fall aber, dass er bei der Ermittlung nicht weiterkommt, will ich mir keine Vorwürfe machen. Zugegeben, ich hätte mich bei der Anstaltsleiterin zurückhalten sollen, und vielleicht hätte ich das Polaroid von Michelle direkt Zellinger melden sollen, aber nun ist es zu spät.
    Ich möchte alles in meiner Macht Stehende tun, um das Mädchen zu finden.« Das war nicht die ganze Wahrheit. Robert würde noch weiter gehen. Es war ihm egal, ob er gegen das Protokoll verstoßen würde. Mit jedem Tag wurde es unwahrscheinlicher, dass er je in den aktiven Dienst zurückkehren würde. Das war sein Trumpf. Er musste sich an keine Regeln mehr halten. »Fürs Erste wären ein paar Informationen nicht schlecht. Zellinger kann ich nicht fragen, und Gröne würde mich sofort der Dienstaufsicht melden.«
    »Was wollen Sie wissen?«
    »Inzwischen sollten die ersten Ergebnisse der Tatorte eingetroffen sein. Was hat man in Maiks Wohnung gefunden? Was am Fundort der zweiten Leiche, der Chinesin, die nicht Ya-Long P’an ist?«
    Gäter seufzte und ging zurück zu ihrem PC. Wieder schaltete sie den Monitor ein und minimierte das laufende Programm. Ein paar Klicks später starrte sie auf jede Menge Text. Ihre Augen wanderten nach rechts, sprangen zurück, wanderten erneut nach rechts, und es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie schließlich nickte. »Die ersten Berichte sind tatsächlich schon da. Allerdings ist alles sehr vage. In Maiks Wohnung wurden verschiedene DNA-Spuren gefunden. Seine eigenen, die von Michelle und mindestens zwei weitere, die wir nicht zuordnen können.
    Das Blut auf dem Boden kommt allem Anschein nach von einem Sturz. Es ist auf jeden Fall sein Blut, und er ist mit dem Kopf ziemlich hart aufgeschlagen. Der Blutanalyse nach hat er zu diesem Zeitpunkt gelebt.
    Die Nachbarn haben offenbar nichts beobachtet. Niemand hat gesehen, wie jemand hinein- oder herausgegangen ist.
    Beim Fundort der Chinesin kam es wohl zu einem Zwischenfall mit einem Damian Öhl von der Presse. Er hatte Fotos gemacht, bevor die Polizei alles abriegeln konnte. Kriminalhauptkommissar Gröne wollte ihm die Kamera abnehmen, um die Bilder zu löschen. Es gab einen mittleren Presseaufstand. Am Tatort gab es keine Spuren und auch keine Zeugen.« Sie klickte auf ein paar Buttons, und mehrere Fenster öffneten sich. »Ah,« machte sie überrascht. »Inzwischen sind auch die von mir angeforderten Ergebnisse da. Unsere Chinesin heißt Rain Chong. Sie ist vor neun Jahren aus England eingewandert, hat die deutsche Staatsangehörigkeit. Vor einem halben Jahr wurde sie auffällig, als man sie wegen Drogenbesitzes zu einer Bewährungsstrafe verurteilt hat. Damals hatte sie auch eine nicht registrierte Waffe bei sich, die sie angeblich gefunden hatte.«
    Robert strich sich über das Kinn. »Also ist sie keine Heilige. Eventuell kommt sie sogar aus Ya-Long P’ans Umfeld?«
    Gäter drehte sich vom PC weg und blickte ihn offen an. »Das bringt uns aber auch nicht weiter. Wir können nur auf die nächste Leiche warten. So wie ich es immer mache«, fügte sie hinzu und lächelte.
    Robert

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