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Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
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Arbeitsbewilligungen und Ähnliches zu kommen. Und es gebe viele unter ihnen, Frauen, ja sogar Männer, denen das sehr unangenehm werden könnte.
    Das sind ja schöne Auskünfte. Er setzt hinzu, daß er mir zur Verfügung stehe, falls ich etwas brauche, und daß er mich donnerstags und sonntags besuchen wolle. Ich danke dem tapferen Jungen, der mir in der Folge bewies, daß sein Versprechen aufrichtig war. Er sagt mir auch, daß nach den Zeitungsberichten unsere Auslieferung an Frankreich bereits beschlossene Sache sei…
    »Ich habe euch eine Menge zu erzählen, meine Herren!« sage ich.
    »Was denn?« rufen alle fünf im Chor.
    »Erstens, daß wir uns wirklich keine Illusionen machen dürfen: die Auslieferung ist beschlossene Sache. Ein Sonderschiff aus Französisch-Guayana wird uns hier abholen und dahin zurückbringen, von woher wir gekommen sind. Außerdem macht unsere Anwesenheit den lieben Zuhältern Sorgen, die sich hier in Baranquilla niedergelassen haben. Nicht dem, der mich besuchte, dem macht es nichts, aber seinen Kollegen. Die fürchten nämlich, daß wir ihnen, falls einer von uns flieht, Scherereien machen könnten.«
    Schallendes Gelächter. Sie glauben alle, ich scherze. »Herr Bordellbesitzer Sowieso, bitte schön, darf ich ausbrechen?«
    »Genug gelacht. Wenn Huren zu uns kommen sollten, muß man ihnen sagen, sie sollen nicht wiederkommen, verstanden?«
    »Verstanden.«
    In unserem Hof befinden sich, wie ich schon sagte, etwa hundert kolumbische Gefangene. Sie sind durchaus nicht unfähig. Es gibt unter ihnen sehr gute Diebe, ausgezeichnete Fälscher, einfallsreiche Betrüger, Spezialisten für bewaffnete Angriffe, Rauschgifthändler und Mörder, für diese in Amerika ganz gewöhnliche Profession speziell ausgebildet. Reiche Leute, Politiker oder arrivierte Abenteurer nehmen sie gegen Geld in Dienst.
    Ihre Hautfarbe ist sehr verschieden. Sie reicht vom Schwarz des Senegalnegers bis zur Teefarbe des Kreolen aus Martinique, vom Ziegelrot des mongolischen Indianers mit seinem glatten, schwarzvioletten Haar bis zum unvermischten Weiß. Ich trete mit ihnen in Kontakt, suche mich über die Eignung und Fluchtbereitschaft gewisser ausgewählter Typen zu informieren. Die meisten von ihnen sind wie ich: wenn sie eine lange Strafe befürchten oder bereits haben, leben sie in ständiger Fluchtbereitschaft.
    Oben um die vier Mauern des rechteckigen Hofes läuft für die Wachtposten ein Weg, der nachts hell beleuchtet ist und an dessen vier Ecken sich je ein kleiner Turm mit einem Wachthäuschen befindet. Dort oben machen Tag und Nacht vier Posten
die
Runde, der fünfte steht im Hof an der Kapellentür. Dieser fünfte ist unbewaffnet. Unsere Ernährung ist ausreichend, und manche Gefangene kaufen sich Kaffee oder aus den Landesfrüchten hergestellte Säfte: Orangensaft, Ananassaft, Saft aus Papayas und so weiter. Sie werden von draußen hereingebracht. Ab und zu wird einer der kleinen Händler das Opfer eines bewaffneten Angriffs, der gewöhnlich mit verblüffender Raschheit vor sich geht. Einer drückt ihm ein Handtuch ins Gesicht, um ihn am Schreien zu hindern, und versetzt ihm einen Messerstich in die Rippen oder in den Hals; bei der geringsten Bewegung folgt der zweite Stich. Das Opfer ist seiner Einnahmen beraubt, ehe es einen Laut von sich geben kann. Ein Fausthieb in den Nacken begleitet das Abnehmen des Handtuchs. Doch was auch geschieht, niemand redet. Manchmal bringt der Händler seine Waren in Sicherheit – er schließt sozusagen seinen Laden – und sucht herauszubekommen, wer ihm den Stich versetzt hat. Entdeckt er den Mann, kommt es fast immer zu einer Messerschlacht.
    Zwei kolumbische Diebe, einer von ihnen heißt Fernando, machen mir einen Vorschlag. Ich höre ihnen aufmerksam zu. Es scheint in der Stadt stehlende Polizisten zu geben. Wenn sie in irgend- einem Viertel Wache stehen, verständigen sie ihre Komplizen, damit diese dort stehlen können.
    Meine beiden Besucher kennen sie alle und erklären mir, daß es bloß Pech sei, wenn einmal eine Woche lang keiner dieser Polizisten an der Tür der Kapelle Wache hält. Ich müßte mir nur von meinem Besuch einen Revolver bringen lassen. Der Polizeidieb würde es ohne weiteres übernehmen, sozusagen gezwungenermaßen an die Ausgangstür der Kapelle zu klopfen, die zu einem Wachtrupp von höchstens vier bis sechs Mann führt. Mit angelegtem Revolver von uns überrascht, könnten sie uns nicht daran hindern, die Straße zu erreichen. Und dann

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