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Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Titel: Paperweight: Literarische Snacks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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eigenen
Goldenballs
erzählt worden sind, und zu wenige darauf, einmal zu schildern, wie eine Ausgabe tatsächlich entsteht oder was in den Räumen vor sich geht, wo die Witze ausgedacht werden. McKay ist in diesen Räumen eindeutig nie dabeigewesen; wir hören, wie das Gelächter aus ihnen herausröhrt, und können uns den armen McKay vorstellen, wie er im Vorzimmer am Stift lutscht und sich wünscht, er wäre auch so witzig wie Ingrams und Waugh. Er könnte sich auch ihr Schreibtalent wünschen.
    Lewis Chester, Verfasser von
Tooth & Claw: The Inside Story of Spitting Image
, ist ebenfalls Journalist und hat bereits Bücher über Onassis, Jeremy Thorpe und Beaverbrook vorzuweisen. Er legt aus der Sicht eines Außenstehenden eine Geschichte der vier oder fünf Jahre vor, die es gedauert hat, bis
Spitting Image
der durchschlagende Erfolg von heute wurde.
    Vielleicht fragen Sie sich jetzt, warum ein solches Buch schon jetzt geschrieben worden ist. Sicher ist
Spitting Image
sehr erfolgreich, aber wer will schon 150 Seiten darüber lesen, wie es dazu kam? Fluck begegnete Law, werden Sie sagen, sie arbeiteten eine Zeitlang zusammen an Zeitschriften und anderen Dingen, und dann dachten sie (oder jemand anders dachte), sie sollten eine Fernsehserie machen, in der ihre Figuren von Puppenspielern zum Leben erweckt werden. Drehbuchschreiber und Stimmenimitatoren wurden eingestellt, ein Pilotfilm wurde gedreht, und die Serie begann, zunächst noch sehr wackelig, aber nach und nach an Qualität zu gewinnen, bis das Ganze zu einer sehr populären und vielgeliebten Sache wurde. Die Sendung war ungezogen genug, um durch ihr unverschämtes Abbild der königlichen Familie eine Menge Aufmerksamkeit zu bekommen, aber inzwischen ist sie eine so respektableInstitution, daß ein Mitglied der königlichen Familie nicht weniger unverschämt aussähe, wenn es sie heute angriffe. Ende der Geschichte. Glauben
Sie
. In Wirklichkeit war nichts so einfach. Das Buch wogt und zittert nur so vor Geschichten über Verleumdung und Verunglimpfung. Seit die Idee geboren wurde, scheint das gesamte Projekt eine äußerst schmierige Angelegenheit gewesen zu sein: Die Flügelkämpfe, Entlassungen und Gier nach finanziellem Gewinn aus dem Unternehmen sind, wie hier glaubwürdig versichert wird, wenn überhaupt untertrieben. Kaum zu glauben.
    Noch bevor ein Witz geschrieben oder eine Puppe modelliert war, stritten die verschiedenen Protagonisten anscheinend schon darüber, wer welchen Anteil des nominellen Kuchens bekommen sollte. Das Buch enthält definitiv zu viele finanzielle Einzelheiten, als mich interessieren könnten. Wenn ich Worte wie »Dividende« oder »Aktienbesitz« bloß sehe, versetzt mich das sofort in Tiefschlaf, aber dem rund ein halbes Dutzend Produzenten und Managern von
Spitting Image
scheinen diese Wörter alles bedeutet zu haben, und Chester geht diesen geschäftlichen Details auf den Grund.
    Eine Fernsehgesellschaft ist, wie jeder bezeugen kann, der sich je in der Nähe einer solchen herumgetrieben hat, ein enormer Apparat und nur dazu geschaffen, Dinge zu versauen. Geschäftsführer beim Fernsehen sind erst dann richtig glücklich, wenn sie abends ihren Ehefrauen oder -männern erzählen können, wie sie erfolgreich ein Projekt vereitelt oder abgeschossen haben. Dieser Aspekt der Unternehmensgründung von
Spitting Image
kommt gut rüber. Bei der ersten Staffel waren die Aufnahmeleiter und der Regisseur gezwungen, eine Drei-Millionen-Pfund-Serie aus einem Lieferwagen auf einem Parkplatz heraus sendefähig zu machen. Die erste Folge lief in einer gekürztenFassung, weil alles Material über die königliche Familie herausgeschnitten werden mußte, da man Angst hatte, sonst Prince Philip zu brüskieren, der in der Sendewoche die Studios von Central TV in Nottingham eröffnen sollte.
    Tooth & Claw
wird eher Leser ansprechen, die sich für geschäftliche Abschlüsse und Vereinbarungen, finanzielles Keifen und politische Weinereien interessieren, als solche, die etwas über die Entstehung einer witzigen Serie erfahren wollen. Das Inhaltsverzeichnis listet Kapitel auf, deren Titel von absurder Nutzlosigkeit sind: »Der Gott mit den schlechten Manieren«, »Der freche Mandarin«, »Eine abstoßende Passage«, »Die Mittagspause« und »Wie man sie aufspießt« sind fünf Beispiele von vierundzwanzig. Ärgerlicherweise gibt es keinen Index. Ich würde das Buch nicht gerade als ideal für den Gabentisch des typischen Zuschauers von
Spitting

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