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Paperboy

Paperboy

Titel: Paperboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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Weile so nah wie nie.
    VOR DEM NÄCHSTEN MORGEN erzählte ich Ward nichts davon, dass Yardley Acheman allein mit der Story weitermachte. Ehe ich hereinkam, hatte Ward bereits geduscht, er konnte sich aber wegen der Nähte das Blut nicht aus den Haaren waschen.
    Dennoch sah er besser aus, und trotz des halb unter Bandagen versteckten Gesichtes schien er mehr er selbst zu sein. Zum einen war die Schwellung abgeklungen, zum anderen konnte ich mehr von seinem gesunden Auge sehen. Die Traurigkeit, über die wir gesprochen hatten, würde ihn nicht noch mal zum Weinen bringen, auch wenn das Gefühl, wie ich aus Erfahrung weiß, nicht mehr verschwindet, wenn man ihm einmal nachgegeben hat. Immerhin hatte er einmal geweint, mehr gestand er sich nicht zu, fürchte ich.
    »Yardley Acheman macht allein weiter«, sagte ich.
    Ward trank die Cola in kleinen Schlucken mit einem Strohhalm. Er stellte die Flasche auf die Tischplatte, die über sein Bett ragte, und ließ den Kopf auf das Kissen sinken.
    »Der Sonntagsredakteur ist bei ihm, und sie schreiben die Story zusammen«, sagte ich. Mein Bruder lag reglos da, dachte nach. Er sah nervös und angespannt aus.
    »Was soll’s?« sagte ich ein wenig später. »Es ist ja nur ein Artikel in der Zeitung.«
    Er schien mich nicht zu hören.
    »Sie wissen nicht, was im Hotel passiert ist«, sagte ich, weil ich mir dachte, dass seine Gedanken wahrscheinlich darum kreisten. »Sie wissen bloß, dass du im Krankenhaus liegst.« Ich schwieg, da ich nicht aussprechen, nicht laut sagen wollte, was sie nicht wussten.
    »Die Polizei behauptet, du wärst am Strand spazieren gegangen«, sagte ich. »Das hat sie jedenfalls in ihrem Bericht geschrieben.«
    Mein Bruder blinzelte, er verstand die Gründe.
    »Sag ihnen, sie sollen sie herschicken, damit ich sie mir anschauen kann«, sagte er und meinte die Story.
    »Ich richte es ihnen aus.«
    Er nickte. »Es wäre gut, wenn ich sie sehen könnte«, sagte er. Und dann schloss er die Augen und wollte schlafen.
    ICH WÄHLTE DIE NUMMER ein halbes Dutzend Mal, nie nahm jemand ab. Ich rief meinen Vater in Thorn an und erzählte ihm, dass Ward verletzt worden sei. »Er ist am Strand spazieren gegangen«, sagte ich.
    »Wie schlimm ist es?« fragte er.
    »Es geht, aber er braucht ein paar neue Zähne und muss sich das Gesicht operieren lassen.«
    Schweigen.
    »Haben sie Waffen benutzt?«
    »Ich glaube nicht«, sagte ich, »er wurde getreten.« Ich hielt inne und versuchte mir vorzustellen, wie es sich für ihn anhören musste. »Er wird schon wieder.«
    »Kann er sprechen?«
    »Wenig. Es fällt ihm nicht leicht. Sein Mund ist voller Nähte.«
    Es wurde wieder still in der Leitung. Ich stellte mir vor, wie er in seine Hemdtasche griff, nach einer der winzigen Pillen suchte, die er stets bei sich trug, und sie behutsam unter seine Zunge legte. »Er wird schon wieder«, sagte ich noch einmal.
    »Ich könnte heute Abend bei ihm sein«, sagte er.
    Ich erzählte ihm, dass er lieber ein, zwei Tage warten solle, bis Ward wieder nach Gesellschaft zumute war.
    Ich wusste, dass mein Bruder ihn jetzt nicht sehen wollte, aber ich wusste nicht, wie ich das meinem Vater beibringen konnte. Also sagte ich nur, dass es kein schlechter Gedanke wäre, wenn er warten würde, bis Ward sich wieder die Haare waschen konnte.
    Ich habe den größten Teil meines Lebens damit verbracht, vor meinem Vater die Wahrheit zu verbergen, und ich schätze, er hat den größten Teil seines Lebens mit derselben Absicht verbracht.
    AM NÄCHSTEN MORGEN machte sich mein Bruder große Sorgen um die Story, die Yardley Acheman in Lately schrieb. Ich hielt das für ein Anzeichen der Besserung und sagte ihm, dass Moat County überleben würde, was immer die
Miami Times
auch drucken sollte.
    Wir sprachen kein Wort über die andere Geschichte – jene, die der Polizist in seinem Bericht geschrieben hatte. Ich sagte ihm auch nichts davon, dass mich der Gedanke umtrieb, Yardley und Charlotte jemals wieder zusammen im selben Raum zu sehen. Einmal hatte sie für meinen Bruder gelogen, aber man konnte sich nicht darauf verlassen, dass sie Tag für Tag bei dieser Lüge blieb.
    An diesem und am nächsten Morgen brachte sie frische Blumen, aber als sich der Zustand meines Bruders besserte, verlor sie das Interesse. Und als mein Vater schließlich in Daytona Beach eintraf, dachte sie daran, nach Lately zurückzufahren.
    »Hier kann ich doch nichts mehr machen«, sagte sie.
    »Du wirst im Weg sein«, sagte ich.
    »Wenn

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