Paperboy
anfangen?« fragte ich.
Sie beugte sich zu mir und schaute mich einen Augenblick an, das Licht fiel auf ihre Haare und das Gesicht. »Was glaubst du denn? Meinst du, zwischen mir und Yardley läuft noch was?« fragte sie.
Ich gab keine Antwort, und kurz darauf tätschelte sie mein Bein, drehte sich um und öffnete die Tür.
»Was du alles nicht weißt! Dabei bist du doch so ein smarter Junge«, sagte sie, schloss die Tür und war fort.
ICH TRAF YARDLEY ACHEMAN und den Redakteur aus Miami am nächsten Morgen in dem kleinen Büro über dem Moat-Café, wie sie an Wards Schreibtisch saßen. Überall waren Notizen und Akten verstreut. In der Mitte des Tischs stand eine Schreibmaschine mit einem eingespannten Blatt Papier.
Der Redakteur hatte die Ärmel fast bis zu den Ellbogen aufgekrempelt, der Schlips hing ihm locker um den Hals. Yardley trug ebenfalls einen Schlips. Bierflaschen waren nirgendwo zu sehen.
Ich trat ein ohne anzuklopfen, und Yardleys Miene nach zu urteilen, war ich ihm nicht willkommen. Der Mann aus Miami hatte keine Ahnung, wer ich war. Er hatte für Gesichter kein sonderlich gutes Gedächtnis.
Yardley schaute mich an, dann wanderte sein Blick wieder zur Schreibmaschine. »Wie geht’s ihm?« fragte er, tippte ein oder zwei Minuten lang und hielt dann inne, als würde er alles mitschreiben wollen und warte nun auf meine Antwort.
»Er hat versucht, hier anzurufen«, sagte ich und sah, dass bei beiden Telefonen die Hörer ausgehängt waren.
»Richte ihm aus, dass alles in Ordnung ist«, sagte Yardley Acheman. »Er braucht sich keine Sorgen zu machen.«
»Er würde gern die Story sehen«, sagte ich.
Yardley tippte weiter. »Weißt du, Jack, lass mich erst mal diese verdammte Story schreiben. Dann können wir sie auch alle lesen.«
»Er will sie nicht erst in der Zeitung lesen«, sagte ich. »Er will sie lesen, ehe sie in Druck geht.«
Der Mann aus Miami schien sich jetzt zusammengereimt zu haben, wer ich war. »Wir haben da ein ziemliches Zeitproblem«, sagte er. »Wir wollen diese Geschichte nämlich für Sonntag fertig machen.«
Ich rührte mich nicht, und Yardley tippte weiter. »Diese Notizen sind gründlicher und besser geordnet, als ich es je erlebt habe«, sagte der Mann. »Ohne sie würden wir es nie schaffen.« Offenbar nahm er an, dass ich dies meinem Bruder ausrichten würde.
»Warum muss der Artikel in dieser Sonntagsausgabe erscheinen?« fragte ich.
Yardley Acheman warf dem Redakteur einen müden Blick zu, arbeitete aber weiter. Der Redakteur lächelte wieder. »Es kommt immer der Zeitpunkt«, sagte er und klang überaus geduldig, »an dem man die Sache zur Tür hinausstoßen muss. Sicher, man kann sich nur schwer davon trennen, aber man muss loslassen, sonst wird man nie damit fertig.«
Ich dachte an die Wochen, die Yardley Acheman in Lately verbracht und in denen er rein nichts getan hatte.
»Außerdem«, sagte der Redakteur, »sitzt da ein Mann in der Todeszelle. Ihm läuft die Zeit davon, und es ist weder für ihn noch für uns von Vorteil, wenn das Urteil vollstreckt wird, bevor wir diese Situation ändern konnten.«
Ich blieb einen Augenblick reglos stehen und wollte über etwas diskutieren, von dem ich nichts verstand. »Ward sollte sich das hier vorher anschauen können«, sagte ich schließlich. »Es ist seine Geschichte.«
»John«, sagte Yardley Acheman zum Redakteur, »ich brauche meine Ruhe.« Er war der einzige Journalist, den ich jemals kennenlernte, der nicht schreiben konnte, wenn es um ihn herum nicht still war. Der Redakteur kam also auf mich zu, legte mir die Hand auf den Rücken, lächelte und schob mich zur Tür.
»Wenn irgendein Problem auftaucht, bei dem wir seine Hilfe brauchen, rufen wir im Krankenhaus an«, sagte er. »Und sobald wir hier fertig sind, schicken wir ihm einen Durchschlag.«
Wir waren an der Tür. Er blieb stehen und wartete darauf, dass ich mich verabschiedete.
»Es ist seine Story«, sagte ich noch einmal. »Er will sie lesen, bevor sie in der Zeitung steht.«
»Er kann sie lesen«, sagte der Redakteur und legte mir wieder seine Hand auf den Rücken.
»Vorher«, sagte ich. »Er kann sie vorher lesen.«
Yardley blickte von der Schreibmaschine auf und wartete ungeduldig darauf, dass ich ging. Der Redakteur lächelte nur. »Bei der erstbesten Gelegenheit«, sagte er. »Wir schicken sie ihm direkt ins Krankenhaus.«
Ich trat auf den Flur, war mir aber nicht sicher, was mir der Redakteur da versprach. »Bevor sie in Druck geht«,
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