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Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Titel: Paperweight: Literarische Snacks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Lösung wäre, wie mein Vorgänger [1] in dieser Kolumne bereits vorgeschlagen hat, einen Kanal nur für Wiederholungen einzurichten. Dafür braucht man nichts weiter als eine freie Sendefrequenz. Ich bin sicher, daß auf dem Weg dahin Hindernisse liegen, aber wem ist im Moment überhaupt daran gelegen, sie aus dem Weg zu räumen? Wann kommt ein prächtiger Siegfried und entwindet diesen unbeholfenen Fafners ihren Hort ungesehener Schätze?
    Apropos glänzende Helden, das Cricket-Testmatch zwischen Australien und England hat ein anderes schwieriges Problem zum Vorschein gebracht. Wie kommt es, daß Peter West, einer der erfahrensten Fernsehleute überhaupt, vor der Kamera immer noch so unbeschreiblich unfähig und verklemmt wirkt? Wie kann das sein? Alljährlich kommen Leute aus anderen Lebensbereichen zum Fernsehen, denken Sie nur an Bob Willis, Bob Wilson, James Hunt und Richie Benaud. Von diesen zu Kommentatoren gewandelten Sportlern könnte man unbeholfene Sprache und nervösesAuftreten erwarten, aber binnen eines Monats machen diese Männer und viele ihresgleichen einen hundertmal konzentrierteren, entspannteren und gefaßteren Eindruck als der gute alte Peter West, der jetzt seit über zwanzig, aller Wahrscheinlichkeit nach über dreißig Jahren auf unseren Bildschirmen zu sehen ist. Woran liegt das? Du lieber Himmel, ich will es ja gar nicht ändern, aber – bloß aus Neugier – wie kommt das? Er würgt und schluckt und wiehert, er stottert und blinzelt und wackelt mit dem Kopf; in Interviews läßt er es zu peinlichen Pausen zwischen den Fragen kommen und unterbricht die Antworten mit peinlichen Bemerkungen. Es ist unfaßbar. Nehmen Sie mich als Gegenbeispiel: Ich bin unfähig, eine melodische Note aus meiner Kehle dringen zu lassen – das bereitet mir nahezu untröstlichen Kummer, aber damit muß ich leben, und ich erscheine prinzipiell nicht in Fernsehkonzerten, um mit Placido Domingo zusammen zu singen. Aber wenn, und das sage ich mit aller nötigen Bescheidenheit, wenn ein Produzent mit einem genügend breiten Sprung in der Schüssel darauf bestehen würde, mir eben diese Rolle zuzuweisen, dann möchte ich schwören, daß ich nach fünfundzwanzig Jahren als die Nachtigall von Norfolk bekannt wäre, daß man Krankenstationen und Schnellzüge nach mir benannt hätte und daß in jedem Museum des Landes Gipsabdrücke meiner Mandeln stünden. Übung macht den Meister, heißt es, und Arbeit macht Fry zum Meistersinger. Aber Peter West steht auch nach fünfundzwanzig Jahren genauso hoffnungslos, genauso herrlich und aufregend unfähig da wie zu Beginn seiner Karriere. Ein harter Schlag für den Spätzünder.
    Aber um noch einmal auf das Thema Wiederholungen zurückzukommen, es gibt Dinge, die gewinnen noch mit dem Alter. BBC 2 wiederholt gerade
Raumschiff Enterprise
, eine Serie von bemerkenswerter Qualität. Zur Einleitungder Folgen strahlte man eine Sendung mit dem Titel
Memories of Star Trek
aus, in der Leonard Nimoy, wie der bürgerliche Name von Mr Spock lautet, demonstrierte, daß er persönlich für all die Charakterzüge und Manierismen verantwortlich war, die Spock zu einer der großen fiktionalen Schöpfungen unserer Tage gemacht haben. Anscheinend leitet sich der vulkanische Handgruß von einer rabbinischen Geste her, die die Gläubigen in der Synagoge nicht mit ansehen dürfen. Der legendäre vulkanische Paralysegriff erlaubte Leonard Nimoy, seine Feinde außer Gefecht zu setzen, ohne herumrennen und komplizierte Kampfszenen proben zu müssen.
    In seinen besten Momenten verrät
Raumschiff Enterprise
Beachtliches über die Prinzipien der Kultur: Ziel der Forschungsfahrt der
Enterprise
ist die Entdeckung der Bedeutung von Zivilisation. Ein typisches Abenteuer lotet das Problem aus, das darin besteht, ein intelligentes Wesen zu sein, ein Wesen von hoher Auffassungsgabe und breitem Wissen (bekanntlich kein Problem, das Programmdirektoren zu schaffen machen könnte), zugleich aber ein Wesen voller Leidenschaft, voller dunkler, widerstreitender Triebe. Wir sehen den unendlichen Kampf zwischen Apollo und Dionysos, den Nietzsche im Zentrum der griechischen Tragödie lokalisierte.
    Eine Folge von
Raumschiff Enterprise
gipfelte darin, daß Jim sich zu McCoy drehte und auf den Flugbildschirm wies: »Weißt du, Pille, da draußen sagt jemand die drei schönsten Worte des Universums.« Wissen Sie, wie diese Worte lauten? Vielleicht tippen Sie auf das widerliche »Ich liebe dich«, und bei neun von zehn

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