Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)
gezeigt wurden; das war stilprägend.« »Aha«, sagt Bendish und fängt ein bißchen zu früh an zu raten, »Sie sind Michael Jackson.« Und so fahren wir fort, bis er schließlich erahnt, daß ich in Wahrheit Colin Welland oder Delia Smith oder sonstwer bin. Ein Heidenspaß. Aber dann weiß ich, daß das Automobil bald anhalten wird und ich wieder Herr meines Schicksals sein werde.
Nun, was könnte flauschiger sein? Ich habe des verstorbenen Mr Ellmanns atemlos brillante Biographie von Oscar Wilde gelesen und beschlossen, daß ich an jedem Tag meines Lebens ein neues Epigramm prägen werde, auf daß die Menschen mich eines Tages in Pubs, Waschsalons und Toiletten auf der ganzen Welt zitieren mögen. Mein Epigramm dieser Woche hat Kompromisse zum Thema. Ein Kompromiß, mein lieber Marquis, ist der Versuch, zwischen zwei Narren Zeit zu schinden. Zwischen zwei Narren Zeit zu schinden – wäre Ihnen das nicht gern eingefallen? Wenn Sie es haben, gehen Sie wieder ins Bett.
Trefusis über den Haß auf Oxford
Zu jener Zeit suchte Oxford, wie Sie vielleicht merken werden, nach einem neuen Kanzler, da Sir Harold Macmillan (Lord Stockton) gestorben war. Das Bootsrennen sollte an just diesem Sonntag ausgetragen werden.
Ich habe von Ihnen so viele Briefe zu einem bestimmten Thema erhalten, daß ich mich, wenn auch widerwillig, verpflichtet fühle, heute darüber zu sprechen. Mrs Quanda Earnshaw, Miral Blackstock, Tindy Welmutt und Bruden Wamp stellen ausnahmslos und unverblümt dieselbe Frage: Warum habe ich mich nicht um die Kanzlerschaft der Universität Oxford beworben, habe nicht um sie angehalten, gebuhlt oder bin sonstwie auf Freiersfüßen getappt? [1]
Passenderweise sieht der heutige Tag das, was ein Wodehousianischer Magistrat einst die Genugtuung besaß, als den alljährlichen aquatischen Wettstreit der Universitäten von Oxford und Cambridge zu bezeichnen, kurz das Bootsrennen, und ich finde es angemessen, meine Gründe dafür zu umreißen, warum ich mich nicht um jene Stelle beworben habe, die der ›Daily Telegraph‹ »das prestigeträchtigste akademische Amt« nannte und der ›Express‹ »die Rolle des Obermackers an Britanniens piekfeiner Topsnobuniversität«.
Ich bin, wie all jene unter Ihnen wissen, die je aufmerksam meinen kleinen Hörfunkstunden zugehört haben, ein überaus toleranter und gutherziger Mensch. Höflich, schwer erregbar, treu, sanftmütig und zuvorkommend. Außerdem bin ich, wie jene bezeugen können, die zwischen den Zeilen gelauscht haben, ein Cambridgemann. Ich hege keine chauvinistische oder übereifrige Zuneigung zu Cambridge. Jedermann, der sich einmal in einer großen Institution bewegt hat, sei es nun die BBC, die Armee, eine Schule oder ein großes Krankenhaus, wird wissen, daß Sahne und Abschaum gleichermaßen nach oben steigen; daß schußlige, hoffnungslose, engstirnige, halbblinde und ungebildete Inkompetenz Handel und Wandel an solchen Orten zu allen Zeiten durchdrungen hat. Daß Bosheit,Heimtücke und Rivalität die Zusammenarbeit, Kollegialität und das gegenseitige Vertrauen enttäuschen. Was also kann meinen unbändigen, blinden und irrationalen Haß auf Oxford und alles Oxonische erklären? Lassen Sie mich das sofort relativieren: Unter meinen besten und treuesten Freunden finden sich Ehemalige und Angehörige der Universität Oxford. Einige der aufrechtesten und hervorragendsten Menschen, die ich kenne, dürfen »M. A. (Oxon)« hinter ihre Namen setzen. Und doch dieser rasende, unerbittliche Abscheu. Weshalb? Bin ich einfach verrückt?
Nun, versuchen wir einmal, die Unterschiede zwischen unseren beiden ältesten Universitäten herauszuarbeiten. »Cambridge bringt Märtyrer hervor«, ging früher das Sprichwort, »Oxford verbrennt sie«. Das bezog sich auf Cranmer, Latimer und Ridley, unter Mary Tudor in Oxford verbrannte Protestanten. Cromwell war ein Cambridgemann, Oxford im Bürgerkrieg eine royalistische Hochburg. Fast jeder bedeutende Premierminister unserer Geschichte war in Oxford, bis hin zu und einschließlich von Mrs Thatcher. Das Trinity College zu Cambridge allein kann sich auf mehr Nobelpreisträger berufen als Frankreich, Deutschland und Italien zusammen. Rutherford, Newton, Hewish, Crick und Watson, ein ehrfurchtgebietendes wissenschaftliches Erbe als Gegengewicht zu Oxfords Politikern. Keynes war in Cambridge, Oscar Wilde in Oxford. Der herzliche, surreale Terry Jones in Oxford, der logische, schonungslose, sarkastische John Cleese in
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