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Papillon

Papillon

Titel: Papillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Charrière
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hätte man nichts mehr zu tun, als im Verkehr zu verschwinden, der dort überaus lebhaft sei.
    Der Plan gefällt mir nicht sehr. Der Revolver müßte ziemlich klein sein, um ihn verstecken zu können, höchstens Kaliber 6,35. Damit riskiert man aber, die Wachtposten nicht genug einzuschüchtern. Und wenn einer der beiden falsch reagiert, wäre man gezwungen, ihn zu töten. Ich sage also nein.
    Der Wunsch, etwas zu unternehmen, quält nicht nur mich, sondern auch meine Freunde. Nur mit dem einen Unterschied, daß sie in depressiven Zeiten davon überzeugt sind, daß uns das Schiff, das uns abholen soll, noch im Gefängnis antreffen wird. Von solchen Gedanken ist es dann nicht mehr weit bis dahin, wo man sich geschlagen gibt. Sie unterhalten sich sogar darüber, wie man uns dort unten bestrafen wird und welche Behandlung uns dort bevorsteht.
    »Ich kann eure Dummheiten nicht mehr hören! Wenn ihr schon davon reden müßt, dann tut es, wenn ich nicht
da
. bin, oder stellt euch irgendwohin, wo ich es nicht hören kann! Mit einem solchen Verhängnis wie dem unseren kann man sich nur abfinden, wenn man impotent ist. Seid ihr impotent? Hat einer von euch einen Schlag in die Hoden bekommen? Wenn es so ist, dann sagt es mir. Denn ich werde euch etwas sagen, Freunde: Wenn
ich
an einen Ausbruch denke, so denke ich an einen Ausbruch für uns alle. Wenn
ich
mir den Kopf darüber zerbreche, was wir tun könnten, um hier herauszukommen, dann zerbreche ich mir den Kopf, wie wir alle herauskommen könnten. Und bei sechs Männern ist das nicht leicht. Denn ich sage euch, wenn der Tag kommt, und wir haben es nicht geschafft, dann töte ich einen kolumbischen Polizisten, um Zeit zu gewinnen. Die werden mich nicht an Frankreich ausliefern, wenn ich einen ihrer Polizisten umgelegt habe. Und dann habe ich Zeit. Und wenn ich ganz allein ausbreche, wird es leichter sein.«
    Die beiden Kolumbier haben noch einen anderen Plan, der nicht schlecht ist. Sonntag früh ist die Kapelle immer voll. Von Gefangenen und Besuchern. Nach der Messe bleiben die Gefangenen, die Besuch haben, in der Kapelle. Die Kolumbier bitten mich, am Sonntag zur Messe zu gehen, damit ich sehe, wie das vor sich geht, und mich am folgenden Sonntag an dem Unternehmen beteiligen kann. Ja sie schlagen mir sogar vor, ich solle die Führung der Revolte übernehmen. Ich lehne diese Ehre ab, ich kenne die Männer nicht gut genug.
    Ich stehe nur für vier Franzosen ein. Der Bretone und der Mann mit dem Bügeleisen wollen nicht mitmachen.
    Kein Problem, sie brauchen nur nicht in die Kapelle zu kommen. Am Sonntag gehen wir vier, die mit von der Partie sein wollen, in die Messe. Die Kapelle ist rechteckig. Vorne in der Mitte ist der Hochaltar, an den beiden Seitenwänden je eine Tür, die in die Höfe führt. Das Hauptportal führt zu den Wachtposten. Es ist mit einem Gitter versperrt, hinter dem ungefähr zwanzig Mann stehen. Und hinter ihnen ist schließlich die Tür zur Straße. Da die Kapelle zum Brechen voll ist, lassen die Posten das Gitter offen. Während des Hochamts stehen sie dicht gedrängt stramm. Mit den Besuchern sollen noch zwei Männer kommen, und Waffen. Die Waffen sollen von Frauen zwischen den Schenkeln in die Kapelle gebracht werden. Sowie alle versammelt sind, werden die Waffen weitergereicht. Sie sollen von großem Kaliber sein, .38 und .45. Der Anführer soll von einer Frau, die daraufhin weggehen wird, einen Revolver großen Kalibers zugesteckt bekommen. Das zweite Läuten der Ministranten soll das Signal zum Angriff sein. Ich muß dem Direktor, Don Gregorio, mit den Worten »Da la orden de nos dejar passar, si no, te mato – Gib den Befehl, uns durchzulassen, oder ich töte dich« ein Messer an den Hals setzen.
    Ein zweiter muß dasselbe mit dem Pfarrer tun. Die übrigen drei sollen von drei verschiedenen Seiten die Waffen auf die Polizisten am Gitter des Haupteingangs der Kapelle richten. Sie haben jeden, der seine Waffe nicht sofort wegwirft, niederzuschießen. Die Unbewaffneten dürfen als erste hinaus, der Pfarrer und der Direktor sollen als Rückendeckung dienen. Wenn alles gutgeht, werden die Polizisten ihre Gewehre zu Boden werfen und von den Männern mit den Revolvern in die Kapelle zurückgedrängt werden. Wir gehen hinaus, sperren das Gitter zu, dann die Holztür. Wachtposten werden keine da sein, weil die Polizisten obligatorisch der Messe beiwohnen müssen. Etwa fünfzig Meter vor dem Portal wird ein Lastwagen mit einer kleinen Leiter stehen,

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