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Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Titel: Paperweight: Literarische Snacks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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»Will-wissen-ob-Norwich-City-jemals-den-Littlewoods-Cup-gewonnen-hat-oder-nicht«
     
    Lieber »Will-wissen-ob-Norwich-City-jemals-den-Littlewoods-Cup-gewonnen-hat-oder-nicht« – halt Deinen Hut fest, Ihr habt
beide recht!!!!!!!
Norwich
hat
den Littlewoods Cup gewonnen – oder League Cup, wie er damals hieß –, aber im nächsten Jahr dann nicht, und seitdem haben sie ihn jedes einzelne Jahr nicht gewonnen. Eine Meisterleistung ganz eigener Art, genau wie »Bright Eyes«, was auch von einer ganz eigenen Art war.
     
    Lieber Vetter Stephen, Mr Dawlish – das ist unser Direktor – sagt, daß ich jeden Dienstagmorgen zur Mathedoppelstunde kommen muß, aber ich hasse Mathe, außerdem überschneidet es sich mit
Neighbours
, meiner geliebten australischen Seifenoper. Kannst Du vorbeikommen und ihn in den Kopf schießen, damit ich da nicht mehr hin muß?
    Herzliche Grüße, Dennis.
     
    Lieber Dennis, ich würde Dir gern helfen, aber Du hast die Pflicht, zur Schule zu gehen. Ich weiß, daß Ihr Lehrer schlecht bezahlt werdet, aber viele Kinder verlassen sich auf Euch, um sie durch die Prüfungen zu schleusen, also Kopf hoch und bereite die nächste Stunde vor.
     
    Lieber Vetter Stephen, ich bin arbeitsloser Bowlingkommentator, und letzte Woche habe ich auf dem Speicher ein Originalgemälde gefunden. Es ist von van Gogh signiert, und man hat es mir auf 25 Millionen Pfund geschätzt. Findest Du, ich sollte es verkaufen? Das Gemälde macht sich so gut über meinem Kamin, daß es eigentlich eine Schande wäre. Meine Frau hält mich für übergeschnappt. Was würdest Du raten? Gruß, »Im Dilemma«
     
    Lieber »Im Dilemma«, in Deinem Alter finden bestimmte körperliche Veränderungen statt. Neues Haar wächst, und Du kommst in den Stimmbruch. Das ist völlig normal, und Du brauchst Dich nicht unnötig aufzuregen. Das Photo lege ich wieder bei; ja, er ist schon merkwürdig geformt, aber Menschen gibt es eben in allen Variationen. Ich muß zugeben, Deiner ist der erste, der aussieht wie Esther Rantzen.
     
    So, mehr habe ich diese Woche nicht geschafft! Nächste Woche erledige ich dann die Verhandlungen mit Gorbatschow und versuche, die Welt von Nuklearwaffen zu befreien! Wer weiß, in der Woche darauf bin ich vielleicht schon in Deiner Stadt! Sieh Dich vor!!!!
    Herzliche Grüße,
    Vetter Stephen

Der World Service
     
    Ein weiterer Artikel für das Magazin ›Arena‹.
     
    Hier spricht London.
Ta diddi dah, di tah diddi dah, dah diddi dah, ti dah diddi tah. Jum tum tum-tum, tab tiddi tum tum, tum tiddi tab tum, tiddi dum dum, di diddi dum dumdum,
diddi dum dumdum, diddi tum dum, tum tiddi dum dum.
Dip. Dip. Dip. Dip. Dip. Diiiiip. BBC World Service. Nachrichten, am Mikrophon Roger Collinge …
     
    Die warmen braunen Töne tropfen aus Bush House heraus wie Honig aus einem Glas: voll und nachhallend auf Lang- und Mittelwelle für die Zuhörer in der Heimat oder hell und zischend auf Kurzwelle für hundert Millionen englischsprechender Menschen auf dem ganzen Globus, zu deren Nutz und Frommen das heißgeliebte Signal, an der Ionosphäre reflektiert, durch Ionenstürme und den rüde rempelnden Verkehr von hunderttausend ausländischen Sendern von Relaisstation zu Relaisstation weitergegeben wird, um dann frisch und knackend auf dem Verandatisch zu landen. Denk’ ich an England voller Pracht, so bin ums Weltreich ich gebracht. Der World Service, ein kleines Bakelittor zur Welt von Sydney Box,
Charters and Caldicott
, Tee aus Mazawattee, Kennedys Lateinfibel und dunklen, regennassen Straßen. Ein England, das es nie gegeben hat, im Äther heraufbeschworen durch nichts als Akzente, Marschrhythmen und einen bescheidenen, selbstironischen Stil, der in seiner Unehrlichkeit dreister und frecher ist als Disneyland. Ein Mary-Poppins-Sender, glanzvoll in seiner düsteren Rauheit, fröhlich in seiner strengen Routine und seinen unerschöpflichen Ressourcen: eine augenzwinkernde Autorität, die einfach dadurch, daß sie sich nie verändert hat, all unsere verborgensten Wünsche erfüllt, auch wenn der Wind sich längst gedreht hat.
    Ooh, ich liebe ihn. Er ist mein Leitstern, Philosoph und Freund, ein Spielzeug für müßige und Arbeit für ernste Stunden; er ist die Katze im Schoß meiner Tage. Seit meinem zwölften Lebensjahr ist das Radio in meinem Schlafzimmer immer auf Mittelwelle 648 eingestellt. Schenkt man jenen monströsen Schwätzern Glauben, die ihr Gelddamit verdienen, Trends zu entdecken und darüber banale Bücher mit

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