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Paperboy

Paperboy

Titel: Paperboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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sagte ich.
    »So bald wie nur menschenmöglich«, sagte er und schloss die Tür.
    IN DER NACHT FUHR ICH nach Daytona zurück. Es war spät und warm, und der Highway war leer, nur hin und wieder donnerte auf seinem Weg zu den Verarbeitungsanlagen im Norden ein Lastwagen mit Orangen an mir vorbei und brachte den Wagen ins Schwanken.
    Es war Blütezeit. Im grellen Scheinwerferlicht der Trucks und zwischen den auf der Windschutzscheibe klebenden Insekten ließ sich unmöglich etwas erkennen, sodass ich nur das Steuer gerade halten und darauf hoffen konnte, dass hinter dem Gleißen noch eine Straße lag.
    AM MORGEN KAM MEIN BRUDER wieder in den Operationssaal und blieb dort fast den ganzen Tag. Ich aß mit meinem Vater in der Cafeteria zu Mittag. Er sagte mehrmals, das Essen sei hier besser als in der Armee.
    »Gar nicht schlecht«, sagte er und musterte das Hühnerfleisch auf seiner Gabel. »Die Kleine, die für mich putzt und kocht«, er schüttelte den Kopf. »Wards Essen ist bestimmt besser als meins.« Allerdings nahm Ward sein Essen durch einen Strohhalm zu sich.
    Alle paar Minuten schaute mein Vater auf die Uhr. Die Ärzte hatten gesagt, sie wüssten erst, wie lange die Operation an Wards Stirnhöhlen dauern würde, wenn sie ihn aufgeschnitten und die inneren Verletzungen gesehen hatten.
    »Du solltest nach Hause fahren«, sagte ich.
    »Noch nicht.«
    Wir verließen die Cafeteria, gingen wieder in das Zimmer meines Bruders und warteten. Selbst bei geöffnetem Fenster roch die Luft abgestanden, und gegen drei Uhr nachmittags merkte ich, dass ich Probleme mit dem Atmen bekam. Ich schien die Luft nicht tief genug in meine Lungen einsaugen zu können.
    Mein Vater saß in einer Ecke und las eine der Zeitungen, die er für Ward gekauft hatte. Seit dem Mittag hatten wir kaum ein paar Sätze miteinander gewechselt. Ich erhob mich und ging ans Fenster, um Luft zu schnappen. Er schaute von seiner Zeitung auf.
    »Wenn du eine Weile raus willst, geh doch schwimmen«, sagte er. »Ich halte hier die Stellung.«
    Ich warf einen Blick auf die Uhr an der Wand und versprach, in zwei Stunden zurück zu sein. Er nickte, sagte, es gäbe keinen Grund, dass wir zu zweit warten müssten, und schien zugleich seltsam enttäuscht, dass ich gehen wollte, obwohl mein Bruder noch operiert wurde.
    »Um sechs bin ich zurück«, sagte ich und gab mir damit ein wenig mehr als zwei Stunden.
    »Keine Eile«, sagte er, und ich trat vom Fenster weg und ging zur Tür. »Hinterher ist ihm wahrscheinlich sowieso nicht nach Gesellschaft zumute.«
    Ich fuhr zum Meer, lenkte den Mietwagen auf den Strand und fuhr nach Norden, bis ich keine Sonnenanbeter mehr sah. Ich zog mich im Wagen aus und schwamm etwa eine halbe Stunde, in gerader Linie aufs offene Meer und wieder zurück, nicht weit genug, um mich müde zu fühlen, und nicht weit genug, um das Krankenhaus hinter mir zu lassen.
    Ich stieg aus dem Wasser, legte mich hin und presste meine Brust, meine Beine, Arme und die Wange in den Sand, lag einfach da, und mein Mund war ihm so nah, dass der Atem kleine Körner aufwirbelte. Kurz darauf schlief ich ein.
    DIE ÄRZTE WAREN MIT WARD FERTIG . Er lag wieder im Aufwachraum, das Gesicht ein wenig kunstvoller verbunden als beim letzten Mal, und er war ausgelaugt, völlig erschöpft. Mein Vater saß auf dem Stuhl neben seinem Bett und schaute mich an. Wir sagten kein Wort. Alle zehn Minuten kam eine Schwester, um Wards Körperfunktionen zu notieren, die offenbar normal waren. Zumindest waren sie so normal, dass sie ihrer Erwartung entsprachen.
    Sie sprach langsam und deutlich, wie man mit einem Kind sprechen würde. »Möchten Sie einen Schluck Wasser?«
    Er nickte, und sie hob die Tasse an seine Lippen und nahm sie dann wieder fort. »Nur ein bisschen«, sagte sie und ging aus dem Zimmer. Ich füllte nach, gab ihm die Tasse in die Hand, und er trank sie leer.
    »Vielleicht wird er davon krank«, sagte mein Vater, aber mir schien, dass er keinerlei Anspruch auf die Pflege meines Bruders erheben konnte.
    Ward sah sich mit seinem gesunden Auge im Aufwachraum um, blieb mit dem Blick hier und da hängen, an seinen nackten Zehen oder an der Flasche über seinem Kopf, und ließ ihn dann verblüfft weiterwandern. Uns beide schaute er nicht an.
    Mein Vater erinnerte sich, wie ihm der Blinddarm entfernt worden war und wie krank er sich hinterher gefühlt hatte. Er schien den Unterschied zwischen einer Krankheit und den Folgen einer Gewalttat nicht recht zu begreifen, auch

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