Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)
Landschaft Signalmasteauf jeder Anhöhe und Hügelkuppe in hellen, fröhlichen Farben weiterwimpeln. Das mag letzten Endes wahr sein, es jedoch zur endgültigen Wahrheit zu machen, von der jedes Strafgesetz und Gesellschaftssystem, alle Politik und Ökonomie ihren Ausgang nehmen sollen, hieße, eine Weise des Umgangs mit unserem Mitmenschen zu verkünden, die einiges zu wünschen übrigläßt.
Seine Überzeugung trägt er mit soviel Verve vor, daß sämtliche Organisationen oder Bewegungen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, durch Geburt, Willensschwäche oder menschliches Irren herbeigeführte Mängel oder Ungleichheiten zu beheben, verächtlich abgetan werden. Tierschützer handeln nicht aus Tierliebe, sondern aus Menschenhaß, aus
unerträglichem Zorn auf die nackte Tatsache, daß es ein Universum gibt und daß wir darin neben den Tieren leben, ob wir wollen oder nicht. Zum Beispiel ist mir die Genugtuung aufgefallen, mit der Kernwaffengegner den drohenden Holocaust beschreiben mitsamt seinen Seen geschmolzener Augäpfel, seinen Wäldern menschlicher Skelette, seinen Bergen gerösteten Fleisches.
Na, na! Holla! Um nicht zu sagen, pfui! Andernorts ist Levin »aufgefallen«, daß die »schrillsten« Feministinnen auch die häßlichsten sind. Er, der sonst so sensibel ist für den Mißbrauch konnotativer Sprache zu politischen Zwecken, benutzt Wörter wie »gemäßigt« und »extrem« als seine Tennisbälle, die in jede ihm gefällige Richtung geschlagen und gespielt werden.
All diese nichtigen Beobachtungen, seine suggestive Wortwahl und seine Unterstellungen von Bösartigkeit an die Adresse jener, die sich, ums offen zu sagen, im Endeffekt allesamt als links oder liberal herausstellen, werdennur jene empören, die anders denken und handeln als Mr Levin (obwohl sie oft in letzter Instanz derselben Ansicht sind), und werden bloß süffisante Befriedigung bei jenen hervorrufen, die seine politischen Anschauungen und sozialen Obsessionen teilen. Aber letztere finden alle Befriedigung, deren sie bedürfen, bei den Scrutons und Butts und Mounts, die dieselben Meinungsseiten der ›Times‹ vollschmieren wie Mr Levin, deren giftige Ergüsse jedoch nicht den Funken eines Jotas eines Hauchs eines Millionstels des Witzes und der Bildung und der Humanität enthalten, den selbst seine traurigsten illiberalen Texte aufweisen.
Ich jedoch kann – und empfehle jedem dasselbe – über Unterschiede hinwegsehen und Gemeinsamkeiten begrüßen. Sein Stil ist über alles erhaben, machen Sie es sich nur bequem und genießen Sie die Prosa des besten Kolumnisten unserer Tage.
Das Bangemachen der Satire
Eine Rezension von Büchern über Institutionen der britischen Satire für den ›Listener‹.
Tooth & Claw: The Inside Story of Spitting Image
, von Lewis Chester, Faber & Faber, kartoniert, £ 3.95.
Inside Private Eye
, von Peter McKay, Fourth Estate, gebunden, £ 9.95.
Wenn es in diesem Land eine Kuh gibt, die heiliger ist, eine Tradition, die mehr verehrt, ein Tabu, das mehr respektiert wird als andere, dann ist das der große britische Satiriker.Von Chaucer bis Ingrams, über Dryden, Swift, Dickens und zwei Waugh-Waughs sind wir stolz auf diese dreckigen, knurrenden und unzähmbaren Hunde, die dem Unschuldigen genauso bereitwillig die Kehle zerreißen wie dem Schuldigen. Aber wir leben im Zeitalter der T-Shirts, Videokassetten, internationalen Verwertungsgesellschaften, Coffee-Table-Books und des Spin-off-Merchandising. Das einfältige Schubladendenken von heute legt fest, daß »Satire« nicht mehr und nicht weniger bedeutet als »Spaßmacherei aus aktuellem Anlaß«. In diesem Viertel des zwanzigsten Jahrhunderts ist Satire demzufolge ernstzunehmendes Big Business und streng definiert. Satire ist eine trostreiche Erinnerung daran, was für eine tolerante und demokratisch sich selbst kasteiende Nation wir doch sind. Aus diesem Grund stellen Entlassungen und Krisen beim ›Private Eye‹ eine genauso wichtige Nachricht dar wie ein Erdbeben in Asien und ist die Einstellung eines Opfers zu seiner oder ihrer Marionette in
Spitting Image
genauso Futter für die Regenbogenpresse wie die Heroinsucht eines Popstars. Die Satiriker werden zunehmend Teil der besseren Gesellschaft und ihre Organe zu deren Stützen.
Diese Entwicklung spiegelt sich in der Veröffentlichung zweier Bücher, die zwei unsrer vornehmsten und verehrtesten satirischen Produktionen »den Schleier lüften«, den obengenannten
Spitting
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