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Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Titel: Paperweight: Literarische Snacks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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sofort von meinem großen Helden, dem kanadischen Zauberkünstler James Randi, wiederholt. Wie der ›Inquirer‹ so treffend bemerkte: »Randi war in der Offensive. Er verteidigte mit all seinem Wissen und Geschick als Skeptiker, Zauberer und denkendes menschliches Wesen die Vernunft gegen das Schwachmatentum und präsentierte paranormalen Behauptungen die argwöhnische, skeptische Rechnung.« Randi eröffnete die Show, indem er einen Menschen schweben ließ, scheinbar ohne jede Anstrengung Löffel verbog und die Zeit auf der Uhr des Betrachters verstellte, die auf dem Tisch lag – ausnahmslos Gellers alte Kabinettstückchen.
    Danach ging der Spaß erst richtig los: Als erster Bewerber kam ein Astrologe, der »berühmt« dafür war, daß er den Leuten auf den ersten Blick ihr Sternzeichen sagen konnte. Er hatte mit zwölf Leuten gesprochen, alle gleich alt (plus/minus drei Jahre) und alle mit verschiedenen Sternzeichen. Wenn er zehn Sternzeichen richtig zuordnen konnte, sollte er sofort 100   000 Dollar gewinnen. Er schaffte keins. Statistisch gesehen unwahrscheinlich, daß jemand
dermaßen
unfähig ist, ich weiß, aber er schaffte null von zwölf. Zilch. Gar nichts.
    Dann wurden einer ASW-Herausforderin 100   000 Dollar angeboten, falls sie es schaffen sollte, von 250 korrektenAnrufen 82 mit Zener-Karten (diese Wellenlinien-/Kreuz-/ Kreis-/Quadrat-/Sterntypen) herauszufinden. Sie schaffte fünfzig, genau den Wahrscheinlichkeiten entsprechend. Die »Psychometrie«-Bewerberin sollte durch das »Erfühlen« der psychischen Resonanzen von Objekten Personen ihre Schlüssel und Uhren zuordnen. Bei neun von zwölf, hatte man vorher verabredet, sollte sie den Preis bekommen. Sie schaffte zwei. Die 100   000 Dollar wurden an jenem Abend nicht ausgegeben, und der gesunde Menschenverstand triumphierte.
    Ach, täte er’s doch auch im richtigen Leben. Trotzdem: ich bleibe Optimist, wie jeder gute Schütze.

Sportsgeist
     
    Vor zwanzig Jahren war das Leben hart. Die Ölkrise stand vor der Tür, der Vietnamkrieg tobte noch, und die Menschheit hatte das Waschpulver noch nicht erfunden, das den muffigen Geruch beim Bügeln verhinderte. So entsetzlich diese internationalen Krisen auch waren, über meinem kleinen Leben dräuten sie nicht. Nur ein Problem peinigte meine zwölfjährige Seele: Wie drücke ich mich vor dem Sport?
    Sie, das weiß ich, sind Männlein wie Weiblein rechtschaffen, sauber, frisch, kerngesund, vital und von anständigem Schrot und Korn. Nie waren Sie glücklicher, als wenn Sie durchs Mittelfeld stürmten oder sich in den Umkleideräumen mit dem Chef der jungen Füchse Handtuchschlachten lieferten. Ich dagegen war ein Sensibelchen, dem ein Cricketspiel die Gelegenheit bot, Gänseblümchen zu pflücken, und der mit Kipling wenig Respekt vor den »Flanellnarren am Wicket oder lehmverschmierten Tölpelnim Tor« hatte. Wie der Held in Vivian Stanshalls »Der komische Knabe« konnte ich mit einem Band Mallarmé auf der Wiese liegen und den Rufen lauschen, die von fern an mein Ohr drangen. Gut, seien wir ehrlich, es war eher Dornford Yates als Mallarmé, aber es geht schließlich ums Prinzip.
    Ihre ehrlichen englischen Gesichter laufen schon ganz rot an vor Ekel. »Ich dachte, solche Männer geben sich die Kugel«, denken Sie. Keine Angst. Ich habe nicht die Absicht, einen rachsüchtigen Artikel zu schreiben, der mir die Rolle des verhärmten und verbitterten Ästheten zuteilt und den Athleten die Rollen der ungehobelten, dickköpfigen Philister. Ganz im Gegenteil. Was mich viel mehr beunruhigt, ist, daß ich plötzlich alle Sportarten gern habe.
    Was würde mein jugendliches Ich wohl sagen, wenn es sähe, wie ich mir heutzutage ein Sixpack sowie alles an Sport reinpfeife, was das Fernsehen zu bieten hat? Es würde sich zu seiner vollen schlaksigen Höhe aufrichten und die Nase rümpfen. Fry, der Spasti aus der Vierten, sieht sich jedes einzelne Putten beim Golf Open an? Fry, der dünne Hering, der einst mit Schal und Fellhandschuhen zum Rugby kam, brüllt heute »Das war nie im Leben Abseits!« Fry, der einem Cricketspiel einen Asthma-Anfall vorzog, den er zu erzeugen wußte, indem er den Kopf in Goldregenbüsche steckte, deichselt es, Denis Compton vorgestellt zu werden, um über die verschiedenen Vorzüge von Miller, Hadlee und Botham zu reden? Das ist doch unvorstellbar.
    Aber ich liebe Sport. Vor allem Cricket, mit Abstand, aber auch Fußball und Rugby League
und
Rugby Union. Ich mag Darts, Bowling,

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